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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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viele Jahrzehnte hinweg aus dem Haus heraus bestellt. Und das führte natürlich dazu, dass<br />

man selten unangenehme Überraschungen hatte. Aber Konsens ist eine, oder weitgehender<br />

Konsens ist eine schwierige Übung. „Nein“ sagen ist manchmal viel schwieriger als<br />

zuzustimmen. Und verlangt also wirklich nicht nur Charakter sondern auch eine Menge<br />

Wissen. Nämlich man muss ja dann begründen warum man „Nein“ sagt. So einfach „Nein“,<br />

das gab es nicht. So, und so haben wir gelebt. Das war ein so selbstverständliches Vorgehen,<br />

was allerdings dazu führte, dass die ein oder andere Entscheidung halt ne Woche länger<br />

brauchte.<br />

Rolf van Dick: Oder Umständen dauert es halt dann noch einen Monat länger. (lacht)<br />

Hilmar Kopper: (lacht) Ja.<br />

Rolf van Dick: Wir haben darüber gesprochen, was gute Führung ist und dass man es auch<br />

lernen kann. Wir sehen wenn wir uns umschauen, wir brauchen nur die Nachrichten<br />

anmachen, dass Führung eben nicht gelingt. Unternehmen gehen bankrott, Politik wird sich<br />

verweigert. In Unternehmen werden Mitarbeiter krank. Wir haben gerade eine Welle von<br />

Burnout und Depressionsphänomenen. Das sind ja auch Probleme die entstehen, weil<br />

Führung nicht gut genug funktioniert. Woran denken Sie liegt das, warum lernen die Leute<br />

nicht bessere Führungskräfte zu werden?<br />

Hilmar Kopper: Ja vielleicht ist man,…Meine erste Erklärung ist immer, es stimmt wohl die<br />

Richtung nicht. Und dann fällt Führen sehr schwer, weil die die man führen will, intuitiv<br />

merken, dass sie nicht in die richtige Richtung gehen. Dann ist es nicht gelungen sie zu<br />

überzeugen, warum man einen Richtungswechsel brauchte, und und und... Führen ist eine<br />

sehr mühselige Arbeit. Die verlangt viel Zeit schon mit Zuhören. Und dann dieses<br />

weiterzugeben, immer wieder und immer wieder neu. Und vor allen Dingen, das habe ich<br />

eigentlich am meisten dann immer vermisst, ein eigenes konsequentes Bekenntnis dazu, zu<br />

dem was man predigt. Man darf nicht, wissen Sie, Wasser predigen und dann selbst Wein<br />

trinken. Das geht einfach nicht. Und das wird sehr genau beobachtet. Man sollte nicht glauben<br />

wie genau das beobachtet wird. Also die Vorbildfunktion konsequent und wie<br />

selbstverständlich einzunehmen ist immer wieder eine Herausforderung. Und wehe das geht<br />

nicht gut.<br />

Rolf van Dick: Glauben Sie, dass das heute…<br />

Hilmar Kopper: Es ist nämlich die Glaubwürdigkeit. Weil ich sage es ja immer, die<br />

nachhaltige Glaubwürdigkeit und Zuverlässigkeit, dessen der führt. Deswegen wird er<br />

anerkannt und auch als Führender – ja ich sage das mal – gut geheißen. Und wenn das anfängt<br />

zu bröckeln, dann ist es schwer.<br />

Rolf van Dick: Glauben Sie, dass das heute etwas schwieriger wird, weil man durch Internet<br />

permanent auf dem Präsentierteller ist. Jede Äußerung die man macht, zehn Sekunden später<br />

um die ganze Welt geht oder war das zu Ihrer Zeit genauso.<br />

Hilmar Kopper: Nein, nein das war nicht so. Ich bin ja noch in dieser Welt nicht groß<br />

geworden. Gott sei Dank füge ich hinzu. Das ist schon ein ganz besonderer Anspruch, der<br />

natürlich auch zu vielen Verzerrungen führt. Da gibt es ja auch dieses Phänomen, das gerade<br />

diese modernen Kommunikationstechniken, ja auch dazu verführen Dinge zu schreiben – ich<br />

nenn das mal so – zu kommunizieren, die man früher in schriftlicher Form anders nie<br />

kommuniziert hätte, jedenfalls nicht so. Da herrscht manchmal eine unglaubliche Sprache. Da

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