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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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wir dann noch mit ihm gemeinsam zum Gouverneur, und das hat der alles super gemanagt.<br />

Rolf van Dick: Also, Offenheit bei Töpfer, Augenhöhe, und sozusagen gleichberechtigt mit<br />

dem Partner umgehen. Warum funktioniert Führung so oft nicht? Man hört ständig in den<br />

Medien, Mitarbeiter brennen aus, werden krank, Fehltage... Ist das bei Ihnen vielleicht ein<br />

Problem?<br />

Albert Speer: Überhaupt keins, im Gegenteil! Es gibt natürlich auch bei uns Fälle, wo sich<br />

nach einigen Jahren die Aufgabenstellungen komplett geändert haben und sich jemand<br />

trennen möchte. Die Mehrzahl, die bei uns geht, geht in den Mutterschaftsurlaub, und die<br />

meisten von denen kommen auch wieder, halbtags oder wie es dann eben geht.<br />

Rolf van Dick: Oder allgemeiner, Sie beobachten das ja auch.<br />

Albert Speer: Allgemeiner glaube ich, dass je größer eine Gruppe wird – ob Sie jetzt BASF<br />

oder Siemens oder was weiß ich nehmen – umso größer werden die Hierarchien. Und umso<br />

enger werden die Spielräume, die die Mitarbeiter haben. Siemens ist gerade dabei zu<br />

versuchen, dass in ihrem gesamten Officebereich aufzubrechen. Das hängt dann auch mit<br />

räumlichen Konzepten zusammen. Das zum Beispiel keiner mehr einen festen Arbeitsplatz<br />

hat, sondern dass das wechselt und weniger Arbeitsplätze als Mitarbeiter da sind. Die arbeiten<br />

dann auch draußen, arbeiten eigenverantwortlich. Das beginnt jetzt, solche Überlegungen.<br />

Aber gerade Konzerne wie BASF oder Siemens oder auch große Stadtverwaltungen... Der<br />

Oberbürgermeister Wallmann hier hat ja auch regiert wie ein König. Du musstest die<br />

entsprechenden Zugangsmöglichkeiten nutzen. Das ist mir damals sehr gut gelungen.<br />

Oberbürgermeister Ude ist ein absoluter Monarch, der seine Stadtverwaltung da richtig fest<br />

im Griff hat, und das auch gut macht. In der Industrie hab ich oft das Gefühl, dass die<br />

Obrigkeitshörigkeit von dem mittleren Management, mit dem wir ja öfters zu tun haben – wir<br />

kommen ja relativ selten, außer in einer Präsentation, an den Vorstandsvorsitzenden – dass<br />

die viel zu sehr abwarten, gucken, was könnte denn die Meinung von denen da oben sein.<br />

Und deshalb glaube ich dass da sehr viel mehr Eigenverantwortlichkeit bis in die Bereiche<br />

herunter, mehr Kreativitätsöffnungen, bestimmt sinnvoll sind.<br />

Rolf van Dick: Das heißt, Sie würden nicht sagen, dass die Größe einer Unternehmung<br />

automatisch sozusagen Autonomie und Flexibilität...<br />

Albert Speer: Also, es hängt natürlich schon mit der Größe zusammen. Wenn sie 10000<br />

Mitarbeiter haben, brauchen Sie eine Organisationsstruktur, die das in einem Rahmen hält.<br />

Aber innerhalb er einzelnen Bereiche - das ist vergleichbar mit unseren Megacitys hier. Diese<br />

Megacitys sind ja nicht eine Stadt mit 15 Millionen Menschen, sondern dass sind zehn Städte<br />

mit fünf, sechs, acht Millionen Menschen. Ich war gestern hier auf einer Tagung, China, der<br />

Gouverneur der Provinz Hunan war hier, gemeinsam mit dem hessischen Wirtschaftsminister,<br />

da war ich eingeladen. Der Gouverneur von Hunan, den ich da das erste Mal gesehen habe<br />

und dessen Name ich schon wieder nicht weiß, regiert eine Provinz mit über 70 Millionen<br />

Menschen. Und das geht nur mit Hierarchien. Ich glaube, je weiter Sie in den Bereich der<br />

Kreativität kommen, wo Innovation notwendig ist, dass Sie da größere Freiräume geben<br />

müssten.<br />

Rolf van Dick: Sie sprechen das Buch an, ‚Manifest für nachhaltige Stadtplanung’, ich habe<br />

das mit großem Interesse gelesen. Nachhaltigkeit sowohl im ökologischen als auch im<br />

ökonomischen Sinn deklinieren Sie sozusagen durch, durch alle diese Projekte. Was für eine<br />

Rolle hat das in der Führung?

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