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Bericht über die menschliche Entwicklung 2006 - Human ...

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2<br />

Wasser für den <strong>menschliche</strong>n Verbrauch<br />

Die öffentlichen<br />

Versorgungsunternehmen<br />

sind oft viel zu sehr darum<br />

bemüht, billiges Wasser für<br />

<strong>die</strong> Reichen zu liefern als<br />

bezahlbares Wasser für<br />

<strong>die</strong> Armen<br />

rungsproblems in vielen <strong>Entwicklung</strong>sländern.<br />

Die Tarife sind oft so angelegt, dass sie nur einen<br />

kleinen Teil der Betriebskosten abdecken.<br />

Bei einer Stu<strong>die</strong> <strong>über</strong> Wasserversorgungsunternehmen<br />

in Asien Ende der neunziger Jahre kam<br />

heraus, dass bei 35 von 49 Anbietern <strong>die</strong> Betriebseinnahmen<br />

nicht <strong>die</strong> Erfordernisse des<br />

Betriebs und der Instandhaltung abdeckten. 25<br />

Wenn keine öffentlichen Investitionen vorhanden<br />

sind, um <strong>die</strong> Lücke zu füllen, ist der Verfall<br />

vorprogrammiert. Eine höhere Kostendeckung<br />

durch zahlungskräftige Haushalte würde Einnahmen<br />

für <strong>die</strong> Instandhaltung und damit verbundene<br />

Effizienzsteigerungen mobilisieren<br />

und gleichzeitig Mittel erwirtschaften, um <strong>die</strong><br />

Nachfrage bei Haushalten, <strong>die</strong> nicht zahlen<br />

können, zu befriedigen. Die öffentlichen Versorgungsunternehmen<br />

sind jedoch oft viel<br />

zu sehr darum bemüht, billiges Wasser für <strong>die</strong><br />

Reichen zu liefern als bezahlbares Wasser für<br />

<strong>die</strong> Armen.<br />

Wasserversorgungsunternehmen können<br />

nicht isoliert betrachtet werden. Wie gut öffentliche<br />

Anbieter <strong>die</strong> Effizienz-, Gleichheitsund<br />

Rechenschaftskriterien erfüllen, wird<br />

durch <strong>die</strong> allgemeine politische Kultur des<br />

Dienstleistungsangebots mitbestimmt – und<br />

durch <strong>die</strong> Politik im Bereich öffentlicher Investitionen<br />

im Allgemeinen. In den meisten reichen<br />

Ländern werden <strong>die</strong> Kapitalinvestitionen<br />

in <strong>die</strong> Wasserversorgungsinfrastruktur <strong>über</strong> öffentliche<br />

Investitionen getätigt oder <strong>über</strong> private<br />

Investitionen, <strong>die</strong> durch Regierungsbürgschaften<br />

abgesichert sind. In vielen <strong>Entwicklung</strong>sländern<br />

kann Ineffizienz im Wassersektor<br />

teilweise auf chronische Unterfinanzierung des<br />

Netzes <strong>über</strong> einen sehr langen Zeitraum hinweg<br />

zurückgeführt werden.<br />

Wenn man das Versagen einiger öffentlicher<br />

Versorgungsunternehmen zugibt, bedeutet<br />

<strong>die</strong>s nicht, dass eine Versorgung durch den<br />

privaten Sektor erforderlich ist, um Erfolge zu<br />

erzielen. Einige öffentliche Versorgungsunternehmen<br />

in <strong>Entwicklung</strong>sländern erreichen <strong>die</strong><br />

betrieblichen Leistungen privater Unternehmen<br />

mit besonders hohem Leistungsniveau,<br />

oder <strong>über</strong>treffen sie sogar. Öffentliche Versorgungsunternehmen<br />

in Singapur verlieren weniger<br />

Wasser als private Versorgungsunternehgeringe<br />

Investitionen verursacht wird. Strukturen<br />

der Regierungsführung spielen eine zentrale<br />

Rolle. Viele öffentliche Versorgungsunternehmen<br />

arbeiten mit einem Dienstleistungsmodell,<br />

das von oben nach unten geht, und das<br />

weder transparent ist, noch auf <strong>die</strong> Bedürfnisse<br />

der Nutzer Rücksicht nimmt. Wenn <strong>über</strong>haupt<br />

irgendeine Rechenschaftslegung erfolgt, ergeht<br />

sie an einflussreiche Politiker und nicht an <strong>die</strong><br />

Kommunen, <strong>die</strong> von dem Versorgungsunternehmen<br />

beliefert (oder <strong>über</strong>gangen) werden.<br />

Die Versorgungsleistungen der Unternehmen<br />

bestehen in vielen Fällen aus einer Kombination<br />

von Ungleichheit und Ineffizienz. Eine größere<br />

Menge Wasser, das öffentliche Versorgungsunternehmen<br />

liefern, wird gar nicht erst<br />

abgerechnet, entweder aufgrund von Leckagen<br />

in den Leitungen, <strong>die</strong> nicht instand gehalten<br />

wurden oder wegen defekter Berechnungssysteme.<br />

Zu geringe Einnahmen wiederum führen zu<br />

einem Teufelskreis aus verfallenden Vermögenswerten,<br />

Wasserverlusten, dem Kassieren zu<br />

niedriger Einnahmen, geringen Investitionen<br />

und einem fortschreitenden Verfall der Infrastruktur.<br />

In Städten wie Delhi, Dhaka 22 und<br />

Mexico City 23 fließt etwa 40 Prozent des Wassers,<br />

das in das Leitungsnetz gepumpt wird, aus<br />

undichten korro<strong>die</strong>rten Leitungen wieder heraus<br />

oder wird illegal weiterverkauft. Verlorenes<br />

Wasser führt zu Einnahmeverlusten, <strong>die</strong> für <strong>die</strong><br />

Instandhaltung und Ausweitung des Netzes gebraucht<br />

würden. Keines <strong>die</strong>ser Probleme ist jedoch<br />

auf den öffentlichen Sektor beschränkt.<br />

Private Versorgungsunternehmen in Großbritannien<br />

beispielsweise wurden zum wiederholten<br />

Mal von den Regulierungsbehörden mit<br />

Geldbußen belegt, weil sie <strong>die</strong> vielen Lecks<br />

nicht beseitigten. Zu geringe Investitionen sind<br />

auch nicht nur in armen Ländern eine Ursache<br />

für Ineffizienz. Die Environmental Protection<br />

Agency in den USA schätzt, dass in den nächsten<br />

zwei Jahrzehnten 68 Milliarden US-Dollar<br />

benötigt werden, nur um <strong>die</strong> existierende Wasserversorgungsinfrastruktur<br />

in den größeren<br />

Städten in den Vereinigten Staaten zu reparieren<br />

und instand zu halten. 24<br />

Die Preisgestaltung bei den Versorgungsunternehmen<br />

ist ein wichtiger Teil des Finanzie-<br />

116<br />

BERICHT ÜBER DIE MENSCHLICHE ENTWICKLUNG <strong>2006</strong>

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