Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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nationales Institut in die Globalisierung wenn sie wollen. Das ist uns gelungen, wir wussten<br />
wir können das nicht alleine, die Hochschulen bildeten damals keine internationalen Banker<br />
aus, wir mussten sie uns also einkaufen, wenn sie so wollen. Und das geschah durch den Kauf<br />
einer Merging-Bank in London, Morgan Grenfell, und dann später durch den Kauf einer ganz<br />
großen Bank in den Vereinigten Staaten, Bankers Trust.<br />
Rolf van Dick: Da hatte die Deutsche Bank dann 95.000 Mitarbeiter in den Hochzeiten nach<br />
der Fusion, oder?<br />
Rolf-Ernst Breuer: Ja. Und diese Neuzugänge trafen auf den alten Deutsche-Bank-<br />
Mitarbeiterstamm. Das war ein großes Integrationsthema, zumal wir dann in einer Situation<br />
waren, dass die Deutschen in der Minderheit waren, was die Mitarbeiterzahlen angeht, was<br />
die deutschen Kunden anging, was den Gewinnbeitrag anging, und so weiter und so weiter.<br />
Das heißt, wir waren von heute auf morgen eine richtig internationale Bank geworden. Das<br />
bedeutete, dass wir beispielweise eine Corporate Language einführen mussten, die nicht<br />
Deutsch, sondern Englisch war. Und auf einmal war der Filialleiter an der Bergstraße<br />
konfrontiert mit englischen Texten, die die Botschaften des Vorstandes enthielten, natürlich<br />
auch immer mit deutscher Übersetzung, klar, aber eine ganz neue Welt, die dazu führte, dass<br />
es zu einem Prozess der Demotivation innerhalb der deutschen Mannschaft kam, die darauf<br />
hinauslief auf die etwas platte Aussage: „Hier muss man Englisch sprechen, sonst wird man<br />
hier nichts mehr“. Das war ein Thema, wo wir hart dran arbeiten mussten und gearbeitet<br />
haben, und was zu meinem Erfahrungsschatz gehört, dass man da nicht sorgfältig genug mit<br />
umgehen kann und muss, wenn man mit solchen „Cultural Clashes“ umgehen muss und sie<br />
irgendwo managen muss um Motivation zurückzubringen, zu erhalten, zu fördern.<br />
Rolf van Dick: Das ist zufällig auch einer meiner Schwerpunkte in meiner Forschung,<br />
Mergers and Acquisitions, und die Auswirkungen von Fusionen auf den einzelnen Mitarbeiter<br />
und was wir feststellen in unserer Forschung ist, das sind identitätsrelevante Themen, genauso<br />
wie sie sagen. Es geht gar nicht darum, dass man vielleicht noch dieselbe Arbeit macht oder<br />
Angst vor Kündigung hat, die hat man auch, aber wenn das überwunden ist, ist der<br />
Arbeitsplatz in der Regel ja der Gleiche, aber die Identität hat sich gewandelt. Und das<br />
entnehme ich dem was sie geschildert haben, wird oft unterschätzt, auch auf Ebene derer die<br />
die Fusion in aller erster Linie als strategisches Element einsetzen und wahrnehmen.<br />
Rolf-Ernst Breuer: Ja. Was uns gut gelungen ist, ist die Integration von Bankers Trust. Da<br />
war von vorneherein klar, da gibt es eine ganze Menge von Mitarbeitern, die wir nicht mehr<br />
brauchen, weil sie doppelt sind, sozusagen. Und da war die Frage: Wie geht man damit um?<br />
Und da war meine These: Mit totaler Klarheit, von Anbeginn. Denn alle sind nervös, der<br />
Merger hat stattgefunden, jeder weiß, nicht alle können an Bord bleiben, manche können<br />
eigentlich sofort gehen, andere erst nach 6 Monaten, wenn man alles integriert hat und so<br />
weiter, und da haben wir Komitees, paritätisch besetzt, alte Deutsche Bank - Bankers Trust,<br />
gegründet, und die haben sich mit den Mitarbeitern beschäftigt und haben gemeinsam<br />
Entscheidungen gefällt und dann den Betroffenen mitgeteilt: „Du bist in – Du bist out - wir<br />
sorgen für dich, aber du musst dich umgucken“ oder „Dich brauchen wir noch 6 Monate, aber<br />
dann kommt da auch der Zeitpunkt“. Das hat großartig geklappt, die Mitarbeiter wussten von<br />
vorneherein was mit ihnen ist, konnten sich darauf einstellen, ihnen wurde geholfen,<br />
Maßnahmen ergriffen. Die Integration war reibungslos und einer der seltenen Fälle wo so<br />
etwas wirklich geklappt hat. Und darauf bin ich stolz.<br />
Rolf van Dick: Oft klappt es aber nicht so gut. Fusionen sind ein Thema, aber wenn man sich<br />
umschaut im Bereich der Politik, wir sehen eine Politikverdrossenheit im Bereich des