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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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Mangel in einer Welt mit Wasserknappheit neu <strong>über</strong>denken<br />

Wasserknappheit kann<br />

physischer, wirtschaftlicher<br />

und institutioneller Art sein,<br />

Genau wie knapp ist Wasser denn nun auf der<br />

Welt? Es gibt keine einfache Antwort auf <strong>die</strong>se<br />

Frage. Wasserknappheit kann physischer, wirtschaftlicher<br />

und institutioneller Art sein und –<br />

wie Wasser selbst – Schwankungen in Zeit und<br />

Raum unterworfen sein. Knappheit ist letztlich<br />

eine Funktion von Angebot und Nachfrage.<br />

Beide Seiten der Angebot-Nachfrage-Gleichung<br />

werden durch politische Entscheidungen<br />

und staatliche Politik beeinflusst.<br />

Knappheit verstehen<br />

„Wasser, Wasser <strong>über</strong>all, und nirgends ein<br />

Tropfen zu trinken“, klagt der Seemann in<br />

Samuel Coleridges Gedicht Ballade vom Seemann.<br />

Dieser Satz ist nach wie vor eine nützliche<br />

erste Annäherung für das Verständnis des<br />

Süßwasservorrats der Welt. Die Erde mag<br />

der Wasserplanet sein, aber 97 Prozent ihres<br />

Wassers füllt <strong>die</strong> Ozeane. 5 Der Rest ist in den<br />

arktischen Eiskappen oder tief unter der Erdoberfläche<br />

eingeschlossen, sodass nur ein Prozent<br />

in leicht zugänglichen Süßwasser, Seen<br />

und Flüssen für den <strong>menschliche</strong>n Gebrauch<br />

übrig bleibt. Im Gegensatz zu Erdöl oder Kohle<br />

ist Wasser eine unendlich erneuerbare Ressource.<br />

In einem natürlichen Kreislauf fällt Niederschlag<br />

aus den Wolken, kehrt durch Süßwasserflüsse<br />

in das salzige Meer zurück und verdunstet<br />

wieder in <strong>die</strong> Wolken. Der Kreislauf<br />

macht klar, warum uns das Wasser nicht<br />

ausgehen kann. Der Vorrat ist jedoch endlich.<br />

Das hydrologische System des Planeten<br />

Erde pumpt und leitet jedes Jahr 44.000 Kubikkilometer<br />

Wasser zum Land. Dies entspricht<br />

6.900 Kubikmeter für jeden Erdbewohner. Ein<br />

großer Teil <strong>die</strong>ser Menge entfällt auf unkontrollierbares<br />

Hochwasser oder Wasser in für <strong>die</strong><br />

<strong>menschliche</strong> Nutzung zu isolierten Gebieten.<br />

Aber selbst ohne <strong>die</strong>sen Teil gibt es auf der Erde<br />

weit mehr Wasser als <strong>die</strong> Mindestmenge von<br />

1.700 Kubikmetern, <strong>die</strong> Hydrologen laut<br />

(zugegebenermaßen willkürlicher) Vereinbarung<br />

als <strong>die</strong>jenige Menge ansehen, <strong>die</strong> benötigt<br />

wird, um Nahrungsmittel anzubauen, Industrien<br />

zu unterstützen und <strong>die</strong> Umwelt zu<br />

bewahren. 6<br />

Unglücklicherweise ist der internationale<br />

Durchschnitt eine weitgehend irrelevante Zahl.<br />

Aus einem bestimmten Blickwinkel verhält es<br />

sich mit dem Wasser auf der Welt genauso wie<br />

mit dem Reichtum auf der Welt: Global gibt es<br />

mehr als genug davon. Das Problem ist, dass<br />

manche Länder wesentlich mehr davon haben<br />

als andere. Fast ein Viertel des Süßwasservorrats<br />

der Welt befindet sich im Baikalsee im dünn<br />

besiedelten Sibirien. 7 Unterschiede der Verfügbarkeit<br />

innerhalb von Regionen und zwischen<br />

Regionen machen das Verteilungsproblem<br />

weiter deutlich. Lateinamerika verfügt <strong>über</strong><br />

31 Prozent des weltweiten Süßwasservorrats<br />

und damit <strong>über</strong> zwölfmal so viel Wasser pro<br />

Person wie Südasien. Manche Länder wie Brasilien<br />

und Kanada erhalten viel mehr Wasser,<br />

als sie verbrauchen können, während andere,<br />

wie Länder im Nahen Osten weniger erhalten,<br />

als sie benötigen. Dem unter Wasserknappheit<br />

leidenden Jemen (198 Kubikmeter pro Person)<br />

hilft es nicht, dass es in Kanada viel zu viel<br />

Wasser gibt (90.000 Kubikmeter pro Person).<br />

Und <strong>die</strong> Tatsache, dass in Island mehr als<br />

300-mal so viel Wasser wie der Schwellenwert<br />

von 1.700 Kubikmeter vorhanden ist, trägt<br />

nicht zur Lösung der Probleme von Regionen<br />

mit Wasserknappheit in China und In<strong>die</strong>n bei.<br />

Auch innerhalb von Regionen besteht oft<br />

ein großes Ungleichgewicht zwischen Wasserressourcen<br />

und Bevölkerung. Als Region ist<br />

Afrika südlich der Sahara mit reichlich Wasser<br />

ausgestattet. Die Aufschlüsselung nach der Verteilung<br />

verändert das Bild. Die Demokratische<br />

Republik Kongo verfügt mit 20.000 Kubikmetern<br />

oder mehr für jeden ihrer Bürger <strong>über</strong><br />

mehr als ein Viertel des Wassers der Region,<br />

während Länder wie Kenia, Malawi und<br />

Südafrika bereits unterhalb der Schwelle für<br />

Wassermangel liegen.<br />

Weil Wasser im Gegensatz zu Nahrungsmitteln<br />

oder Erdöl nicht leicht in großen<br />

und Schwankungen in Zeit<br />

und Raum unterworfen<br />

4<br />

Wasserknappheit, Risiken und Anfälligkeit<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 171

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