Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Oliver Reese<br />
Kurzbiographie:<br />
Oliver Reese ist 1964 Schloss Neuhaus bei Paderborn geboren und ist seit 2009 Intendant des<br />
Frankfurter Schauspiels. Reese studierte Neuere Deutsche Literaturwissenschaft,<br />
Theaterwissenschaft und Komparatistik in München und arbeitete als Regieassistent an den<br />
Münchner Kammerspielen, am Schauspielhaus Düsseldorf. 1989 ging er als Dramaturg ans<br />
Bayerische Staatsschauspiel, 1991 als Chefdramaturg ans Theater in Ulmer. Von 1994 bis<br />
2001 war Reese als Chefdramaturg am Maxim Gorki Theater Berlin tätig. Anschließend<br />
daran war er Chefdramaturg und stellvertretender Intendant unter Bernd Wilms am Deutschen<br />
Theater Berlin. Er ist Mitglied der Deutschen Akademie der Darstellenden Künste und hat mit<br />
vielen bedeutenden Regisseuren und Schauspielern zusammengearbeitet und für Ihre<br />
Inszenierungen wichtige Preise bekommen.<br />
<strong>Interview</strong> geführt am 19.03.2013 im Schauspiel Frankfurt.<br />
Rolf van Dick: Herr Reese, vielen Dank, dass Sie unser Center Unterstützen wollen. Sie sind<br />
als Intendant natürlich auch Führungskraft. An Ihrem Türschild steht Intendant und<br />
Geschäftsführung. Und die erste Frage, die mich interessiert: Wie sehen Sie sich selber -<br />
sehen sie sich als Künstler oder sehen Sie sich als Manager und Führungskraft?<br />
Oliver Reese: Naja, mein Hauptberuf ist ein Theater zu leiten. Und Theaterleitung ist ein<br />
Beruf, im Bereich der Kunst, und ich würde auch sagen, es ist ein künstlerischer Beruf. Aber<br />
als Intendant ist man kein Künstler, sondern das nicht so gern in Kunstkreisen gehörte Wort<br />
"Manager" trifft es wahrscheinlich in Wirklichkeit am richtigsten. Ich bin ja künstlerischer<br />
Intendant des Schauspiels. Ich bin aber zugleich eben auch einer von drei Geschäftsführern<br />
der GmbH Städtische Bühnen – also ein Betrieb mit gut 1000 Mitarbeitern und einem<br />
Gesamtvolumen von 70 Millionen Euro. Insofern kann man da erst recht nicht von<br />
Künstlertum sprechen. Nein, ich bin schon ein Theaterleiter im Zentrum meiner Arbeit.<br />
Rolf van Dick: Und wie führen Sie ganz persönlich? Sie werden vermutlich auch<br />
unterschiedlich umgehen mit den Menschen, die hier oben in dieser Etage im Schauspiel<br />
arbeiten und den Künstlern, mit denen Sie dann Stücke inszenieren oder arrangieren.<br />
Oliver Reese: Also, die Kunst ist ein nicht demokratischer, wie soll man sagen, Corpus. So<br />
ein Theater muss zentral inhaltlich erst einmal nach künstlerischen Gesichtspunkten sich<br />
ausrichten und muss dann zugleich wirtschaftlich und in vielerlei anderer Hinsicht auch<br />
professionell geführt werden. Aber was Kunst angeht, bin ich der Meinung: das ist nicht<br />
mehrheitsfähig. Also dieses Theater muss schon sehr deutlich meine künstlerische<br />
Handschrift tragen. Ich muss als Intendant letztlich alle Engagements und alle<br />
Spielplanentscheidungen und überhaupt alle Entscheidungen hier rechtfertigen können. Und<br />
das sind, wenn es nicht darum geht, welchen Beleuchtungsmeister holen wir für eine<br />
markante Stelle oder so, sind es zu erst einmal künstlerische Entscheidungen. Also ich habe<br />
ein enges Leitungsteam, bestehend aus einem für mich sehr wichtigen Stellvertreter, der den<br />
gesamten finanziellen Bereich, also auch die wichtigen Elemente der Geschäftsführung mir<br />
wesentlich zuarbeitet und dem ich sehr weitgehend vertraue; und eine Chefdramaturgin und<br />
eine persönliche und künstlerische Referentin, plus dann im weiteren Kreis im Betriebsbüro<br />
eine Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, eine Dramaturgie. Alles in allem, maximal 25 Leute.