Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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wieder die Welt umzudenken, die ganze Welt umzudenken, das ganze Unternehmen<br />
umzudenken, die ganzen persönlichen Verhaltensweisen umzudenken, sozusagen an sich zu<br />
arbeiten. Das ist die Methode.<br />
Rolf van Dick: Also Sie denken nicht an Personen, wie Rudolf Steiner oder <strong>Goethe</strong> oder<br />
Schiller, sondern auf die Methode oder ...<br />
Götz Werner: Ja, ja, das ist eine Methode. Also Anthroposophie ist wie gesagt, das hat nichts<br />
mit Gurus oder so was zu tun, sondern das ist nichts anderes wie eine Methode, die Welt<br />
besser erkennen zu können. Und je besser ich die Welt erkenne, desto besser kann ich mit ihr<br />
umgehen, das ist doch logisch. Je besser ich Sie erkenne, desto besser kann ich Ihnen gerecht<br />
werden. Und das trifft auf jeden Menschen zu, es sind also zwei Dinge, Menscheninteressen,<br />
ich muss an den Menschen interessiert sein, und Weltinteresse. Das ist ja unser Engpass, den<br />
wir auch heute haben, im Sozialen wie auch Umwelt. Also die Umweltprobleme, wie wir sie<br />
haben, das liegt daran, dass wir mangelndes Weltinteresse haben. Wenn wir wirklich ein<br />
wahres Interesse an der Welt hätten, würden wir das eine oder andere unterlassen.<br />
Rolf van Dick: Nun sind wir Menschen aber vermutlich erstmal auf unseren eigenen Vorteil<br />
bedacht und tun uns leichter damit das zu sehen, was wir unmittelbar beeinflussen können ...<br />
Götz Werner: Ja, aber das ist ja nur eine Begrenzung des Bewusstseins. Und was mir dann<br />
auch aufge... ich habe ja das Glück gehabt, dass sozusagen durch diesen Berufsweg, den ich<br />
hatte, also von null, sozusagen, dass ich durch alle unterschiedlichen Aggregatzustände eines<br />
Unternehmens gehen musste. Und da habe ich eben auch gelernt, dass man halt – wieder mit<br />
den Worten von Einstein –, dass man also nie so weitermachen kann wie man Erfolg hatte.<br />
Die Folgen des Erfolges sind, dass man sein Verhalten ändern muss.<br />
Rolf van Dick: Aber glauben Sie, dass das schon in Ihnen drin war oder hat eine Reihe von<br />
Zufällen auch dazu geführt, dass Sie das gemacht haben. Sie beschreiben immer wieder dieses<br />
Beispiel mit der Theke, an die Sie sich lehnen und dann rutscht sie weg ...<br />
Götz Werner: Ja, die Schlüsselerlebnisse. Aber ich glaube, die Schlüsselerlebnisse gibt es ja<br />
ständig, von morgens bis abends. Die Frage ist ja nur, ob man sie erkennt. Nun sind die<br />
Schlüsselerlebnisse nicht so dramatisch wird wie beim Apostel Paulus oder Damaskus. Aber<br />
es gibt so die vielen kleinen Schlüsselerkenntnisse. Die Frage ist, ob man an diesen<br />
Wahrnehmungen, die man machen kann, wenn man wach in die Welt schaut, ob man daran<br />
aufwacht. Viele Menschen beobachten ja Vieles, aber die es nicht bemerken. Und viele<br />
Menschen könnten viel bemerken, aber sie beobachten nichts, weil sie sich gefangen halten in<br />
ihren Vorstellungen, ihren Ideologien z. B. Das sind eigentlich die zwei Fallen, die man<br />
ständig im Auge haben muss. Und wenn man sich dabei ein bisschen beobachtet, dann kann<br />
man sich wunderschön konditionieren und dann begegnet man auch die Menschen, die was<br />
signalisieren können. Das sind manchmal auch ganz einfache Menschen, die irgendwas ganz<br />
richtig sagen. Wo man da sagt: Donnerwetter, das ist ja wohl klar. Das muss man sich mal<br />
nehmen. Also wie gesagt, wir leben ja immer im Strom unserer Kultur und das ist unsere<br />
Riesenanregung. Auch die ganze Erneuerung der Gesellschaft kommt ja aus der Kultur.<br />
Rolf van Dick: Trotzdem sind es einzelne Menschen, die dann bestimmte Bereiche ganz<br />
wesentlich prägen. Einstein haben Sie genannt oder Sie selber haben den Namen George<br />
Washington Carver gehabt, also so ein bisschen privilegiert.<br />
Götz Werner: Ja, genau.