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Geschichte des Teufels - centrostudirpinia.it

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29G Erster Abschn<strong>it</strong>t: Der religiöse Dualismus.<br />

der und Schuhe erwähnt werden. Binterim versteht darunter<br />

das Faschingsfest im Januar, das, seines Ursprungs wegen<br />

Paganus cursus genannt, von den ersten Bischöfen auf das<br />

strengste verboten worden sei. Das unbekannte Wort „Yrias"<br />

soll nach Eckhard „Scyrias" gelesen werden, Scy-scu, d. h.<br />

Schuh, und Rias, Ries, reissen, m<strong>it</strong> Beziehung avif den Zusatz<br />

scissis pannis et calceis, das Fest der zerrissenen Schuhe.<br />

Diese Vcrmuthung sucht ihre Stütze in den alten Chroniken<br />

von Hil<strong>des</strong>heim und Braunschweig, wo von einem Schodufellopen,<br />

Schuhteufel-Laufen, die Rede ist, wobei man fremde<br />

Gestalten annahm und manchen Unfug trieb. Der lateinische<br />

Text <strong>des</strong> Verbots Artikel 19 ist ganz unverständlich.<br />

Binterim findet<br />

die Vermuthung Eckhard's nicht unbegründet,<br />

der statt <strong>des</strong> lateinischen petendo das altdeutsche petenstro,<br />

Bettstroh, wählt, Galium serpillum, Meierkraut, Hühnerklee<br />

oder unserer Frauen Bettstroh genannt, wovon die Boni,<br />

d. h. einfältigen Leute, ein Bündel aufbewahrten gegen giftige<br />

Thiere.<br />

Wenn wir bei diesem Verzeichniss der von der Kirche<br />

verbotenen heidnischen Gebräuche etwas länger verweilt haben,<br />

so soll dam<strong>it</strong> weniger der frommen Erb<strong>it</strong>terung Fehr's Rechnung<br />

getragen werden, <strong>des</strong>sen schon angeführtes Schriftchen<br />

(„Der Aberglaube und die katholische Kirche im M<strong>it</strong>telalter")<br />

gegen die allerdings nicht immer aus tiefer Einsicht hervorgegangenen<br />

Beschuldigungen gerichtet ist: als habe die Kirche<br />

<strong>des</strong> M<strong>it</strong>telalters dem Aberglauben gegenüber sich unthätig<br />

erwiesen. Der angeführte Indiculus würde schon genügend<br />

dagegen DO zeugen, O abgesehen von den in diesem Sinne schon<br />

/ ö<br />

angeführten und noch anzuführenden Massregeln, sowol von<br />

staatlicher als kirchlicher Se<strong>it</strong>e. Dass Staat und Kirche<br />

im M<strong>it</strong>telalter absichtlich dem heidnischen Aberglauben entgegentraten,<br />

ist demnach actenmässig nachgewiesen, dass sie<br />

aber den christlichen auszumerzen nicht beflissen waren, dies<br />

zeigen die lebendigen Acten der <strong>Geschichte</strong>, ja dass sie es<br />

gar nicht vermochten, weil sie selbst darin befangen waren.<br />

Letztere Ansicht wird nicht umgestossen durch einzelne Beispiele<br />

über ihre Ze<strong>it</strong> hervorragender Persönlichke<strong>it</strong>en. Den Massstab<br />

für die Ilöhenmessung der Bildung und Strebung einer Geschichtsperiode<br />

nimmt die Geschichtsbetrachtung von der Durchschn<strong>it</strong>tshöhe.<br />

Da selbst die hervorragenden Persönlichke<strong>it</strong>en

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