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Geschichte des Teufels - centrostudirpinia.it

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360 Erster Abschn<strong>it</strong>t: Der religiöse Dualismus.<br />

der Heiden, wo gedungene, vor dem römischen Gesetze für<br />

ehrlos geltende Histrionen ihr Spiel trieben, in der übermüthigen<br />

Kaiserze<strong>it</strong> die Lüsternhe<strong>it</strong> der alten Götter lächerlich<br />

machten, der christlichen Märtyrerkirche, als Stätte <strong>des</strong><br />

<strong>Teufels</strong>dienstes, wie sie ja alles Heidnische überhaupt m<strong>it</strong> dem<br />

Teufel in Verbindung sah. Es ist daher begreiflich, dass<br />

Kirchenväter jener Ze<strong>it</strong>, wie Tertullian 1 , Lactantius 2 und<br />

Chrysostomus 3 gegen das heidnische Schauspiel eifern, dass<br />

die Kirche die Theaterbesucher aus ihrer M<strong>it</strong>te auszustossen<br />

droht und dem Schauspieler die Aufnahme in ihren Schos<br />

verweigert. Muss es nicht wie eine Ironie <strong>des</strong> Schicksals erscheinen,<br />

wenn trotzdem die Schauspieler an einem christlichen<br />

Heiligen einen Schutzpatron erhalten? Gervasius, der<br />

nach der Legende in einer Parodie, worin die Christentaufe<br />

lächerlich gemacht werden sollte, auf der Bühne in possenhafter<br />

Weise getauft wurde, setzte die Travestie in Ernst um,<br />

betrachtete sich von da ab als wirklich getauft und soll in der<br />

Diocletianisehen Christenverfolgung den Märtyrertod erl<strong>it</strong>ten<br />

haben. 4 Dafür wurde Gervasius zum Schutzheiligen der<br />

Schauspieler erhoben.<br />

Nachdem das Christenthum über das Heidenthum gesiegt<br />

hatte, änderte sich m<strong>it</strong> der Stellung auch der Gesichtskreis.<br />

Gemäss der sinnlichen Anschauung <strong>des</strong> christlichen Gedankeninhalts<br />

erhielt der christliche Gottesdienst ein symbolisches<br />

Gepräge. Man nennt zwar gewöhnlich den Orient die Heimat<br />

<strong>des</strong> Symbols, dies findet aber überall eine Bildungsstätte,<br />

wo der geistige Inhalt im Leben eines Volks vom sinnlichen<br />

Elemente durchdrungen wird. Was auf das Volksgemüth<br />

Eindruck machen soll, muss sich ihm in sinnlicher Form<br />

nähern, und jede Aeusserung seines religiösen Lebens schafft<br />

sich eine plastische Gestalt. So erhielt der christliche Gottesdienst<br />

die Form einer sinnbildlichen Handlung, er wurde<br />

zum symbolisch-l<strong>it</strong>urgischen Drama, worin das Erlösungswerk<br />

zur Darstellung kam. Auch die dogmatischen Vorstellungen<br />

der Kirche drängten nach einer sinnlichen Gestaltung, der<br />

Sündenfall und seine Folge, das Lehramt Christi, seine Leiden<br />

1<br />

„De spectaculis."<br />

2 Inst<strong>it</strong>ut. VI, 20.<br />

3<br />

Namentlich in 6einer Homilie über Matthäus.<br />

* A. SS. Aug., Tom. V, 119 sequ.

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