Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, was aber sehr, sehr rege wahrgenommen wird und was<br />
inzwischen auch aus Hessen heraus auch als Beispiel für ein bundesweites Programm gedient<br />
hat.<br />
Rolf van Dick: In Unternehmen, in Firmen wird so etwas ja in der Regel nicht freiwillig<br />
besucht, sondern man wird als Führungskraft irgendwie identifiziert und dann durchläuft man<br />
Programme, ob man will oder nicht in Anführungszeichen, die meisten wollen ja auch. An der<br />
Uni nämlich war das, solche Weiterbildungen, die es hier natürlich auch zum Beispiel in der<br />
Lehre, in der Hochschuldidaktik und so weiter gibt, manchmal von denen besucht werden, die<br />
es eigentlich nicht nötig hätten und diejenigen, die es eigentlich nötig hätten, gehen nicht zu<br />
solchen Fortbildungen. Also, es gibt ja auch Widerstände. Beobachten Sie so etwas in der<br />
Politik auch?<br />
Kai Klose: Ja, das gibt es auch. Es ist, da kommt wahrscheinlich dieser Zusammenhang<br />
wieder herein, Sie hatten ja gesagt Sie sind frei gewählte Abgeordnete und genauso ist es. Bei<br />
uns ist es nicht so, dass jetzt jemand vom Fraktionsvorstand kommt und sagt hör mal zu, an<br />
der und der Stelle hast du ein Defizit, geh mal in dieses Seminar, sondern in der Tat, es ist<br />
unsere freiwillige Entscheidung. Wir haben vor etwa zwei Jahren im Rahmen einer Klausur in<br />
der Fraktion aber sehr intensiv darüber gesprochen „Wie kriegen wir eigentlich qualifiziertes<br />
Feedback als Abgeordnete?“, weil wir sind nach der letzten Landtagswahl plötzlich von neun<br />
auf 17 gewachsen und hatten wahnsinnig viele neue Leute im Parlament. Ich gehöre dazu und<br />
man ist nicht Abgeordneter sozusagen, indem man jetzt in den Landtag gesetzt wird, sondern<br />
man muss wahnsinnig viel lernen. Und die Frage von qualifiziertem Feedback hat eine ganz<br />
große Rolle gespielt, weil in einem normalen Wirtschaftsunternehmen, wie Sie sagen, gibt es<br />
so etwas wie ein Jahresgespräch, es gibt einen festen Rhythmus von Personalgesprächen, die<br />
man hat. Das gibt es natürlich bei Abgeordneten, freien Abgeordneten, erst mal nicht und es<br />
war schon das Bedürfnis da zu sagen wir wollen mehr an qualifiziertem Feedback als<br />
sozusagen hineinzuinterpretieren in Gesichtsausdrücke nach Reden, um das mal klassisch zu<br />
machen. Man hält da vorne seine erste Rede, guckt natürlich in die Gesichter der eigenen<br />
Leute, insbesondere der Führung und interpretiert an hochgezogenen Augenbrauen oder<br />
lächelnden Mündern war gut oder war weniger gut, das hilft nicht. Mich hat es wahnsinnig<br />
irritiert am Anfang, weil für mich das auch eine ganz neue Situation war, da vorne zu reden<br />
und diese Kesselsituation in diesem Landtag tut da ihr Übriges und wir haben dann<br />
angefangen von unserem, also unser Fraktionsvorsitzender hat angeboten, Feedbackgespräche<br />
zu machen auf Anfrage. Ich weiß nicht wer das wahrgenommen hat, ich habe es<br />
wahrgenommen das erste Mal vor drei oder vier Monaten, habe ihm auch einen<br />
Strukturvorschlag dafür vorher geschickt und habe gesagt das und das und das würde ich<br />
gerne besprechen und das war ein Feedbackgespräch, wo ich sagen würde, das hat mir<br />
tatsächlich etwas gebracht. Ich hoffe sehr, dass das auch andere wahrnehmen, aber dazu<br />
gehört natürlich auch die Fähigkeit, wie soll ich sagen, nicht alles, was der dann sagt, ist so.<br />
Es beschreibt nicht die Realität, es beschreibt eine Interpretation oder ein Bild dessen, was<br />
jemand von mir und meiner Tätigkeit hat. Sofern muss man das abrunden.<br />
Rolf van Dick: Wie sieht das parteiübergreifend aus? Also, schließen sich zum Beispiel<br />
jüngere Abgeordnete oder Abgeordnete, die zu bestimmten Themen arbeiten, auch<br />
überparteilich zusammen, tauschen sich aus und lernen von einander oder findet das nur sehr<br />
selten statt?<br />
Kai Klose: Das findet in der Tat nur selten statt. Ich habe gemeinsam mit einer Kollegin, die<br />
mit mir zusammen angefangen hat 2009 im Landtag, wir haben angefangen mal zusammen<br />
zum Beispiel Rhetorik Trainings zu machen, dann allerdings nur Trainer und wir zwei und