Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Menschen, für die man tätig ist, versteht, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass man<br />
Erfolg hat.<br />
Rolf van Dick: Meine erste Frage ist eigentlich bei jedem Gesprächspartner die gleiche,<br />
nämlich ob wir überhaupt Führung brauchen. Bei Ihnen könnte ich das so formulieren, wenn<br />
ich Ihr Buch lese und mir anschaue, was Sie bei dm versucht haben umzusetzen in den letzten<br />
30 Jahren, 40 Jahren, dann ist Vertrauen ein ganz wichtiges Stichwort. Und Sie sagen, die<br />
Menschen, wenn man ihnen vertraut und sie ein Ziel erkennen, und als wichtig wahrnehmen,<br />
dann tun sie schon selbst das Richtige.<br />
Götz Werner: Ja, nicht ganz genau getroffen. Der Schlüsselbegriff ist Zutrauen. Der<br />
Schlüsselbegriff ist Zutrauen. Ich sage immer, wir müssen ganz streng abgrenzen zwischen<br />
Zutrauen und Vertrauen. In einer arbeitsteiligen Gesellschaft, wo ich für andere tätig bin,<br />
andere für mich, muss ich immer dem anderen was zutrauen. Idealerweise wächst dann aus<br />
dem Zutrauen Vertrauen, aber erstmal ist Zutrauen. Das Zutrauen muss ich ihm<br />
entgegenbringen, ich muss ihm was zutrauen, ich muss ihn wertschätzen und dann wird er<br />
tätig oder ich darf für ihn tätig werden. Und aus dem wechselseitigen Geben und Nehmen<br />
entsteht dann Vertrauen, das stabilisiert sich dann. Aber Voraussetzung ist das Zutrauen. Das<br />
ist für mich ein ganz wichtiger Punkt. Wir müssen immer Zutrauen geben. Ob dann Vertrauen<br />
draus wird ...<br />
Rolf van Dick: Sie haben das versucht umzusetzen z. B. ganz radikal, indem Sie bei dm an<br />
irgendeiner Stelle gesagt haben: Wir schaffen eine ganze Führungsebene ab, die brauchen wir<br />
nicht mehr.<br />
Götz Werner: Naja, weil wenn die Führungs... wenn es zu viele Führungsebenen gibt, dann<br />
wird aus dem Führen dann ein Kontrollieren. Und wenn sozusagen die Verantwortung, die<br />
man hat, groß genug ist, dann kann man seine Ziele nicht mehr dadurch erreichen, dass man<br />
die anderen kontrolliert, sondern kann man die Ziele nur dadurch erreichen, dass man den<br />
anderen was zutraut und dass Sie sozusagen Einbringen ausdrücken. Und ich habe dann<br />
damals gesagt: Unter dem Gesichtspunkt Gleichheit, dass jeder Mensch gleich ist, gleiche<br />
Augenhöhe, kann Führung nur dann legitim sein, wenn sie zum Ziel hat die Selbstführung.<br />
Also ist die Aufgabe des Vorgesetzten, des Verantwortlichen ist heute dafür zu sorgen, dass<br />
die Menschen, die ihm anvertraut sind, dass die sozusagen ihre Aufgaben eigenständig<br />
ergreifen, sich einbringen und dadurch ausdrücken, das habe ich betont.<br />
Rolf van Dick: Aber Führung im Sinne von direkter Eins-zu-eins-Menschenführung ist ja<br />
ganz schwer möglich da, wo dann nur noch ein Regionalverantwortlicher Dutzende von<br />
Filialen betreuen muss.<br />
Götz Werner: Ja, er muss halt gucken, dass er in seinem ... also inzwischen hat es sich ja<br />
auch bewährt, also ich spreche da jetzt aus Empirie, er sagt dann halt, ... er hat dann einen<br />
anderen Zugang zur Führung, weil er eben sagt, ja ich muss die anderen erfolgreich machen.<br />
Und dann geht er ganz anders vor als wenn er sagt, ich muss darauf achten, dass die anderen<br />
das machen, was ich will. Das ist schon ein großer Unterschied, ob ich eben sage: Ich bin<br />
verantwortlich für das alles und folglich müssen alle das machen, was ich will. Oder ob ich<br />
sage: Nein, nein, ich bin für das Ganze verantwortlich, aber nicht für das Einzelne und die<br />
einzelnen Kolleginnen und Kollegen, die müssen halt gucken, dass sie in den<br />
Rahmenbedingungen entsprechend den gemeinsam gefassten Zielsetzungen dann initiativ,<br />
eigeninitiativ, selbstverantwortlich tätig werden, das ist der Unterschied, nicht nur warten bis<br />
was kommt.