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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Journalistin oder einer Mitarbeiterin. Also, Journalistin, die er oft sieht oder eine Mitarbeiterin<br />

oder die fliegen raus.<br />

Rolf van Dick: Die Mitarbeiter?<br />

Daniel Cohn-Bendit: Die Mitarbeiter, ja. Nicht, weil sie nicht wollten, sondern, weil es nicht<br />

klappt, ja, diese Enge emotional irgendwann war, klappte das nicht mehr zusammen. Und ich<br />

glaube, das ist einer der Gründe, weil sich viele, die politisch handeln, sich dessen nicht<br />

bewusst sind, dass sie dann im Grunde genommen schlecht Führungspersönlichkeiten sind.<br />

Rolf van Dick: Mir persönlich geht natürlich auch die Frage im Kopf rum: Warum bleiben<br />

manchmal Politiker so lange im Amt, obwohl die Bevölkerung oder die Mehrheit in der<br />

Bevölkerung eigentlich schon längst denkt der oder die Person ist eh nicht mehr zu halten?<br />

Daniel Cohn-Bendit: Das weiß ich nicht. Ich kann Ihnen nur sagen, wie ich mich<br />

vorgenommen habe. Ich habe ja, ich habe verschiedene so Erfahrungen gemacht. Ich hab ja<br />

neben meiner Tätigkeit jetzt als Politiker zum Beispiel habe ich in der Schweiz den<br />

Literaturclub moderiert und es war ganz witzig, ich, es war ja eigentlich merkwürdig, warum<br />

die mir das vorgeschlagen haben und als ich anfing gab es in den Schweizer Medien eine<br />

Skepsis. Was ist das für eine Schnapsidee? Und dann habe ich das gemacht, ich habe eine<br />

ganz einfache Vorstellung, ich habe gesagt ich will einen mehr oder weniger intelligenten,<br />

normalen Leser und ich konkurriere nicht mit den Literaturkritikern, die mit mir… ich<br />

konkurriere mit denen nicht, ja, sondern ich versuche einen anderen Ansatz zu formulieren<br />

und die können es beschimpfen oder nicht, ja, weil es war so, wir waren zu viert oder zu fünft<br />

im Studio und redeten über vier verschiedene Bücher, jeder durfte ein Buch vorschlagen. Und<br />

als ich am Ende aufgehört habe, also neun Jahre später, wo ich gesagt habe Leute, das war<br />

ganz toll, aber irgendwann dreht sich im Kreis, ja, ich bin kein Literaturkritiker, ich habe das<br />

unheimlich gerne gemacht und ich höre jetzt auf. Da haben die ganzen Medien gesagt warum<br />

hört er auf. Ja, das ist doch ganz toll und die haben immer nach, die Kritiker, die neuen nach<br />

mir haben sie immer gemessen an mir und das waren alles viel bessere Literaturkritiker als<br />

ich und da habe ich mir vorgenommen genau das ist es, wenn du aufhörst müssen alle sagen<br />

warum hört er auf.<br />

Rolf van Dick: Aber man muss es ja auch merken den Zeitpunkt dann zu treffen…<br />

Daniel Cohn-Bendit: …Nein, Sie müssen merken den Zeitpunkt, wo Sie das Gefühl haben<br />

sind Sie fast am höchsten. Ich habe die letzte Wahl in Frankreich sechzehn Prozent, ja, es war<br />

ein unheimlich erfolgreicher Wahlkampf, ich bin als Fraktionsvorsitzender erfolgreich, ich<br />

bin als Europapolitiker anerkannt und ich sage klar, ich könnt das noch fünf Jahre machen,<br />

aber wenn ich jetzt aufhöre… Erst mal bin ich zwanzig Jahre Abgeordneter, das reicht. Also,<br />

ich finde die Begründung, warum Sie aufhören oder warum man aufhört ist nicht, weil man<br />

merkt, man ist oben, sondern, weil man merkt irgendwann reicht es einem und ich, mir reicht<br />

es und alle Leute, wenn ich jetzt 2014 aufhöre werden sagen schade und sagen das ist der<br />

richtige Zeitpunkt und dann mache ich einen Film über die Weltmeisterschaft in Brasilien und<br />

alle Leute lächeln und sagen naja gut, das können wir verstehen.<br />

Rolf van Dick: Herr Cohn-Bendit, das ist ein schönes Schlusswort. Danke.<br />

Daniel Cohn-Bendit: Bitte sehr.<br />

Rolf van Dick: Danke.

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