Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Wolfgang Schneiderhan: Ja, doch, das findet schon statt, nur ist es vielleicht nicht die<br />
hierarchische Ordnung, die man weiter in der Mitte oder weiter unten im System erfährt. Das<br />
ist dann mehr im Sinne eines Austausches von verantwortlichen Menschen, die verschiedene<br />
Verantwortungsebenen und verschiedene Verantwortungsbereiche wahrnehmen, aber immer<br />
einem gegenüber. Zunächst mal formal würde ich sagen dem Souverän gegenüber und wenn<br />
man es ins Ethische hinübernimmt, dann eben der Orientierungspunkt, den jeder individuell<br />
für sich hat. Ob das mit der Bezeichnung Gott trifft oder ob das andere trifft das sei<br />
dahingestellt, aber da gibt es schon eine Orientierungsstufe, die noch darüber liegt. Da wird<br />
schon drüber geredet und da gibt es viel Austausch. Das ist unterschiedlich in der Intensität,<br />
aber ich habe keinen Minister näher erlebt - ich will da nicht alle aufzählen, die ich erlebt<br />
habe - aber da, wo ich sagen muss, wo ich so in dem Bereich von Macht kam, General. Das<br />
beginnt bei Volker Rühe und geht dann über Rudolf Scharping, Peter Struck bis zum<br />
Minister, dem Franz Josef Jung. Da wurde über diese Dinge schon gesprochen und mit<br />
einigen habe ich ja diese Verantwortung sehr hautnah erleben müssen. Nicht mit allen, das<br />
waren die Zeitläufte, aber spätestens mit Minister Struck war es dann so, Afghanistan und<br />
Gefallene und all diese Dinge und da tauscht man sich aus, ganz automatisch über die<br />
Verantwortung, wie man sie wahrnimmt. Manchmal auch die Frage „Kannst du die überhaupt<br />
wahrnehmen?“.<br />
Rolf van Dick: Zu Ihrer persönlichen Führung: Sie haben ja auch bei der Bundeswehr diese<br />
Stufen durchgemacht und haben, vermute ich, als Oberleutnant oder Hauptmann andere<br />
Aufgaben gehabt als dann hinterher als Oberst oder General. Hat sich auch ihr Führungsstil<br />
verändert oder…?<br />
Wolfgang Schneiderhan: Also, ich würde sagen ja. Verändert sich natürlich mit der<br />
Verantwortung, die einem auf die Schulter gelegt wird. Als Hauptmann und Kompaniechef<br />
konnte man noch etwas spielerischer damit umgehen, zumindest in meiner Zeit, weil ich das<br />
Thema Tod und Verwundung auf der Ebene nicht erlebt habe. Das war ja alles im<br />
theoretischen Bereich oder es…<br />
Rolf van Dick: … oder im Manöver, in der Simulation…<br />
Wolfgang Schneiderhan: …Im Manöver, aber es war im Grunde Simulation oder Theorie.<br />
Später ist es ja dann Wahrheit geworden, grausame Wahrheit teilweise. Ich glaube schon, dass<br />
man sagen kann, man geht dann anders mit dieser Verantwortung um oder besser man spürt<br />
sie anders, ja. Aber was sich nicht geändert hat ist die Frage, wie sieht man denjenigen, den<br />
zu führen man die Aufgabe, Auszeichnung oder gar Ehre hat. Das ist eine Frage vom eigenen<br />
Menschenbild oder ganz simpel gesagt wie gehen wir miteinander um. Egal ob das der Boss<br />
ist und der verdient so viel und der andere ist der Nicht-Boss und verdient weniger, das hängt<br />
ja damit alles nicht zusammen, aber wie nehmen wir den Mitmenschen wahr. Und da hat die<br />
Bundeswehr ja oft gerungen mit sich im Laufe zumindest meiner dreiundvierzig oder fast<br />
vierundvierzig Jahre, vierundvierzig ein Halb Jahre, mit den verschiedenen Führungsstilen,<br />
nicht, da kann man in so einem Gespräch gar nicht alles aufwärmen. Die Einen, die meinten<br />
militärischer Führungsstil ist eben tack, tack, tack und kein Widerspruch und Gehorsam. Die<br />
Anderen haben den, ja, den kooperativen Führungsstil, wo ausgetauscht wird und dann streitet<br />
man wie lange reicht der und ab wann muss man sagen jetzt können wir aber nicht mehr<br />
diskutieren, jetzt müsst ihr es wirklich so machen, wie ich es meine und die Verantwortung<br />
trage ich dann auch dafür und hinterher können wir uns wieder unterhalten, aber jetzt ist die<br />
Situation nicht eine Unterhaltungseinladung, sondern eine Handlungsauflage. Es ist alles<br />
richtig, die Spiegelnuancen bleiben. Die Grundfrage ist, wie sieht man denjenigen, der einem<br />
anvertraut ist, egal auf welcher Ebene. Und wenn man da jetzt sagen wir mal, für mich jetzt