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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Tarek Al-Wazir: …So ist es, genau deswegen, genau deswegen. Bei mir war es so, was die<br />

Fraktion anging, als ich Vorsitzender wurde, da waren wir eine kleine Gruppe. Da waren wir<br />

nur acht Leute und von diesen acht Leuten waren drei Vorgänger von mir, die aus<br />

unterschiedlichen Gründen es nicht mehr waren, teilweise, weil sie gescheitert waren und da<br />

hilft keine Autorität, da hilft Einbindung, Partizipation, jeden Tag anrufen „Was meinst du<br />

dazu?“ und sozusagen jeden mitnehmen. Was die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter angeht<br />

war es bei mir dann so, dass ich auch an bestimmten Punkten dann gesagt habe „Das muss<br />

jetzt sein“, so. Man muss immer gucken in welcher Rolle man wem gegenüber ist, aber auch<br />

da ist es so… Also, ich merke das, je länger ich das mache, umso mehr verliere ich die<br />

Geduld mit manchen Punkten, wenn man das Gefühl hat, das hast du jetzt schon zehnmal<br />

gesagt. Aber für Grüne Verhältnisse bin ich wahrscheinlich vergleichsweise autoritär nach<br />

innen. Verglichen mit anderen Gruppierungen ist es wahrscheinlich immer noch ziemlich<br />

partizipativ.<br />

Rolf van Dick: Glauben Sie, dass man gute, effektive Führung lernen kann oder muss man<br />

gewisse Talente mitbringen? Kann jeder eine gute Führungskraft werden?<br />

Tarek Al-Wazir: Nicht jeder kann es, aber die, die es theoretisch können, können sich<br />

praktisch verbessern.<br />

Rolf van Dick: Und wodurch?<br />

Tarek Al-Wazir: Also, es gibt einfach Leute, die sind… die fühlen sich nicht wohl, wenn sie<br />

vorne stehen und da können Sie noch so viele Seminare, Hilfestellungen, die Leute fühlen<br />

sich einfach nicht wohl und wenn jemand für sich einfach merkt „Ich will das nicht, ich kann<br />

das nicht“, dann machen Sie niemanden glücklich damit, wenn Sie die Person dann quasi<br />

dazu zwingen. Die, die es sozusagen von der Grundanlage her quasi können, müssen aber<br />

noch lange keine guten Führungspersonen sein, weil… also ich merke das jedenfalls bei uns<br />

so. Ich bin ja sehr, sehr jung ins Parlament gekommen und war auf einmal Chef. Also,<br />

sozusagen ohne jemals einen Chef gehabt zu haben.<br />

Rolf van Dick: In dem Business.<br />

Tarek Al-Wazir: In dem Business, ja. Und das ist schon eine Situation, wo dann am Ende es<br />

so ist, dass sagen wir mal die Mitarbeiter auch den Abgeordneten führen können.<br />

Rolf van Dick: Sie meinen jetzt die Mitarbeiter in Ihrem Büro?<br />

Tarek Al-Wazir: Ja, ja, wenn Sie das schon länger gemacht haben und dann kommt da so ein<br />

Neuer, in Anführungszeichen, da sind Sie… nur weil Sie Abgeordneter sind haben Sie da<br />

noch lange nichts zu sagen und insofern muss man das natürlich auch lernen, an welchen<br />

Punkten man jetzt sagt das muss jetzt aber anders sein. Das muss man wirklich üben, das kann<br />

man nicht von Anfang an. Und wenn man das schon länger macht, ist es bei mir so, da bin ich<br />

ganz schlecht, ich bin ganz schlecht im Loben. Jetzt kann man sagen das ist vielleicht eine<br />

déformation professionelle , weil als Politiker ist ja die höchste Form des Lobs, wenn man<br />

nicht beschimpft wird, aber man merkt es auch, da bin ich… ja, da habe ich Defizite.<br />

Rolf van Dick: Das ist ja eigentlich auch, damit beschäftige ich mich, ja ein kleines bisschen<br />

ein deutsches Problem. Deutsche Manager sagen ja auch oft nicht geschimpft ist genug<br />

gelobt.

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