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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Prof. van Dick: (lacht.)<br />

Roman Herzog: Und das war natürlich wunderschön, aber es war wirklich mit der<br />

Schwierigkeit verbunden, dass man mit Ende 30 oder mit Anfang 40 vielleicht abgestempelt<br />

war. Das man also sagte, was machen wir jetzt neues. Und mit den Ämtern war es genauso.<br />

Es ist nach der Regel gegangen, die Hintersten beißt der Hund. So war das. (lacht) Man<br />

musste Dekan werden, weil es die anderen schon alle waren und gesagt haben: „Um Gottes<br />

Willen, kein zweites Dekanat!“. Oder das Rektorat in Speyer war ja eigentlich bei der<br />

damaligen Größe auch nur ein Dekanat.<br />

Rolf van Dick: Ich bin ja selber aktuell Dekan an unserem Fachbereich und ich weiß, dass<br />

man manchmal einfach getroffen wird oder dran ist und dann macht man es auch. Sie wissen<br />

auch, dass es manche Kollegen und Kolleginnen gibt, die werden dann doch nicht gefragt.<br />

Manche können es vielleicht etwas besser als andere. Ich will auf die Frage hinaus: Glauben<br />

Sie, dass man gute Führung lernen kann? Kann das jeder werden oder hat man es dann doch<br />

in sich? Und gerade bei Ihrer Karriere, die ja über verschiedene Ministerämter geht. Sie<br />

schreiben in Ihren Erinnerungen, dass Sie als Jurist glücklich gewesen wären, wenn man Sie<br />

als „normaler Richter“ ans Verfassungsgericht geholt hätte. Aber dass Sie dann erst<br />

Vizepräsident und dann Präsident wurden - das ist ja kein Zufall denke ich oder?<br />

Roman Herzog: Nein, beim Bundesverfassungsgericht ist es ja so, dass man für jede Wahl<br />

eine Zweidrittelmehrheit braucht. Und das heißt, dass nicht nur damals sondern auch heute,<br />

mindestens die beiden großen Parteien die in den Wahlorganen sitzen übereinstimmen<br />

müssen. Und da gibt es nun wieder unterschiedlichste Methoden wie sich das entwickelt. Bei<br />

mir war es so: Ich war fünf Jahre lang Bundesbevollmächtigter des Landes Rheinland-Pfalz.<br />

Und da müssen Sie eigentlich ständig vermitteln, ständig Mehrheiten suchen. Das sind ja<br />

nicht die ganz großen Dinge in denen die Parteien ihre festen Überzeugungen haben. Über<br />

diesen Ausgang braucht man ja eigentlich gar nicht zu reden. Dort wo es um Landesinteressen<br />

geht oder um Interessen von Regionen auch von mehreren länderumfassenden Regionen.<br />

Diese Vermittlungstätigkeit hat also automatisch ein Vertrauen geschaffen. Ich habe<br />

gelegentlich mal Schwierigkeiten gehabt, weil wenn ich etwas sagte jeder gedacht hat: „Was<br />

hat der Kerl jetzt im Hintergrund eigentlich vor?“. Und ich bin immer nach dem Motto<br />

vorgegangen, nicht alles zu sagen. Das ist ganz klar. Aber ich bin immer nach dem Motto<br />

vorgegangen, zu sagen wo es hinläuft, wo es hinlaufen soll, was meine Absichten sind und als<br />

sich das einmal durchgesetzt hatte oder als das bekannt geworden ist hat mir auch jeder<br />

Vertrauen geschenkt. Selbst wenn er dann im konkreten Fall gegen mich war, gegen meine<br />

Absichten oder gegen die Absichten des von mir vertretenen Landes aufgetreten ist. Das sind<br />

ja so normale Fragen die man mit Fairness erledigen kann und so war das auch. Und darum<br />

hat es wahrscheinlich auch bei der frühen Entscheidung über meine Wahl ins<br />

Bundesverfassungsgericht keine großen Probleme gegeben.<br />

Rolf van Dick: Aber ist das vielleicht jetzt auch wieder ein Element von guter Führung. Also<br />

dass man einfach klar ist in dem wo man hinwill und auch offen und transparent<br />

kommuniziert.<br />

Roman Herzog: Ich habe oft die Erfahrung gemacht, dass es das Beste ist. Weil dann<br />

nämlich von vorneherein die Standpunkte wie man eine Mehrheit sucht oder wie man die<br />

Unterstützung von Mitarbeitern sucht klar ist. Dass klar ist wohin der Hase laufen soll und in<br />

Folge dessen nicht erst relativ spät erst der Eine oder Andere auf die Hintergedanken kommt,<br />

die man so möglicherweise gehabt hat. Und sich abwendet, sodass man also ständig Stimmen<br />

verliert mit denen man vorher eigentlich hätte rechnen können. Es hat sich meistens so

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