18.07.2014 Aufrufe

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Nichteinmischung eine ganz klare Parteinahme für die, die die Waffen haben. So und insofern<br />

ist das eine Frage - Stichwort Werte in der Politik - dass man immer noch, ja, einfach über die<br />

Frage nachdenken muss „Könnte es sein, dass wir aufgrund anderer Umstände etwas<br />

verändern müssen?“. So und ja also da gibt es dann durchaus Punkte, da muss man im<br />

Zweifel auch mal bereit sein Gegenwind auszuhalten. Wenn ich momentan nach Mexiko und<br />

Afghanistan blicke, dann stelle ich mir die Frage, ob man nicht alle Drogen legalisieren muss<br />

und ob nicht sozusagen die unweigerlichen negativen Effekte davon durch unglaublich viele<br />

positive Effekte auf anderen Seiten aufgewogen werden. Wenn ich… so und dann weiß ich,<br />

dass andere auch über so eine Frage nachdenken und ich werde aber natürlich nicht mich<br />

morgen auf den Marktplatz stellen und sagen „Legalisierung aller Drogen“, weil ich weiß,<br />

was die Bildzeitung drei Wochen vor der Wahl daraus machen würde. Aber dass man<br />

zumindest mal über die Frage nachdenkt „Wo führt eigentlich geistige Unbeweglichkeit<br />

hin?“. Wobei die Frage von Drogenlegalisierung jetzt für einen Grünen nicht so schwer zu<br />

denken ist wie für einen Schwarzen.<br />

Rolf van Dick: Als Petra Roth damit vor 15 Jahren in Frankfurt angefangen hatte…<br />

Tarek Al-Wazir: …Petra Roth hat damit nicht angefangen. Wir haben damit angefangen.<br />

Wir haben erst die SPD dazu gezwungen und Petra Roth hat es übernommen, also so viel<br />

Wahrheitsliebe muss sein. Ich kenne die offene Drogen Szene auf der Taunusanlage noch,<br />

aber das sind so Punkte, wo man überlegen muss, wie kriegt man eine gesellschaftliche<br />

Mehrheit hin, wie sorgt man erst dafür, dass ein Problembewusstsein entsteht? Aber das sind<br />

so Beispiele, wo ich glaube, dass wirkliche Führungspersonen dann auch bereit sein müssen,<br />

sich mit ihren eigenen Leuten anzulegen. Also, ein Helmut Kohl, der 1990 im Frühjahr auf<br />

den Tag der Vertriebenen geht und sagt die Oder-Neiße-Grenze ist endgültig. Das war nicht<br />

mehr ganz so mutig wie Willy Brandt 20 Jahre vorher, aber für Helmut Kohl war es wichtig.<br />

Es war ein schwieriger Schritt und es war in dem Punkt auch mutig das so klar auszusprechen<br />

und nicht rumzuschwurgeln. Und die sozusagen 20 Jahre früher gedacht ein Willy Brandt, der<br />

alles auf eine Karte gesetzt hat und gesagt hat so, jetzt muss dieses Volk entscheiden, ja,<br />

machen wir Verträge mit dem Osten, gibt es eine Art Verständigungspolitik oder wird das<br />

immer konfrontativer? Heute sagt jeder tolle Sache. Damals war es, glaube ich, eine<br />

Entscheidung am Ende bei einer Bundestagswahl mit 90 Prozent Wahlbeteiligung von 51 zu<br />

49 und es ist nicht so, dass es für die SPD schmerzfrei gewesen wäre.<br />

Rolf van Dick: Nee, überhaupt nicht. Ich meine, das Gleiche hatten wir mit der Agenda 2010<br />

sozusagen bei einem Thema, was jetzt sozusagen einem Grünen Politiker auch nicht<br />

unbedingt im Kern ist. Aber jetzt kann ich dann vielleicht zu der wirklich letzten Frage<br />

kommen: Warum funktioniert Führung so oft nicht? Und in der Politik habe ich manchmal<br />

das Gefühl Führungskräfte, also Kanzler, Minister und so weiter, trauen sich eben nicht,<br />

genau das zu tun, weil sie, so ist die öffentliche Wahrnehmung, auf die nächste Wahl schielen<br />

und dann doch lieber einen faulen Kompromiss eingehen.<br />

Tarek Al-Wazir: (zögernd) Ja…<br />

Rolf van Dick: Oder Kompromisse eingehen. Nehmen wir das Wort gar nicht, faul.<br />

Tarek Al-Wazir: Politik ist die Kunst des Kompromisses, ja, weil, das sage ich auch jedem,<br />

der mir immer in Besuchergruppen im Landtag erklärt „Nun einigt euch doch mal auf das<br />

Richtige und macht es dann zusammen“. Ja, was ist denn das Richtige? So, deswegen gibt es<br />

unterschiedliche Meinungen, es gibt unterschiedliche Interessen. Am Ende sozusagen muss es<br />

Kompromisse geben, alles andere wäre ja Diktatur und insofern glaube ich, warum

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!