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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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auf die man, glaube ich sogar, wartet - also wenn die nicht käme, würde man sich sehr<br />

wundern - wo ich auch ein bisschen ironisch bin, ein bisschen flapsig bin. Ich darf in solchen<br />

Situationen natürlich nicht in kritische Details gehen oder einem Regisseur praktisch vor die<br />

Nase binden ‚das war nichts‘ – ich muss dann Worte finden, wonach man mich versteht ohne,<br />

dass ich alles ausspreche und das alles in einer entspannten Art, glaube ich, herüberbringen.<br />

Das scheint uns zu gelingen, aber wir liegen uns jetzt nicht Tage lang in den Armen, wenn wir<br />

der Meinung sind, wir haben etwas Tolles gemacht. Im Übrigen muss ich sagen, nach vielen<br />

Jahren, in denen ich mich doch hin und wieder über Musikkritiken und Presse doch etwas<br />

geärgert habe – das gehört vielleicht auch dazu, dass man sich manchmal falsch beurteilt sieht<br />

– gelingt es mir doch in der Vergangenheit mehr und mehr das distanzierter zu betrachten.<br />

Und ich habe mich auch schon geärgert über sehr gute Kritiken unserer Aufführungen, weil<br />

dort Dinge gesehen wurden, die gar nicht beabsichtigt waren durch den Regisseur. Aber ich<br />

glaube, je älter ich werde, desto mehr gelingt mir da ein bisschen mehr Distanz. Ein bisschen<br />

ärgere ich mich immer noch, aber insgesamt, muss ich sagen, kann ich mit dieser kritischen<br />

Betrachtung dich inzwischen leben.<br />

Rolf van Dick: Darf ich da noch einmal fragen – für mich als Laie ist es immer schwer<br />

vorstellbar, was man als Intendant während einer laufenden Produktion noch beeinflussen<br />

kann. Haben Sie die Möglichkeit, oder als Team, kann man da nach einer Premiere, die<br />

vielleicht nur zu 80% gelungen ist, noch mal etwas herumreißen, ändern?<br />

Bernd Loebe: Eigentlich nicht. In der Regel ist der Ablauf so, man bestellt ein Team, es gibt<br />

Gespräche natürlich dann, in welche Richtung sollte die Regie gehen. In der Regel ist die<br />

Kunst da aber tatsächlich frei. Dann wird ein Modell präsentiert ca. ein dreiviertel Jahr vor<br />

der Premiere, ein Modell des Bühnenbildes. Da kann der Intendant oder der technische<br />

Direktor in dem Sinne eingreifen, indem er sagt, es wird zu teuer oder die Sichtweisen sind<br />

schlecht – die Leute im dritten Rang werden überhaupt nichts sehen, oder ästhetisch ist das<br />

problematisch, oder das geht vielleicht nicht auf aus den und den Gründen. Dann wird eine<br />

Bühnenprobe gemacht, also das Modell wird praktisch in diesem Zustand, oder schon variiert<br />

auf die große Bühne übertragen und mit angedeutetem Bühnenbild sozusagen, da kann man<br />

das noch einmal überprüfen. Und es gibt Regisseure, die stur ihren Weg gehen. Es gibt<br />

andere, die zu mir kommen und sagen, ‚was hältst du davon?’. Es gibt Situationen, wo ich<br />

sage ‚das funktioniert nicht’. Dennoch, ganz selten fühle ich mich dazu in der Lage, zusagen ‚<br />

das kommt so nicht rüber.’, weil die Gefahr, dass eine Produktion platzt, ist natürlich auch da.<br />

Sie ist angekündigt in der Jahresbroschüre, ich ärgere mich dann und es kommt auch hin und<br />

wieder vor, dass ich einem Regisseur oder Bühnenbildner sage, ‚das funktioniert nicht aus<br />

den und den Gründen’ und sie sagen diesen klassischen Satz ‚du wirst sehen, das geht auf’und<br />

es kommt die Premiere und es ist nicht aufgegangen. Dann meinen Zorn zu unterdrücken bei<br />

einer Premierenfeier, das fällt mir schwer aber auch da muss es dann irgendwie möglich sein,<br />

aber das kann dann natürlich die Konsequenz haben, will diesen Regisseur, diesen<br />

Bühnenbildner nicht mehr wiederhaben. Das ist dann die Konsequenz letztendlich.<br />

Rolf van Dick: Meine letzte Frage ist die Frage nach Werten in unserer Gesellschaft, aber<br />

vielleicht auch in so einem Haus. Vertreten Sie besondere Werte? Machen Sie das so wie<br />

manche Firmen, dass Sie sich ein Leitbild machen, im Eingangsfoyer sind die fünf Mission<br />

Statements und mehr oder weniger wird danach gelebt. Gibt es so etwas hier auch, oder<br />

versuchen Sie es auf andere Art?<br />

Bernd Loebe:Also ohne, dass ich es groß ausspreche, glaube ich schon, dass ich so Dinge,<br />

Fragen wie Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit, Ehrlichkeit im Umgang miteinander für mich sehr<br />

wichtig sind. Ich weiß gleichwohl, dass so ein Theater der Prototyp des Geschwätzes ist. Dort,

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