Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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wo drei Menschen zusammen kommen, redet man natürlich über einen anderen, manchmal<br />
gerne auch zwei. Und ich darf eigentlich gar nicht die Gerüchte ernst nehmen, obwohl, ich<br />
habe mir angewöhnt, zu sagen, das, was man mir ins Gesicht sagt, damit beschäftige ich mich.<br />
Alles andere, was ich um drei Ecken höre ‚der soll das dem‘ usw. das nehme ich nicht zur<br />
Kenntnis. Insofern lasse ich mich nicht anstecken von solchen Stimmungen im Haus. Also<br />
hausintern wünsche ich mir, dass wir ehrlich miteinander umgehen und dass jeder, der sich<br />
nicht ehrlich behandelt fühlt oder betrachtet sieht, kann zu mir kommen und sich beschweren.<br />
Ich bin eigentlich immer – und das ist auch ein Thema an der Oper an sich, das Individuum<br />
gegen die Masse. Peter Brains zum Beispiel. Ich bin aus einem Reflex heraus immer bereit,<br />
jemanden zu unterstützen, wo ich spüre, da braut sich etwas zusammen, da gibt es eine<br />
Gruppe, die gegen ihn arbeitet und da entwickle ich so einen Gerechtigkeitssinn, zunächst mal<br />
den Kleinen zu beschützen. Insofern haben die dann auch hier wenig Chancen, die so eine Art<br />
Mobbing betreiben oder gegen eine Person. Ob es richtig ist, ist eine andere Frage, hat sich<br />
bei mir so herauskristallisiert. Was die künstlerische Seite angeht, glaube ich schon, dass wir<br />
so etwas wie eine moralische Anstalt sein sollten. Es gibt Intendanten, die dieses Wort strikt<br />
ablehnen, aber ich bin der Meinung, dass wir die Chance haben an einem Abend – ich will<br />
nicht sagen die Menschen besser zu machen aber – zu denkenden Menschen machen können,<br />
zu reflektierenden Menschen machen können, nach Hause entlassen können mit Fragen, die<br />
wir gestellt haben. Wir können nicht mehr die Antworten geben, aber wir können zumindest –<br />
das ist die Hoffnung – die Menschen sensibler machen, dass sie mehr nicht nur der Ratio<br />
folgen, sondern auch dem Gefühl in ihrem Leben. Beides ist wichtig.<br />
Rolf van Dick: Ich fand, das war ein sehr schönes Schlusswort. Herr Loebe, haben Sie vielen<br />
Dank.<br />
Bernd Loebe: Ich danke Ihnen.