18.07.2014 Aufrufe

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Rolf van Dick: Es geht uns ja sozusagen nicht insgesamt um Ihr Programm für die Stadt<br />

Frankfurt, aber Ihr ganz persönlicher Stil, so wie Sie gerade gesagt haben: Menschen mögen<br />

und offen mit Menschen umgehen, auf den Menschen auch zugehen, glauben Sie, dass man<br />

so etwas lernen kann. Glauben Sie, dass prinzipiell jeder mit dieser Definition eine gute<br />

Führungskraft sein kann, oder muss man da auch zu geboren sein?<br />

Petra Roth: Das beantworte ich jetzt aus dem Gefühl heraus, ich glaube, dass man das in toto<br />

nicht lernen kann. Da ich weiß, auch ich kann gewisse Dinge nicht lernen. Es gibt gewisse<br />

Dinge die kann ich analysieren und annehmen, aber ich kann sie nicht zu meinen eigenen Ego<br />

hinzufügen, weil ich es nicht kann. Also man ist ja nun nicht ein Wunder bei dem alles geht.<br />

Und wenn Sie sagen, oder inzwischen durch die lange Regierungszeit man mir nachsagt, dass<br />

es die Authentizität ist, die ich verkörpere, dann muss man wohl sagen, dass man das nicht<br />

lernen kann, aber man kann es natürlich annehmen. Wie im Leben auch hat man Vorbilder<br />

und vielleicht nicht sich auch jemand mal meine Art eine Stadt zu regieren – das hat jetzt<br />

nichts mit Parteipolitik zu tun –sondern meine Art diese Stadt zu regieren und die Menschen<br />

ernst zu nehmen, zum Vorbild, dann geht das. Aber das Individuum ist so vielschichtig und so<br />

schillernd und es gibt dann wenn eine starke Seite des Individuums nach vorne kommt<br />

oftmals unendlich viele Menschen, die zu Anhängern dieser Art dann werden. Und dann ist<br />

wie ein Stern der verglüht irgendwann die Zeit vorbei, dann kommt etwas anderes.<br />

Rolf van Dick: Was würden Sie selber als besondere Herausforderung beschreiben. Also wo<br />

müssen Sie Führungsaufgaben wahrnehmen oder Führung zeigen, bei denen Sie nicht so<br />

glücklich waren oder sind, wo es Ihnen schwerfällt, diesen Hut aufzuhaben?<br />

Petra Roth: Das bezieht sich auf Personalpolitik, jetzt nicht das Personalamt, sondern<br />

Entscheidungen die ich treffen muss, bei denen der Verantwortliche, weshalb ich eine<br />

Entscheidung treffen muss auch von einen Menschen gekommen ist, also keine<br />

Sachentscheidung, weil die Straße jetzt zum Beispiel Frostschäden hat, dass man sie nicht<br />

erneuert oder doch erneuert, sondern das ist mir schon häufig genug in dem Amt als<br />

Oberbürgermeisterin vorgekommen, diese Menschen haben einen Weg beschritten in der<br />

Sachpolitik – nicht Parteipolitik, ich möchte das immer sagen - in der Sachpolitik, in der<br />

Verwaltung, die also nicht zum Erfolg geführt haben. Obwohl diese Menschen sehr davon<br />

überzeugt waren, dass sie es richtig machen. Es gilt auch nicht der Vorwurf, es sei aus<br />

Nachlässigkeit nicht zum Erfolg gekommen. Denen dann zu sagen dieses Projekt können wir<br />

nicht mehr weitermachen und die Enttäuschung dann zu sehen bei diesen Menschen, weil sie<br />

an einen Gestaltungsprodukt nicht selber erfolgreich waren, das tut mir weh, aber ich hab<br />

auch gelernt, wenn man den Menschen klar sagt warum dieses nicht mehr weiterzumachen<br />

ist, dass sie dann auch ein Stück entlastet sind, da sie die Wahrheit gehört haben.<br />

Rolf van Dick: Solang die Prozesse fair sind und transparent sind nehmen die Menschen<br />

auch Kritik oder Enttäuschungen an?<br />

Petra Roth: Ja, das passt auch gut zusammen wenn ich sage ich bin neugierig auf den<br />

Menschen und ich gehe auf Menschen zu, dass ich umgekehrt jetzt wenn ich einem Menschen<br />

der etwas entwickelt hat sagen muss das können wir nicht weitermachen, dass mir das nicht<br />

leicht fällt. Also ich glaube ich würde mich nicht als Sanierer – um jetzt mal in die<br />

Wirtschaftsunternehmung zu gehen- als Sanierer, glaube ich würde ich zu viel Herzblut an<br />

das Individuum geben. Aber es muss Sanierer geben.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!