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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Entfernung von 4 Kilometer da oben für die Kinder einen Schulbus, das war völlig<br />

selbstverständlich dass wir da runter gelaufen sind und wieder heraufgelaufen sind. Oder<br />

gewartet haben, bis uns jemand mitnahm. Die Zeit in Berchtesgaden war eine schöne Zeit.<br />

Die Schwierigkeiten mit meiner Sprache begannen dann, als diese schöne Zeit herum war und<br />

diese Welt für mich zusammengebrochen ist.<br />

Rolf van Dick: Hat Sie das – ich glaube es gibt sogar so einen Begriff in der Psychologie, so<br />

ein Ur-Misstrauen, im Gegensatz zum Ur-Vertrauen – hat Sie das misstrauisch gemacht<br />

gegenüber Autoritäten, oder Erwachsenen?<br />

Albert Speer: Nein. Das habe ich als Kind nicht... Mein Vater war so gut wie nicht da. Das<br />

habe ich nicht als Autorität empfunden in dem Sinne von dass ich mich davon abwenden<br />

muss, nein. Das Schwierigere war, über viele, viele Jahre, der Umgang mit dem Stottern, mit<br />

der nicht vorhandenen Sicherheit mit der eigenen Sprache. Wenn ich sehr aufgeregt bin, dann<br />

kommt das heute noch. Das ist immer noch ein Handicap, was geblieben ist.<br />

Rolf van Dick: Aber Sie haben sich ja selber dann motiviert, Sie haben eine Schreinerlehre<br />

gemacht, haben ein Abendgymnasium gemacht, und dann Architektur studiert...<br />

Albert Speer: Ja, also irgendwo...<br />

Rolf van Dick: ...Das ist ja auch ein Führungsthema, also woher kommt es, dass manche<br />

Menschen das sozusagen dann weiterverfolgen...<br />

Albert Speer: Ja, ich weiß es nicht, irgendwie, der Schröer hat gesagt ‚ich will da rein’ und<br />

ich hab gesagt ‚ich will da raus’. Was mir immer ungeheuer wichtig war, war persönliche<br />

Freiheit. Diese Geschichte mit dem Abendschulabitur, da ist der Hintergrund, dass während<br />

der Schreinerlehre ich eigentlich der Meinung war, da machst du deine Lehre, dann gehst du<br />

auf die Fachhochschule, dann kannst du über die Fachhochschule ja irgendwann an die<br />

Hochschule. Dann hat mir irgendjemand erzählt, eine Fachhochschule – damals noch viel<br />

strenger wie heute – ist eine Schule! Da musst du, wenn du morgens um acht nicht da bist,<br />

eine Entschuldigung bringen. Und da habe ich gesagt, nein, mit mir nicht, Schule habe ich<br />

hinter mir. Und das war der Auslöser, den ungeheuer schweren Weg eines Abendschulabiturs<br />

zu gehen. Ich hatte schon lange mein Diplom, und auch viel, viel später, da hatte ich immer<br />

noch Alpträume, ich hab das Abitur nicht bestanden und deshalb gilt das alles auch nicht, was<br />

ich jetzt mache.<br />

Rolf van Dick: Gut, Herr Speer. Wir bedanken uns!<br />

Albert Speer: Bitte, bitte.

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