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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Michael Groß: Rein technisch schon. Da gibt es nicht nur die klassische Literatur dafür,<br />

sondern auch Management-Literatur- jetzt mal abgesehen von den ganzen<br />

fachwissenschaftlichen Werken, die es dazu gibt. Das schon, aber das ist rein die fachliche<br />

Ebene, die Fachkompetenzebene. Da kann man sicherlich an der Rollenkompetenz<br />

beispielsweise auch arbeiten. Geht auch, da wird es aber schon ein bisschen schwieriger. An<br />

der methodischen Kompetenz, das kann man auch machen. Die persönliche Kompetenz – das<br />

sind ja die vier Kompetenzebenen, die es gibt- an der persönlichen Kompetenz, da wird es<br />

dann natürlich schwieriger. Wie kann ich eine Rolle ausfüllen? Passt ja gerade, heute am 13.<br />

November, mit dem aktuellen Spiegeltitel „Charisma“. Versuchen Sie mal Charisma zu<br />

greifen.<br />

Rolf van Dick:Aber es gibt ja Leute, die sagen, das kann man alles lernen. Ich kann auf ein<br />

Rhetorikseminar gehen, kann lernen Haltung, Stimme usw. zu trainieren, sodass ich<br />

charismatischer wirke und rüberkomme.<br />

Michael Groß: Wenn man das jetzt mal so als Stufenmodell sieht, kann man sicherlich -<br />

wenn man sagt, ich muss mich da weiterentwickeln- ein oder zwei Stufen weiter empor<br />

klimmen. Nur kann es problematisch sein, wenn man auf Führungskräfte trifft, die aufgrund<br />

ihrer Fachkompetenz unwahrscheinlich nach vorne rutschen. Ein Beispiel: Letztes Jahr hatten<br />

wir jemanden, der wurde Vertriebsleiter in einer großen Organisation mit einer<br />

Verantwortung für 200 Personen, weil er der beste Vertriebsmann war. So, und das ist ganz<br />

klassisch: über die Qualifikation, Qualifikation durch Leistung auf den Job. Das Problem ist,<br />

Verkaufen und Führen sind zwei unterschiedliche Dinge. Also wenn jemand ein guter<br />

Verkäufer ist, muss er noch lange nicht Verkäufer führen können. Und das ist ein<br />

himmelweiter Unterschied, und der ist dann auch kolossal gescheitert und das wurde dann<br />

auch klar. Wir sollten dann versuchen das zu coachen, wir haben dann dem Geschäftsführer<br />

auch deutlich gemacht: Hier ist jemand, der ist fachlich brillant, aber sehr statisch. Wie kann<br />

ich meine Brillanz für andere Leute, die vielleicht nicht so brillant sind,nutzbar machen? Ich<br />

kann ja nicht wie ein Häuptling rumlaufen, wie kann ich diese Brillanz für Indianer nutzbar<br />

machen? Wie kann ich mich, was das Fachliche anbetrifft, mal ein, zwei Schritte<br />

zurücknehmen? Und in dem Beispiel war relativ schnell klar; der geht wie ein ICE hier von<br />

Frankfurt nach Köln mit 300 Sachen durch den Westerwald, aber hier in der Organisation<br />

sind auch Kesselwagen dabei, die machen ihr Geschäft, aber die wollen nicht mit 300 durch<br />

den Westerwald, sondern die können das auch nicht. Und jetzt ist es die Kunst zu sagen: Wie<br />

schaffen wir es, diese verschiedenen Sachen zu kombinieren? Wir haben auch deutlich<br />

gemacht: Es bringt euch nichts, nur Leute zu haben, die mit 300 durch den Westerwald<br />

marschieren. Dann verliert ihr die Organisation, dann seid ihr schon fast zu schnell und zu<br />

gut. Das sind dann auch diese Organisationen, die dann nur noch rein geldgetrieben sind, die<br />

jeden Kunden nur noch als Geldmaschine betrachten. Da wird es dann kritisch, so, und<br />

deswegen kann man bestimmte Sachen, sagen wir es mal so, sich aneignen, aber die sind im<br />

Einzelfall dann schon mit einer sehr starken Veränderung, sagen wir mal, auf der<br />

Persönlichkeitsebene auch verbunden. Wenn man das hinbekommt. Will ich nicht<br />

ausschließen, meine Erfahrungen sind da aber eher negativ. Also beispielsweise würde ich<br />

sagen, ich wäre kein guter Trainer geworden- Schwimmtrainer.<br />

Rolf van Dick:Haben Sie es mal versucht?<br />

Michael Groß: Nee, weil, mir ist auch relativ schnell klar geworden warum. Wir hatten ja<br />

gerade das Beispiel mit dem Vertriebskönig, der dann hinterher Vertriebsleiter wurde, aber<br />

leider da gescheitert ist. Genauso, wäre es bei mir glaube ich gewesen, weil ich einfach meine<br />

Ansprüche habe. Ich weiß was möglich ist, ich weiß, dass man sich auch ins Zeug legen muss

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