11.02.2014 Aufrufe

Geschichte des Teufels - centrostudirpinia.it

Geschichte des Teufels - centrostudirpinia.it

Geschichte des Teufels - centrostudirpinia.it

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

12. Der Teufel auf der Bühne. 3Go<br />

hatten , auch das Schauspiel eine grössere Ausdehnung erhielt,<br />

die Zahl der geistlichen Schauspieler nicht mehr genügte,<br />

wurden auch Laien zu Hülfe genommen, da die Zahl der<br />

Darsteller der Passionsspiele oft auf mehrere Hunderte stieg.<br />

Schauspielern sowol als Zuschauern ward der Raum der<br />

Kirche zu eng, um aber den geweihten Boden nicht zu verlassen,<br />

verlegte man die Aufführung in die Kirchhöfe oder<br />

doch wenigstens in die Nähe der Gotteshäuser und Klöster.<br />

Im Jahre 1119 hat Gottfried von Sanct-Alban in England<br />

das Mysterium der heiligen Katharina aufführen lassen 1 ; die<br />

Aufführung eines Passionsspiels zu Padua im Jahre 1243<br />

führt Wachsmuth an. 2<br />

Die Nachklänge <strong>des</strong> römischen Possenspiels hatten in<br />

Italien, Spanien und Frankreich die Neigung, die Mysterien<br />

durch komische Elemente zu würzen, am ersten erweckt. Namentlich<br />

Frankreich,<br />

„dies Land der geborenen Schauspieler",<br />

wie es Devrient nennt 3 „das in der Entwicklung der theatrali-<br />

,<br />

schen Zustände am raschesten vorschr<strong>it</strong>t und, wenn nicht<br />

das erste in der Erfindung, doch immer das gewandteste in<br />

deren Ausbildung war, zeigte sich schon im 12. Jahrhundert<br />

tonangebend." Von der herrschenden Sucht, alles ins Possenhafte<br />

zu verkehren, liefern uns die französischen Esels- und<br />

Narrenfeste den schlagendsten Beweis. Im jetzigen Jahrhundert,<br />

dem man den Vorwurf der Unkirchlichke<strong>it</strong> zu machen<br />

pflegt, würden Vorgänge, die bei diesen Lustbarke<strong>it</strong>en stattfanden,<br />

in allen Kreisen allgemeine Empörung hervorrufen.<br />

Die Kirche der damaligen Ze<strong>it</strong> war nachgiebig, aber nicht,<br />

wie man gemeint hat, weil sie „sich ihrer Würde und Autor<strong>it</strong>ät<br />

zu sehr bewusst war, als dass sie durch dergleichen beeinträchtigt<br />

werden könnte" 4 ,<br />

sondern weil die Geistlichen selbst<br />

von dieser Lust am Possenhaften ergriffen waren, daher an<br />

diesen Festen selbst theilnahmen, selbst auf den Kirchenaltären<br />

tafelten, Zotenlieder sangen, den Dampf von verbranntem<br />

Schuhleder aus ihren Rauchfässern sich unter die Nase<br />

schwenkten. Bei der sonst glücklichen Erörterung Alt's über<br />

1<br />

Eichhorn, <strong>Geschichte</strong> der L<strong>it</strong>eratur und Cultur, II, 9.<br />

2<br />

Culturgeschichte, II, 358.<br />

3<br />

<strong>Geschichte</strong> der Schauspielkunst, I, 27.<br />

4<br />

Alt, Theater und Kirche, S. 19.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!