Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Tarek Al-Wazir: (nickt) Genau.<br />
Rolf van Dick: Gibt es bei Ihnen aufgrund der jemenitischen Teilherkunft vielleicht da<br />
Aspekte, die Sie ein bisschen sensitiver machen? Oder, Sie haben ja auch einige Jahre bei<br />
Ihrem Vater im Jemen gelebt, da geht man ja zum Teil anders miteinander um.<br />
Tarek Al-Wazir: Ja, da ist es eine Mischung aus noch autoritärer und sozusagen<br />
empfindsamer. Das ist je nachdem wer da einem gegenüber sitzt.<br />
Rolf van Dick: Aber auch herzlicher, ich glaube…<br />
Tarek Al-Wazir: ...auch herzlicher…<br />
Rolf van Dick: …die Gruppe hat ein bisschen mehr Bedeutung…<br />
Tarek Al-Wazir: …die Gruppe, natürlich hat die Gruppe eine größere Bedeutung, aber da ist<br />
die Hierarchie viel klarer. Also, da gibt es viel mehr Seniorität. Die Vorstellung, dass da einer<br />
wie hier ich jetzt mit 29 Chef von Leuten wird, die zwischen 40, 50, auf die 60 zugehend sind,<br />
das ist da noch mal eine ganz andere Geschichte. Ich würde es mal so sagen: Meine Zeit im<br />
Jemen hat mir sicherlich geholfen bei dem, was ich da jetzt mache, weil meine Familie im<br />
Jemen zu denen gehört, die immer schon irgendwo in Anführungszeichen oben waren, also<br />
die so ein bisschen zu denen gehören, die das Land auch so über die Jahre, Jahrzehnte geprägt<br />
haben. Und bei der Beobachtung der Art und Weise, wie mein Vater sich da durchgesetzt hat,<br />
kommt man oft auf Ideen, dass man dann sagt na gut… kommt man erst mal auf die Idee wie<br />
viel man eigentlich bewegen kann. Wobei ich dazu sagen muss, bei mir war es immer schon<br />
so, dass wenn ich in irgendwelchen Gruppen unterwegs war, es mir fürchterlich auf den Geist<br />
ging, wenn sozusagen eine Stunde lang im Kreis diskutiert wurde und ich dann gesagt habe<br />
kommt, da geht’s lang und lasst uns das doch einfach machen.<br />
Rolf van Dick: Wer hat Sie beeinflusst oder beeindruckt? Also, vielleicht Politiker Ihrer<br />
eigenen Partei oder anderer Parteien oder Menschen außerhalb der Politik. An wem haben Sie<br />
sozusagen ein Vorbild genommen?<br />
Tarek Al-Wazir: In der Politik hatte ich keins, weil meine… sozusagen mein Lebensweg<br />
oder mein beruflicher Weg nicht so geplant war. Also, ich bin ins Parlament gekommen,<br />
eigentlich, weil jemand anderes gesagt hat, dass er für den Bundestag kandidiert und dann<br />
irgendwie… vorher war ich gar nicht auf die Idee gekommen, dass ich selber kandidieren<br />
könnte. Dann war irgendwie klar du musst das machen da und ich mache das dort und so hat<br />
es funktioniert. Ich bin dann Fraktionsvorsitzender geworden, weil meine Vorgängerin auf<br />
einem Parteitag nicht zur Landesvorsitzenden gewählt wurde, also auch ein Ereignis von<br />
außen. Es ist jetzt nicht so, dass ich da die Leute mit Ellenbogen weggehauen hätte und<br />
insofern würde ich sagen, ich habe mir natürlich immer angeschaut, wie andere das machen,<br />
aber es war dann eher so an bestimmten Punkten, dass ich mir gesagt habe so willst du es<br />
nicht tun. Also, es war jetzt eher nicht so ein Positivbeispiel, so nach dem Motto „Ich möchte<br />
so werden wie…“, sondern eher andersrum, wenn man bestimmte Sachen erlebt hat „Das<br />
nicht“ oder „So nicht“.<br />
Rolf van Dick: Es gab ja auch nicht so viele Positivbeispiele. Als Sie mit 18 Mitglied der<br />
Grünen geworden sind, hatten wir eine Zeit, die dann 15 Jahre noch von Helmut Kohl geprägt<br />
wurde…