Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Jürgen Heraeus: Ja, ich glaube das Eine ist zum Beispiel dieses ganze Thema Compliance,<br />
Korruption. Dadurch, dass wir mit Edelmetall arbeiten war das immer schon ein Thema:<br />
Geldwäsche, Eigentum und, und, und ganz hoch bevor diese ganze Compliance Geschichte<br />
kam und deswegen, jede Woche kommt ja ein Angebot von einem Nigerianer, der sagt, dass<br />
er Gold billig verkaufen kann, weil er geerbt hat und so weiter. Das ist alles tabu, ja, aus<br />
Russland fast nichts gekauft, weil keiner sagen konnte wem das gehört, so aus dem Kombinat<br />
geholt und so weiter, die Direktoren. Wir haben nie Geldgeschäfte gemacht und die dann<br />
irgendwo transferiert in die Cayman Islands oder so etwas. Wir haben saubere Strukturen,<br />
nachvollziehbar für jeden, also kein Leo-Kirch-Konzern Steuer getrieben und so weiter und<br />
das merken die Leute natürlich und das ist so ein Punkt, wo man dann erwartet, dass sie das<br />
eben auch korrekt machen. Und wenn ich meine Reise abrechne und nicht korrekt mache und<br />
meine Frau steht mit drauf, obwohl sie nichts damit zu tun hat, dann sieht das nicht nur die<br />
Kasse, das sieht die Revision, das wissen zehn, acht, neun Leute und so weiter und dann wird<br />
drüber geredet und dann ist ein anderer Fall, wo das auch der Fall ist, dann können sie kaum<br />
sanktionieren. Da können sie dann nicht sanktionieren, der Chef macht es ja auch. Das ist…<br />
da können Sie viel machen. Auf der anderen Seite sind wir erbarmungslos, wenn einer<br />
Edelmetall mitnimmt und sind es auch nur kleine Mengen und wir erwischen ihn, dann gehen<br />
wir gnadenlos vor bis zum Haus weg und so weiter, nicht. Wo man manchmal auch sagt, der<br />
hat vielleicht nicht genau gewusst, was er tat, aber bei Diebstahl und so weiter, wo unser Herz<br />
ist, da geht man richtig vor. Und auch bei Gericht lasse ich mich da nicht immer gleich auf<br />
einen Vergleich ein, sondern sage, dann wird es durchgefochten. Wenn wir verlieren, dann<br />
war es das Gericht, aber wir können dann nicht nachgiebig sein.<br />
Rolf van Dick: Auch um das tatsächlich dann umzusetzen, was irgendwo definiert ist im<br />
Leitbild. Wir hatten schon mal bei anderer Gelegenheit darüber gesprochen: Unsere<br />
Forschung zeigt, dass es nicht nur wichtig ist zu zeigen wofür stehe ich denn, was will ich<br />
denn erreichen oder wodurch will ich mich auszeichnen, sondern auch was will ich denn<br />
nicht. Sie haben ja jetzt quasi schon ein paar Beispiele genannt. Haben Sie das bewusst<br />
gemacht, also haben Sie sozusagen sich überlegt, wir wollen in unserer<br />
Konzernleitbildentwicklung auch sagen was können wir gut, was wollen wir und was wollen<br />
wir hier nicht, wofür wollen wir nicht bekannt sein?<br />
Jürgen Heraeus: Ja, unbedingt. Also ich bin Aufsichtsrat in einem anderen Unternehmen<br />
und als wir die Compliance dann sehr sagen wir mal scharf Dings, dann haben die<br />
schätzungsweise 100, 140 Millionen Aufträge nicht bekommen. Da waren die<br />
Belegschaftsvertreter ein bisschen in Sorge, ob das dann nicht auf die Beschäftigung geht und<br />
ob man da vielleicht doch nicht so streng sein sollte und so, nicht. Das ist unmöglich, ich sage<br />
jetzt mal was bei Siemens oder MAN gegangen ist, ist auch in jeder Hinsicht schlecht für das<br />
Unternehmen. Einmal lässt, sagen wir mal lässt die Innovationskraft nach, denn man muss<br />
dann nicht mehr gut sein, sondern man muss viel Geld rüberschieben. Das zweite ist, der, der<br />
das Geld rüberschiebt, der sagt beim zweiten Mal, wenn du ein bisschen von dem Häufchen<br />
nimmst für dich, dann habe ich das eigentlich auch verdient, denn das ist zu viel für den und<br />
wir kriegen ruck zuck die Sache in das ganze Unternehmen rein, nicht.<br />
Rolf van Dick: Herr Heraeus, ich bedanke mich.<br />
Jürgen Heraeus: Das war’s schon?<br />
Rolf van Dick: Ja, es war interessant, danke.