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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Johannes zu Eltz: Ja, eindeutig. Auch deswegen, weil sich in der Kirche bei den höheren<br />

Ämtern die Leitungszuständigkeit in einer Institution, also zum Beispiel Dienstgebermacht<br />

oder Arbeitgebermacht, mit dem Nimbus des Geweihten verbindet, dem Heiligen, dessen man<br />

ansichtig wird oder das man berühren kann, wenn man mit so jemandem in Verbindung<br />

kommt. Und diese Kombination, wenn die nicht durch eine dauernde Bemühung um<br />

Normalität und Bescheidenheit und „auf dem Teppich bleiben“ gegengewichtet wird, das ist<br />

ganz gefährlich. Also Johannes XXIII., dieser Bauer auf dem Papstthron, der hat sich sicher<br />

nicht nur einmal gesagt: „Giovanni, nimm dich nicht so wichtig.“ Dass es nötig war, sich das<br />

selbst zu sagen, daran merkt man ja, wie groß die Gefahren sind.<br />

Rolf van Dick: Wie könnte man dazu kommen, dass das mehr erkannt wird? Auch in der<br />

Breite und nicht nur zufällig bei Einzelnen?<br />

Johannes zu Eltz: Ins Evangelium reinschauen. Also wir haben eine Grundlage, an der wir<br />

nichts ändern können. Unsere ganze Kirche mit ihren Komplikationen und vielen<br />

Stockwerken hat ein Fundament, das man nicht austauschen kann. Die Einfachheit und<br />

Direktheit Jesu, das ist der Maßstab, an dem wir uns messen lassen müssen. Und wenn die<br />

Leute sagen: „Wenn ich dich anschaue und ins Evangelium reinschaue, da sehe ich keine<br />

Verbindung.“, dann ist das Mist, was wir machen.<br />

Rolf van Dick: In der Managementsprache „Walk the Talk“ oder „Practicing what you<br />

Preach“; sagen tut sich das so leicht. Aber es ist offensichtlich, sowohl in der Kirche wie<br />

außerhalb der Kirche gar nicht so einfach, es auch tatsächlich zu tun.<br />

Johannes zu Eltz: Nein, das ist nicht einfach. Das was Nitzsche gesagt hat: „Gott ist tot, wir<br />

haben ihn getötet.“, das ist ein Alptraum für mich. Dass der lebendige Gott und die Beziehung<br />

zu ihm unbemerkt abstirbt und wir den Riesenapparat mit über einer Milliarde Leute in der<br />

Weltkirche weiterlaufen lassen „etsi deus non daretur“, als wenn es Gott nicht geben würde.<br />

Das darf nicht passieren. Also immer wieder auf den mystischen Grund unserer Tätigkeit<br />

zurückkommen, der uns alle in die Einfachheit von Geschwistern zurückführt. Es gibt keine<br />

hierarchischen Unterschiede auf der Basis der Berufung. Taufe ist für alle gleich.<br />

Rolf van Dick: Wie versuchen Sie außerhalb der Kirche zu helfen? Werte zu leben,<br />

anzuerkennen oder als hilfreich zu empfinden für ein Wirtschaftsunternehmen oder die<br />

Politik?<br />

Johannes zu Eltz: Also ich finde Leute außerhalb der Kirche total interessant und ich zeige<br />

denen das auch, bis zu dem Grad, dass Leute innerhalb der Kirche sich über mich zu ärgern<br />

beginnen, weil ich mich nicht genug in den Gemeinden umtue. Wir sind ja, vor allem<br />

katholisch kann man das sagen, wir sind ja dort, wo wir institutionell stark sind eine Welt in<br />

sich. Wir bilden alles noch einmal ab. Man kann sich den ganzen Tag bei uns mit Internem<br />

beschäftigen, ohne jemals Außenkontakte zu haben. Und das nicht zu tun, das bemühe ich<br />

mich seit ich in Frankfurt bin. Weil ich das Gefühl habe, die Bedingungen für unser Leben<br />

und Überleben in einer sich säkularisierenden Gesellschaft werden außerhalb der Gemeinde<br />

definiert und nicht innerhalb. Und deswegen liegt mir alles daran, normalen Menschen zu<br />

begegnen und ihnen meine Wertschätzung, aber auch meine Glaubenssicht so anzubieten,<br />

dass sie es interessant finden können.<br />

Rolf van Dick: Ich weiß nicht, ob wir eigentlich schon bei dem Thema waren. Meine letzte<br />

Frage ist immer die nach Werten, welche Rolle Werte spielen. Das ist natürlich im Gespräch

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