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Geschichte des Teufels - centrostudirpinia.it

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350 Erster Abschn<strong>it</strong>t: Der religiöse Dualismus.<br />

Satans, welcher zur Norm der beliebtesten processualischen<br />

Lehrbücher wurde. Die Form processualischer Verhandlung<br />

ward auf Angelegenhe<strong>it</strong>en rein geistigen Inhalts übertragen,<br />

eine populär-dogmatische Vorstellung juristisch behandelt,<br />

was sich aus der engen Verbindung der Theologie<br />

und Jurisprudenz im M<strong>it</strong>telalter erklärt.<br />

Schon se<strong>it</strong> Papst Alexander III. (1159—82) finden wir<br />

ausser andern die Kanonisation vorbere<strong>it</strong>enden Ceremonien<br />

einen förmlichen Process, worin der Teufel durch einen bestimmten<br />

Anwalt (advocatus diaboli) als Partei auftr<strong>it</strong>t, und<br />

ähnlich ist der Gedanke einer processualischen Verhandlung<br />

zwischen dem Feinde der Menschhe<strong>it</strong>, dem Tode, und dem<br />

Menschen in einer alten deutschen Schrift dargestellt, gewöhnlich<br />

als „Rechtsstre<strong>it</strong> zwischen Tod und Menschen" bezeichnet.<br />

1<br />

In der ältesten Form, in welcher der Satansprocess erhalten<br />

ist, findet der Rechtsgelehrte die Anschauung, von<br />

welcher dabei ausgegangen ist, durchaus unjuristisch; da<br />

nahe, dieses we<strong>it</strong>er auszubilden.<br />

aber ein gewisser Hergang, in dem sich das Dogma von der<br />

Ueberwindung <strong>des</strong> <strong>Teufels</strong> darstellte, trad<strong>it</strong>ionell festgestellt,<br />

und von vornherein ein gewisses juristisches Moment in die<br />

Lehre von der Versöhnung hineingerathen war, so lag es<br />

Das Dogma bot Anknüpfungspunkte<br />

zu Rechtsdeductionen , um den Erfolg <strong>des</strong>to fester zu<br />

begründen: der Hergang erhielt die Gestalt eines förmlichen<br />

Processes, aus der überlieferten dogmatischen Trad<strong>it</strong>ion entstand<br />

durch juristische Ausstattung eine Schrift, welche den<br />

Processgang an einem pikanten Beispiele zum Muster hinstellte,<br />

und indem der dogmatische Inhalt zurücktrat, erhielten<br />

die Satansprocesse die Bedeutung processualischer Lehrbücher.<br />

„Keinesfalls", sagt Stintzing 2 ,<br />

„haben wir dabei an eine Satire<br />

zu denken. Denn selbst da, wo die Vertheidigung <strong>des</strong><br />

Menschengeschlechts an Rabulisterei streift, findet die Gestaltung<br />

der Fabel noch ihre Stütze an jener dogmatischen<br />

Ueberlieferung, welche sogar eine Ueberlistung <strong>des</strong> <strong>Teufels</strong><br />

in sich aufgenommen hatte."<br />

1<br />

Dr. R. Stintzing, <strong>Geschichte</strong> der populären L<strong>it</strong>eratur <strong>des</strong> römischkanonischen<br />

Rechts in Deutschland (Leipzig 1867), S. 259 fg.<br />

2<br />

A. a. 0., S. 261.

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