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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Ulrich Wickert: Natürlich kann man da was machen. Man kann denen sagen ‚Verhalte dich<br />

anders’.<br />

Rolf van Dick: Letzte Frage, und da sind wir jetzt wirklich im Kern Ihres Buches. Werte<br />

spielen offensichtlich eine große Rolle, das würden Sie sofort unterschreiben. Aber wie<br />

kriegen wir das hin, dass Werte wieder allgemein akzeptiert und wichtig werden?<br />

Ulrich Wickert: Ich glaube, es muss einfach eine Diskussion darüber stattfinden. Auf der<br />

einen Seite bin ich der Meinung, es gibt ein relativ großes Bewusstsein für Werte in der<br />

Gesellschaft. Das Problem ist, dass es manche Bereiche gibt, die sich versuchen aus der<br />

Wertegemeinschaft heraus zu stehlen. Das ist der Bereich der Wirtschaft und der Finanzen,<br />

aber das wollen wir jetzt mal unter Wirtschaft zählen, und er stiehlt sich deshalb heraus, weil<br />

es eben auch sehr renommierte Wissenschaftler gibt, Ökonomen zum Beispiel, wie Milton<br />

Friedman, der hat einen Nobelpreis bekommen für Ökonomie, die beziehen sich dann auf<br />

Adam Smith oder so was und sagen ‚Der Markt muss total frei sein und der regelt alles durch<br />

die Vernunft’. Und dann gibt es Leute, die das akzeptieren und es gut finden, weil es auch für<br />

ihr eigenes Handeln gut ist. Es ist aber totaler Quatsch! Die Wirtschaft ist ein wesentlicher<br />

Teil jeder Gesellschaft, nur die Wirtschaft kann nicht sagen ‚Dies ist ein Teil der Gesellschaft,<br />

in dem die gesellschaftlichen Regeln nicht gelten’. Gesellschaftliche Regeln gelten überall.<br />

Und ich habe ein absolut absurdes, dummes Zitat bei einem Philosophen gefunden, der gesagt<br />

hat ‚Die Freiheit’ – und er meint natürlich die Freiheit in der Wirtschaft – ‚definiert sich so als<br />

die völlige ethische Unabhängigkeit des Handelns.’. Das finde ich absurd, dass man so etwas<br />

sagen kann überhaupt, als ein Professor. Der muss doch einfach wissen, dass die<br />

gesellschaftlichen Regeln, die wir Werte nennen oder Tugenden, dass die immer für alle<br />

gelten. Nun zu behaupten ‚mein Handeln ist davon absolut frei’, das heißt ich darf morden,<br />

ich darf stehlen, ich darf betrügen, wenn es dem Gewinn nutzt. Leider ist es so, dass doch<br />

viele Leute das so für sich in Anspruch genommen haben, die dann sagen ‚Wunderbar, dass<br />

ist ja abgedeckt mit den Dingen, die Nobelpreisträger sagen’ und so weiter. Und da müssen<br />

wir eben hinkommen, zu erklären: auch Nobelpreisträger können Quatsch reden.<br />

Rolf van Dick: Herr Wickert, vielen Dank!

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