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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Institutionalperspektive, dieses Kraftverhältnis und diese durchaus widersprüchlichen,<br />

widerstrebenden Kräfte, dann doch produktiv wirken können.<br />

Rolf van Dick: Ich hab grad drüber nachgedacht: Sie haben von Training gesprochen und ich<br />

glaube, ich hab es entweder gelesen in Ihrem Buch oder ich hab es gehört in einem anderen<br />

<strong>Interview</strong>, dass Sie sagten, meine Trainer- mal abgesehen davon, dass der erste auch mal mit<br />

Holzlatschen geworfen hat, und Sie dann abtauchen mussten- Ihre Trainer haben Sie auch<br />

machen lassen, Sie auch in Ruhe gelassen. Und wenn Sie jetzt sagen, Trainer haben mir das<br />

Potential aufgezeigt, also so über die Möglichkeiten gesprochen, dann hört sich das jetzt nicht<br />

so an, als hätten sie Ihnen eine Vision vorgegeben, als hätten sie gesagt: „Guck mal, da kannst<br />

Du hin und das tun wir jetzt, um das zu erreichen!“ Sondern eher so: „Jetzt zeig ich Ihnen mal<br />

die Möglichkeiten und dann lass ich Sie machen.“ War das so?<br />

Michael Groß: Ja, also es gibt ja diesen Spruch: „Man kann niemanden zum Jagen tragen.“<br />

Und das gilt im Sport insbesondere. Im Sport kann kein Trainer, kein Coach, insbesondere bei<br />

Individualsportlern, aber auch bei Mannschaftssportarten, dementsprechend die einzelne<br />

Person oder die Mannschaft wirklich dazu bringen, diese Ziele für sich selber anzunehmen.<br />

Das funktioniert nicht. Warum? Weil letztlich, am Ende des Tages, im Sport- und das ist im<br />

Wirtschaftsleben ein bisschen anders- im Sport der Einzelkämpfer bzw. die Mannschaft<br />

letztlich alleine sind. Also hat der Coach keinen unmittelbaren Steuerungseinfluss mehr, weil<br />

einfach in der spezifischen Leistungssituation -sprich im Wettkampf- zwischen der<br />

Führungskraft und dem Mitarbeiter keine unmittelbare Beziehung mehr besteht. Manchmal<br />

denkt man sich, dass der Trainer am Beckenrand oder der Trainer am Spielfeldrand,<br />

vielleicht etwas zurufen können, aber der Einfluss ist wirklich extrem mittelbar, da kann man<br />

nicht mehr viel drehen. Da gibt es viele Beispiele, wo Trainer es nicht mehr geschafft haben<br />

im Sport, dann in einer kritischen Situation, weil es einfach zu schnell geht. Man hat gar nicht<br />

mehr die Zeit, da große Dinge anzusteuern, sondern die wesentlichen Grundlagen werden<br />

vorher schon gelegt. Und da ist es wirklich wichtig, dass dann der Trainer über „Wir nehmen<br />

uns gemeinsam ein Ziel X vor“ und „Welche sind notwendig um dieses Ziel zu erreichen“,<br />

„Welche Potentiale stecken in euch?“, „Was kann ich euch auch an Faszination vermitteln?“<br />

spricht. Faszination ist beispielsweise ein ganz wichtiges Thema im Sport, weil die<br />

Emotionen spielen eine ganz große Rolle. Also, wenn sie da nicht brennen, wenn Sie da nicht<br />

wirklich wollen, dann werden Sie rechts und links von anderen überholt. Das ist im Sport<br />

sicherlich eine besondere Situation. Warum ist das so wichtig? Weil ja dort eigentlich alle ihr<br />

Hobby zum Beruf machen. Ich hatte jüngst erst eine Situation, bei irgendeiner Veranstaltung,<br />

da stand Michael Schumacher dort und hat gesagt: „Letztlich habe ich meine Passion, das was<br />

ich seit Kindesbeinen mache, zum Beruf gemacht. Was Schöneres gibt es eigentlich nicht.“<br />

Und das gilt eigentlich für Hundert Prozent der Sportler. Weil man diese Entwicklung in<br />

jungen Jahren nimmt, also von Kindesbeinen an. Es gibt ja keine Sportart, die man anfängt<br />

mit dreißig, vierzig, und dann noch zum Olympiasieg bringt. Also die ältesten Sportler, die<br />

mit siebzig noch Olympiasieger werden können, sind Reiter. Also Dressurreiter. Springreiter<br />

auch nicht mehr. Aber die fangen auch schon an, in jungen Jahren das ganze zu machen. Und<br />

deswegen, weil das in jungen Jahren passiert, spielt die Emotion, ein bisschen auch dieser<br />

spielerische Zugang, eine ganz ganz große Rolle.<br />

Rolf van Dick:Sehr interessant fand ich, wie Sie kurz am Anfang schreiben, dass<br />

Vierundachtzig Ion Tiriac mal bei Ihnen war, also sich vorgestellt und gesagt hat: „Ich kann<br />

machen, dass Du nie wieder arbeiten musst, weil wenn wir zusammenarbeiten und Du Dich<br />

Hundert Prozent auf das Schwimmen konzentrierst, Du so viel Geld verdienen wirst, dass es<br />

ein Leben lang reicht.“ Und Sie haben Ihm dann aber sozusagen einen Korb gegeben. Das<br />

heißt, Sie haben geglaubt, dass Sie so einen Manager nicht nötig haben. Da kann man

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