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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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5<br />

Konkurrenz um Wasser in der Landwirtschaft<br />

In vielen Ländern<br />

verfügen <strong>die</strong> Frauen <strong>über</strong><br />

Nutzungsrechte an Wasser,<br />

aber nur <strong>über</strong><br />

höchst eingeschränkte<br />

Kontrollrechte<br />

..... und <strong>die</strong> Ungleichheit<br />

der Geschlechter auch<br />

Spannungen zwischen Dezentralisierung und<br />

Zugangsgerechtigkeit treten auch auf der Ebene<br />

der einzelnen Haushalte auf. Ungleichheiten<br />

zwischen den Geschlechtern im Bereich der Bewässerung<br />

sind tief verwurzelt und ein Ergebnis<br />

der formellen und informellen Regeln, <strong>die</strong><br />

Frauen daran hindern, ihrer Stimme Gehör zu<br />

verschaffen. In vielen Ländern verfügen <strong>die</strong><br />

Frauen <strong>über</strong> Nutzungsrechte an Wasser, aber<br />

nur <strong>über</strong> höchst eingeschränkte Kontrollrechte.<br />

Letztere sind häufig mit umfassenderen<br />

Eigentumsrechten verknüpft, <strong>die</strong> zwischen<br />

Männern und Frauen höchst ungleich verteilt<br />

sind. Millionen Frauen in Südasien und Afrika<br />

südlich der Sahara haben kein Recht auf Land<br />

und daher auch kein Recht auf formelle Mitgliedschaft<br />

in den Wassernutzervereinigungen,<br />

sodass sie an deren Sitzungen nicht teilnehmen<br />

können. Zwar sehen inzwischen viele traditionelle<br />

kommunale Bewässerungssysteme <strong>die</strong><br />

Möglichkeit des Erwerbs von Wassernutzungsfür<br />

Dezentralisierung findet sich in Andhra<br />

Pradesh, wo das Wassermanagementsystem<br />

durch das Gesetz <strong>über</strong> Bewässerungslandwirtschaft<br />

von 1997 verändert wurde (Kasten 5.9). 44<br />

Das Recht, gehört zu werden, ist nicht<br />

gleichzusetzen mit der Macht, Entscheidungen<br />

zu beeinflussen. Eines der Probleme des Managementmodells<br />

für <strong>die</strong> Bewässerung bestand<br />

darin, dass es sich nur teilweise um <strong>die</strong> Stärkung<br />

der Wassernutzer bemühte. Die Reformen bestanden<br />

häufig eher darin, den Wassernutzern<br />

eine Stimme zu geben, anstatt sie mit Rechten<br />

auszustatten und dadurch ihre Position zu stärken.<br />

Dezentralisierung und <strong>die</strong> Übertragung<br />

von Befugnissen auf <strong>die</strong> lokale Ebene kann <strong>die</strong><br />

politische Partizipation und Rechenschaftspflicht<br />

stärken. Ob dadurch auch <strong>die</strong> Ungleichheit<br />

reduziert wird, hängt davon ab, ob etwas<br />

gegen <strong>die</strong> Disparitäten beim Zugang zu Land,<br />

Wasser und Macht unternommen wird.<br />

Alte Gewohnheiten lassen<br />

sich schwer <strong>über</strong>winden ...<br />

Im Bewässerungsbereich führt <strong>die</strong> Dezentralisierung<br />

des Wassermanagements nicht automatisch<br />

zu höherer Zugangsgerechtigkeit, selbst<br />

dort, wo eine klare Umverteilungspolitik verfolgt<br />

wird. Die 1998 in Südafrika erlassenen<br />

Wassergesetze institutionalisierten <strong>die</strong> Mitwirkung<br />

von Kleinnutzern in den Bewässerungsgremien,<br />

<strong>die</strong> früher Weißen vorbehalten waren.<br />

Die Wassernutzervereinigungen sind nunmehr<br />

gesetzlich verpflichtet, auch Kleinnutzer wie<br />

Landarbeiter, Marktgärtner-Gruppen und Pächter<br />

aufzunehmen. Während <strong>die</strong> Einbeziehung<br />

von Kleinnutzern in <strong>die</strong> Managementstrukturen<br />

marginalisierten Gruppen mehr Mitsprache<br />

ermöglichte, haben sich <strong>die</strong> alten Machtverhältnisse<br />

als höchst widerstandsfähig erwiesen.<br />

Große kommerzielle Landwirte dominieren<br />

nach wie vor <strong>die</strong> Entscheidungsfindung. Hinzu<br />

kommt, dass <strong>die</strong> Kleinnutzer häufig viel weniger<br />

Wasser erhalten, als sie eigentlich beanspruchen<br />

könnten. Forschungsarbeiten in der Westlichen<br />

Kapprovinz und in anderen Bewässerungsdistrikten<br />

ergaben, dass manche Kleinbauern<br />

weniger als <strong>die</strong> Hälfte ihrer Bezugsrechte<br />

ausschöpfen. Die schwache politische Organisation<br />

der Kleinnutzer und ihre Unfähigkeit,<br />

Ansprüche auf Land durchzusetzen, scheinen<br />

<strong>die</strong> Hauptursachen dafür zu sein. 45<br />

Die Erfahrung Südafrikas zeigt, dass alte<br />

Ungleichheiten und Herrschaftsgewohnheiten<br />

schwer zu <strong>über</strong>winden sind. Dasselbe gilt für<br />

<strong>die</strong> Korruption. Eines der Ziele der Dezentralisierung<br />

war es, rechenschaftspflichtigere und<br />

transparentere Managementstrukturen aufzubauen.<br />

Aber <strong>die</strong> Fortschritte waren sehr ungleich.<br />

Befragungen von Bauern <strong>über</strong> das Hakra-Bewässerungssystem<br />

im Punjab in Pakistan<br />

sind aufschlussreich. Mehr als <strong>die</strong> Hälfte der<br />

Befragten waren der Meinung, <strong>die</strong> Effizienz<br />

habe sich durch <strong>die</strong> Dezentralisierung verbessert<br />

und der Wasser<strong>die</strong>bstahl sei zurückgegangen.<br />

Aber nur wenige Bauern waren der Meinung,<br />

Bestechung sei kein Problem, ein Viertel<br />

fand, dass Amtsinhaber Freunde und Verwandte<br />

begünstigten, und <strong>die</strong> Hälfte sagte aus, es<br />

habe „keine Veränderungen“ bei den Nutzeffekten<br />

für kleine und arme Bauern gegeben.<br />

Dies sind Anzeichen dafür, dass <strong>die</strong> Dezentralisierung<br />

nicht automatisch zur Lösung der<br />

Probleme mit Korruption und schlechtem<br />

Management führt. 46<br />

244<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>

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