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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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Im Rückblick auf <strong>die</strong> letzten 50 Jahre ist<br />

das vielleicht <strong>über</strong>raschendste Ergebnis des<br />

Wassermanagements, wie oft Konflikte beigelegt<br />

wurden und wie stabil <strong>die</strong> Wassermanagement-Institutionen<br />

waren. Die Ständige<br />

Induswasser-Kommission, <strong>die</strong> einen Vertrag<br />

zur gemeinsamen Wassernutzung und einen<br />

Mechanismus zur Streitbeilegung <strong>über</strong>wacht,<br />

<strong>über</strong>lebte zwei große Kriege zwischen In<strong>die</strong>n<br />

und Pakistan und setzte sogar während <strong>die</strong>ser<br />

Kriege ihre Arbeit fort. Das Mekong-Komitee,<br />

ein gemeinsames Gremium unter Beteiligung<br />

von Kambodscha, der DVR Laos, Thailand und<br />

Vietnam, tauschte auch während des Vietnamkriegs<br />

Daten und Informationen aus. Unter<br />

der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen<br />

begann Anfang der 1950er Jahre auf unterer<br />

Ebene <strong>die</strong> Zusammenarbeit zwischen Israel und<br />

Jordanien beim Wasser zu einem Zeitpunkt,<br />

als <strong>die</strong> beiden Länder offiziell Krieg gegeneinander<br />

führten. Zur Koordinierung, gemeinsamen<br />

Nutzung und Streitbeilegung richteten sie<br />

1994 ein Gemeinsames Wasserkomitee ein –<br />

ein Arrangement, das auch Phasen akuter<br />

Spannungen <strong>über</strong>standen hat.<br />

Eines lässt sich aus der Bilanz klar ablesen:<br />

Selbst bei den größten Feinden gibt es Raum für<br />

eine Kooperation beim Wasser. Die meisten<br />

Regierungen anerkennen, dass gewaltsame Auseinandersetzungen<br />

um Wasser selten eine strategisch<br />

sinnvolle oder sich unter wirtschaftlichen<br />

Gesichtspunkten auszahlende Alternative<br />

darstellen. Die Institutionen, <strong>die</strong> sie zur<br />

Konfliktabwendung schaffen, haben sich als außerordentlich<br />

widerstandsfähig erwiesen. Wie<br />

lange <strong>die</strong> Verhandlungen <strong>über</strong> <strong>die</strong> Einrichtung<br />

<strong>die</strong>ser Institutionen im Einzelfall gedauert haben<br />

(zehn Jahre beim Indus-Vertrag, 20 Jahre<br />

bei der Nilbeckeninitiative, 40 Jahre beim<br />

Jordan-Abkommen), zeugt von der Brisanz<br />

der Probleme.<br />

Wenn Konflikte <strong>die</strong> Ausnahme von der Regel<br />

sind, wie gestaltet sich dann <strong>die</strong> zwischenstaatliche<br />

Kooperation? Eine umfassende Analyse<br />

von 145 internationalen Verträgen liefert<br />

einige Erkenntnisse (Grafik 6.2). Überraschend<br />

ist vielleicht, dass <strong>die</strong> Kooperation in nur einem<br />

Drittel der Fälle tatsächliche Mengenzuteilungen<br />

betrifft. Stromerzeugung aus Wasserkraft,<br />

Grafik 6.2<br />

Gewässerschutz 6 (4 %) Fischerei 1 (1 %)<br />

Schifffahrt 6 (4 %)<br />

Zuteilungen für<br />

<strong>die</strong> Industrie<br />

9 (6 %)<br />

Hochwasserschutz<br />

13 (9 %)<br />

Wassernutzung<br />

53 (37 %)<br />

Quelle: Daoudy 2005.<br />

Wasserabkommen betreffen viele<br />

Themen, nicht nur Mengen<br />

Verteilung nach Sektoren bei 145 Vereinbarungen <strong>über</strong><br />

grenz<strong>über</strong>schreitende Wasserressourcen<br />

Stromerzeugung<br />

aus Wasserkraft<br />

57<br />

(39 %)<br />

Hochwasser- und Schadstoffschutz sowie<br />

Schifffahrt sind gängigere Themen. 30 In den<br />

letzten Jahren liegt der Schwerpunkt mehr auf<br />

dem gemeinsamen Nutzen. Dies mag daran liegen,<br />

dass <strong>die</strong> Voraussetzungen für Verhandlungen<br />

<strong>über</strong> Mengenzuteilungen so schwierig sind.<br />

Aus dem Blickwinkel der zukünftigen Sicherheit<br />

der Wasserversorgung ist es jedoch problematisch,<br />

nicht <strong>über</strong> Mengenzuteilungen zu<br />

verhandeln.<br />

Eines der schwerwiegendsten besteht darin,<br />

dass <strong>die</strong>s das Potenzial für Konflikte <strong>über</strong> den<br />

Ausgleich von Ansprüchen an Flüssen und anderen<br />

gemeinsamen Wasserressourcen schafft,<br />

wenn <strong>die</strong> Verfügbarkeit – sei es aufgrund<br />

saisonaler Schwankungen oder zu hoher Entnahme<br />

<strong>über</strong> lange Zeit – abnimmt. Die Vereinbarung<br />

von 1994 zwischen Israel und Jordanien<br />

ermöglicht Jordanien, Winterabflüsse im israelischen<br />

See Tiberias zu speichern, und Israel,<br />

eine festgelegte Anzahl Brunnen von Jordanien<br />

zu pachten, um Wasser für landwirtschaftliche<br />

Zwecke zu entnehmen. Das Abkommen sah<br />

auch <strong>die</strong> Einrichtung eines Gemeinsamen Wasserkomitees<br />

für <strong>die</strong> Bewirtschaftung gemeinsam<br />

genutzter Ressourcen vor. Der Vertrag besagte<br />

jedoch nichts dar<strong>über</strong>, wie bei Dürren mit<br />

den festgeschriebenen Zuteilungen verfahren<br />

werden sollte. Anfang 1999 führte <strong>die</strong><br />

schlimmste Dürre seit Beginn der Aufzeichnungen<br />

zu Spannungen, weil Jordanien weniger<br />

6<br />

Die Bewirtschaftung grenz<strong>über</strong>schreitender Gewässer<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong> 279

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