Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Kollegen in einem Vorstand abgebe oder eine kurze Gesprächsnotiz mache „Ich war da und<br />
da und habe das und das gesprochen. Da gibt es die und die Idee. Das könnten wir einmal<br />
aufgreifen. Was meint ihr dazu?“, das war für mich eigentlich schon immer<br />
selbstverständlich.<br />
Rolf van Dick. Aber das ist ja, wenn man sich umschaut, überhaupt nicht selbstverständlich.<br />
Deswegen ja vielleicht ja auch Ihr Engagement für Transparency International. Der Name<br />
sagt es ja schon: Transparency. Die Mächtigen mögen manchmal auch gerade deshalb die<br />
Informationen nicht herausrücken, weil es ihre Macht erhält oder sie sogar stärkt. Und ich<br />
glaube, der Sport ist wirklich auch ein gutes Beispiel, in dem wir an vielen Stellen, jetzt<br />
gerade wieder am Wettskandal im Fußball, einige wenige mächtige Leute haben - meistens<br />
Männer – die alles versuchen zu kontrollieren. Und je mehr ich meine Mitarbeiterinnen und<br />
Mitarbeiter informiere und sie beteilige, umso mehr Macht gebe ich ja auch ab.<br />
Sylvia Schenk: Ich glaube, es ist ein Irrtum zu meinen, wenn ich alles versuche zu<br />
kontrollieren, ich glaube, dann kontrolliere ich alles viel weniger, als wenn ich den Menschen<br />
auch ein Stück weit selbstständig arbeiten lasse. Und wenn ich Informationen für mich<br />
behalte, dann kann ich sagen: „Ich weiß etwas, was die anderen nicht wissen.“. Aber wie<br />
sollen die anderen dann ihre Aufgaben erfüllen? Also das kann nur bis zu einem gewissen<br />
Grad vielleicht manchmal funktionieren oder bis zu einem bestimmten Zeitraum. Also ich<br />
habe auch einmal vertrauliche Informationen für mich behalten. Das ist völlig klar, wenn man<br />
als Stadt Frankfurt in Verhandlungen war, zum Beispiel ging es einmal um die Ausrichtung<br />
des Davis Cup, ob wir den in Frankfurt ausführen oder eine andere Stadt. Da steht man ja in<br />
Konkurrenz. Das habe ich natürlich nicht gleich der Presse mitgeteilt, dass wir jetzt<br />
verhandeln, völlig klar. Aber mein kleines Team von Personen, die ich brauchte, dass sie mir<br />
die nötigen Informationen geben, die Termine abchecken, wann welche Halle frei ist und so<br />
weiter, das war natürlich informiert. Anders kann das gar nicht funktionieren, sonst mache ich<br />
einen Termin aus und dann geht das gar nicht, weil parallel dazu das Amt plötzlich einen<br />
anderen Vertrag abgeschlossen hat. Ich glaube, das kann auf Dauer gar nicht funktionieren,<br />
wenn man alles für sich behält. Und wir sehen ja gerade, dass auch im System Sport der<br />
Versuch Alleinherrscher zu sein an seine Grenzen stößt im Moment.<br />
Rolf van Dick: Trotzdem nochmal die Frage: Es kommt ja vielleicht irgendwo her. Waren es<br />
Ihre Eltern, die Ihnen da ein Vorbild waren oder haben Sie als junge Sportlerin Trainer und<br />
Funktionäre erlebt, die Ihnen da ein Vorbild gegeben haben? Oder ist das am Gericht dann<br />
„passiert“, dass Sie einen Landesarbeitsgerichtspräsidenten hatten, der entsprechend da agiert<br />
hat? Oder warum denken Sie, dass Sie so führen und nicht anders?<br />
Sylvia Schenk: Also so richtig Vorbilder hatte ich da eigentlich nicht. Ich musste ja sowieso<br />
alles für mich ausprobieren. Ich war permanent in Situationen, in denen ich als erste Frau<br />
irgendetwas gemacht habe. Ich war die erste Frau in irgendwelchen Sportgremien, und die<br />
einzige dann oft über lange Zeit. Ich gehörte zu denen, die als erste hauptamtliche<br />
Dezernentinnen in der Stadt Frankfurt wurden, dazu in einem Amtsbereich – dem Sport – der<br />
eben durch und durch männlich war. Wie gesagt, im ganzen Sport- und Badeamt alle<br />
Leitungsfunktionen waren natürlich nur mit Männern besetzt und die haben sich dann auch<br />
immer wieder aus irgendeinem Fußballverein rekrutiert. Also das war schon alles sehr<br />
spezifisch, wenn man so sieht, Ende der achtziger Jahre bis Anfang der neunziger Jahre, da<br />
war eine Frau im Sport auf Führungsebene noch ganz ganz etwas seltenes. Ich entsinne mich<br />
an eine Sitzung, das muss so 1990 gewesen sein, da ging es darum, damals liefen ja auch<br />
Olympia-Bewerbungen und mehrere Städte haben zurückgezogen zugunsten Berlins nach<br />
dem Fall der Mauer. Und da war eine Sitzung mit dem Nationalen Olympischen Komitee und