Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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etwas darzustellen und die Art und Weise, wie ich es darstelle. Ich brauche dann allerdings<br />
Hilfe. Ich habe eine ganz hervorragende Lektorin, die das Manuskript liest, die mit mir<br />
darüber diskutiert und sagt, ist das verständlich oder nicht verständlich. Und dann braucht<br />
man einen Verlag, der das ganze druckt und herausbringt, unter die Leute bringt.<br />
Rolf van Dick: Als Sie noch bei den Tagesthemen waren, oder davor, als Leiter des<br />
Hauptstadtbüros Paris, haben Sie ja auch selber führen müssen. Sie waren Redaktionsleiter.<br />
Wie haben Sie geführt?<br />
Ulrich Wickert: Für mich ist zuallererst wichtig gewesen, jeden der bei mir arbeitet zu<br />
respektieren und zu sagen ‚er weiß in seinem Bereich mehr als ich es weiß’. Das zweite<br />
Prinzip war, dass ich jedem Verantwortung gegeben habe und ich habe gemerkt, das ist<br />
schwierig gewesen. Ich habe der Buchhalterin, wenn sie zu mir kam und sagte ‚Wie sollen<br />
wir das und jenes verbuchen?’, da habe ich dann gesagt ‚Machen Sie mir einen Vorschlag’.<br />
Und ich habe immer gesagt – wenn jemand kommt und sagt ‚Ich habe ein Problem’ und bittet<br />
um eine Mitentscheidung, dann habe ich immer gesagt ‚Komm‘ mit einer Lösung, mit einem<br />
Lösungsvorschlag’. Als ich gegangen bin, sagte mir eine Cutterin: ‚Du warst anstrengend’.<br />
Ich sagte: ‚Warum war ich anstrengend?’ – ‚Weil du uns so viel Verantwortung gegeben<br />
hast’. Aber ich glaube, der Einzelne wird besser, wenn er in seinem Bereich Verantwortung<br />
hat.<br />
Rolf van Dick: Glauben Sie, dass man das lernen kann, oder ist das etwas, das man mitbringt<br />
wenn man in eine Führungsrolle kommt oder eben auch nicht mitbringt und dann hat man<br />
Pech gehabt?<br />
Ulrich Wickert: Nein, das ist etwas das man lernen kann. Wenn Ihnen jemand sagt ‚Pass auf,<br />
geh mit Menschen so um, wir haben Erfahrung damit, wie man mit Menschen umgeht’ –<br />
wenn man sozusagen von nichts anfängt eine Leitungsposition zu haben, ist es gut, wenn man<br />
Hilfe bekommt, wenn man Beratung bekommt und gesagt bekommt ‚Das kannst du so lösen<br />
und das kannst du so lösen’. Ich glaube, dass es bis hin zu Topmanagern wichtig ist, dass die<br />
auch Berater haben, und zwar Berater die von außerhalb des Unternehmens kommen. Ein<br />
Vorstandsvorsitzender wird sich zwar in einem Fall gerne mit einem Vorstand oder einem<br />
Hauptabteilungsleiter unterhalten, aber die haben möglicherweise auch gewisse Hemmungen,<br />
offen zu reden. Ein Berater von außen kann in der Kommunikation sehr helfen, aus dem<br />
einfachen Grund dass er einfach sagt ‚Guck mal, das kann man so und so lösen’. Das ist wie<br />
wenn ich mit meiner Lektorin über mein Manuskript gehe. Ich habe etwas geschrieben, ich<br />
habe also eine Vorstellung davon, sie ist aber die erste Person, die es wahrnimmt und mit mir<br />
darüber diskutiert und sagt ‚Ja, aber ich versteh es nicht. Das müsste man anders ausdrücken’.<br />
Rolf van Dick: Wenn man es lernen kann – wo haben Sie es gelernt? Können Sie zwei, drei<br />
Leute nennen, an denen Sie sich orientieren konnten?<br />
Ulrich Wickert: Nein. Mir fällt niemand ein.<br />
Rolf van Dick: Warum geht Führung so oft schief? Warum lernen es manche Leute<br />
offensichtlich nicht? Warum werden Mitarbeiter krank und...<br />
Ulrich Wickert: Das liegt an dem Charakter der Leute, nehme ich an.<br />
Rolf van Dick: Und da kann man dann nichts machen?