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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Norbert Blüm: Ja das ist ja schon einmal der erste Irrtum. Ich meine ein Unternehmen… sein<br />

Erfolg hängt doch nicht von den Kurzstrecken ab. Das sind doch Spurtprämien, die Boni.<br />

Rolf van Dick: Das ist das Problem!<br />

Norbert Blüm: Da ist aber langfristiges Denken… Ist Führung nur in 100-Meter-Strecken<br />

gemessen, in Kurzstrecken gemessen? Dann sind das wahrscheinlich erfolgreiche. Aber ich<br />

denke dass in Führung… Ein Menschenleben dauert beispielsweise so inzwischen 80 Jahre.<br />

Wollen wir wieder zurück zu ‚Von der Hand in den Mund’? Das ist Führung, die… das ist<br />

kurzsichtige Führung. Und wenn ich die großen Unternehmensgeschichten… das sind alles<br />

langfristige Strategien. Es gibt da glaube ich eine Untersuchung aus Amerika, wie die<br />

durchschnittliche Lebensdauer dieser Firmen, diese… börsenorientierten… die haben die<br />

kürzeste Lebensdauer. Die mit personalen Identitäten gesteuert werden, auch Familienbetrieb<br />

– obwohl im Familienbetrieb könnte das Geld auch ruiniert werden, wenn die Erben Geld<br />

machen wollen, müssen sie die Firma verkaufen. Sie sind auch nicht…<br />

Rolf van Dick: Wie ist das denn ganz unten in Hierarchie? Sie beschreiben…<br />

Norbert Blüm: Ja ich mein oben, ich will noch was sagen, der Werkzeugbau. Da kam ein<br />

Chef, Winnetou nannten wir den, wie der wirklich hieß weiß ich gar nicht. Der war aus<br />

Amerika geschickt, hatte auch immer einen Cowboyhut auf und war der gefürchtetste Chef im<br />

Werkzeugbau, weil der da immer rum ist und die Leute zur Sau gemacht hat. Aber er hatte<br />

einen großen Respekt, denn er wusste was und er hat auch die Leute alle gekannt. Und zwar<br />

mit Namen. Nun kannst du das in einem Betrieb mit 100.000 nicht, ich rede jetzt nur vom<br />

Werkzeugbau. Das war aber damals einer der erfolgreichsten… Also wir waren damals, wie<br />

ich glaube, auch was Innovation anbelangt, sehr erfolgreich. Aber ich bin sicher, dass der<br />

keiner Geldmaxime aus Detroit gefolgt ist. Das müssen die aber heute. Der Lopez, einer der<br />

Bekannten, das ist der… das ist ein neuer Unternehmer. Der hat nur seinen… das war nur<br />

Kostenmanagement. Mehr hatte der nicht im Hirn als einen Rechenapparat, das kannst du<br />

eigentlich auch durch einen Computer machen. Was hat das dann zur Folge… der hat die<br />

Zulieferanten so ausgebremst, dass sie Schrott geliefert haben. Was dem Opel bis heute<br />

schwere Kratzer am Image beschert. Das haben wir davon. Also, das Gelddenken ist noch<br />

nicht mal unter Geldgesichtspunkten vernünftig. Und ich sagte auch schon früher, wir haben<br />

die Opelchefs immer… was ein anständiger Arbeiter ist, der schimpft auf seinen Chef, aber<br />

wehe im Haus hat einer was über ihn gesagt. Heute wissen die doch zum Teil gar nicht mehr,<br />

wie der heißt, der ist ja schon wieder in Detroit oder wird wieder woanders hin, das sind alles<br />

nur Durchlaufstationen. Das ist Transithalle – einsteigen, starten, landen, aussteigen.<br />

Rolf van Dick: Mein persönliches Forschungsthema ist Identität von Firmen und<br />

Identifikation von Mitarbeitern. Nun war ja auch Opel vor anderthalb, zwei Jahren in der<br />

Krise. War ja lange unklar, hängt da auch Fiat mit drin… -<br />

Norbert Blüm: Ja was ist denn das? Wie muss sich denn ein Arbeiter fühlen, doch wie ein<br />

Ersatzteil. Also soll die Firma vom Staat aufgefangen werden, soll sie von dem Österreicher<br />

da aufgefangen werden, von diesem russischen Ding, lassen wir es bankrott gehen und zu<br />

guter letzt sagen die ganzen, die das angesteckt haben, „Nein nein, April April, ihr seid<br />

wieder in Detroit.“ Ja, da muss ich mir doch vorkommen wie ein Anhängsel! Das ist doch<br />

ohne… Worauf soll denn… Wie soll einer denn stolz sein auf seine Firma, die ihn so<br />

behandelt? Die überhaupt nicht auf seine Lebensängste Rücksicht nimmt und mit ihm<br />

offensichtlich spielt? – Denn es war ja offensichtlich nicht nötig, verkaufen zu müssen. Am

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