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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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unserem Land passiert, und zwar die israelische Mannschaft in Deutschland, das hängt einem<br />

natürlich schon nach bis heute. Das ist halt nie bearbeitet worden.<br />

Rolf van Dick: Also Sie sagen, man kann im Grunde niemandem einen Vorwurf machen,<br />

weil man hat damals einfach ganz anders über solche Sachen geredet oder gedacht. Und Sie<br />

sagen, PTSD kannte man damals einfach noch nicht. Heute geht man anders damit um, das<br />

stimmt schon. Aber wenn ich so auch an aktuelle Politiker manchmal denke, Giuliani in New<br />

York 2001 bei dem Attentat auf das World Trade Center oder viel weniger schlimme<br />

Geschichten wie Naturkatastrophen, Gerhard Schröder auf dem Damm beim Oderbruch oder<br />

so etwas, wo heute, glaube ich auch, in den Medien so eine ganz selbstverständliche<br />

Erwartung da ist: Da geht jetzt der verantwortliche Politiker hin, stellt sich ganz vorne hin und<br />

hält irgendwie eine Fahne hoch. Das gab es damals tatsächlich noch nicht. Es gab ja vor<br />

einiger Zeit diese Fernsehdokumentation über 1972, wo dann auch gezeigt wird, wie sehr die<br />

Polizei vorher versagt hatte und ganz kleine Andeutungen gar nicht ernst genommen wurden.<br />

Heute würde das nie wieder passieren. Sie haben vorhin gesagt, sie hätten Führung nicht<br />

gelernt. Aber grundsätzlich: Würden Sie sagen, man kann Führung lernen kann oder man<br />

bringt es entweder mit sich oder nicht mit sich?<br />

Sylvia Schenk: Also grundsätzlich kann man alles lernen. Man wird ja nicht als<br />

Führungskraft geboren. Also ich denke schon, dass ich auch einiges gelernt habe und dass ich<br />

auch jetzt noch lerne. Ich mache auch jetzt noch Fehler. Also manchmal bin ich zu<br />

ungeduldig, das ist zum Beispiel eines meiner Probleme. Bei mir laufen manche Prozesse im<br />

Kopf sehr schnell ab und dann habe ich eine Idee und bin dann vielleicht auch schon drei<br />

Schritte weiter als die anderen am Tisch, weil ich schon ein paar Möglichkeiten durchgedacht<br />

habe. Und dann versuche ich, ich schaffe es nicht immer, zu sagen: „Okay, jetzt gehen wir die<br />

Schritte noch einmal langsam durch.“ Da hoffe ich, dass ich nach wie vor lerne und auch aus<br />

bestimmten Situationen oder auch weil sich im Umfeld etwas ändert und die Erwartungen der<br />

Menschen andere werden. Wir gehen ja auch heute ganz anders damit um, was so unter dem<br />

Stichwort Stakeholder-Beteiligung läuft. Das war ja vor 25 Jahren noch kein Thema, auch<br />

nicht in der Politik. Da hat man schon überlegt „Wie informiere ich den zuständigen<br />

Ortsbeirat, wenn ich im Schwimmbad etwas ändern will und so weiter.“ Aber dass ich da<br />

noch mehr Stakeholder habe und wie ich damit umgehe und dass es ein systematischer<br />

Prozess sein sollte, das war damals zumindest nicht so als Begriff und als Erwartungshaltung<br />

vorhanden. Das ist heute eine völlig andere Situation. Ich habe allerdings schon immer das<br />

Gefühl gehabt, Informieren ist wichtig, mit den Menschen reden ist wichtig. Ich lerne auch<br />

sehr viel, indem ich einfach zuhöre und einfach einmal ganz dumme Fragen stelle und dann<br />

plötzlich ein paar Erkenntnisse habe. Ein Beispiel war, ich habe jetzt mehrere<br />

Veranstaltungen mit der Daimler AG gemacht zu bestimmten Themen im Bereich Integrität,<br />

und hatte da auch Kontakt, weil es da hinterher einmal ein Imbiss gab oder so etwas, zu<br />

Beschäftigten. Bin da einfach einmal an irgendeinen Tisch gegangen und habe die direkt<br />

gefragt und habe da eine Menge, ganz offen von denen, auch mitbekommen und konnte dann<br />

nachher Einigen im Führungsbereich von Daimler einfach ein paar Innenansichten geben und<br />

dann sagten sie: „Wie kommen Sie jetzt darauf?“. Und ich sagte: „Ich habe einfach einmal ein<br />

paar Leute gefragt.“ Und das versuche ich schon und habe ich auch als Sport-Dezernentin hier<br />

in Frankfurt versucht in die Ortsbeiräte zu gehen, mit den Vereinen zu reden und dann nicht<br />

immer nur mit dem Vorsitzenden. Der erzählt einem nämlich vielleicht auch nur, was sein<br />

größtes Problem ist. Manchmal ist wichtiger mit einer Übungsleiterin oder mit einem<br />

einfachen Sportvereinsmitglied zu sprechen. Da kriegt man manchmal noch eine ganz andere<br />

Rückmeldung.

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