Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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wird rumgequatscht und Unfug geschrieben, auf diesen Dingen und die Beteiligten scheinen<br />
gar nicht zu wissen, dass das auf alle Ewigkeit auf der Festplatte ist. Und so entstehen also<br />
manchmal schlimme Sachen. Das ist sozusagen vielleicht das professionelle Facebook von<br />
manchen Leuten. Mit den selben verheerenden Folgen wie Facebook sonst ist. Ich kann zum<br />
Beispiel überhaupt nicht verstehen wie jemand bei Facebook sein kann. (lacht) Mir sträuben<br />
sich alle Nackenhaare wenn ich denke ich sollte mich irgendwo verewigen.<br />
Rolf van Dick: Naja gut, dass muss man sich genauer anschauen. Das hat sicher seine<br />
Tücken und seine Fallen aber sicherlich auch seine Vorteile, die…<br />
Hilmar Kopper: Der Mensch sucht Kontakt. Der Mensch in der Masse sucht nochmal<br />
Kontakt, na klar.<br />
Rolf van Dick: Obwohl der Mensch ja nicht unbedingt Kontakt zu der großen Masse sucht.<br />
Also das…<br />
Hilmar Kopper: Nein, nein nein ! Er glaubt er wäre dort der einzige. Aber er weiß nicht,<br />
dass die große Masse ihn mit beobachtet. (lacht) Aber ein anderes Thema eigentlich.<br />
Rolf van Dick: Ich komme auch schon zum Schluss Herr Kopper. Die letzte Frage ist<br />
eigentlich eine sehr umfassende Frage nach Werten. Welche Rolle spielen Werte in der<br />
Führung und in der Gesellschaft insgesamt? Und spielen sie eine weniger oder zunehmender<br />
Rolle in unserer heutigen Gesellschaft als zu Ihrer Zeit?<br />
Hilmar Kopper: Ja, die Frage wird einem ja oft gestellt. Haben sie sich auch verändert?<br />
Äußern sie sich heute anders? Ich glaube das Letztere ist der Fall. Haben sie sich verändert?<br />
Möglicherweise in einer gewissen Rangordnung. Ich bin altmodisch genug mich immer noch<br />
dazu zu bekennen, dass ich also ein bisschen an diese berühmten und immer ridikulisierten<br />
Sekundärtugenden halte. Ich glaube die sind ganz wichtig. Und dazu gehört glaube ich<br />
wirklich, Offenheit im Sinne auch von Transparenz. Dazu gehört, und das ist ja nicht nur zu<br />
liefern, es ist auch zu geben und das ist Loyalität. Ich glaube wenn Sie führen wollen, dann<br />
fordere sie ein, aber die andere Seite fordert sie auch von mir ein. Das ist ganz schwierig. Das<br />
merken Sie immer dann, wenn Sie irgendwo diese Loyalität brechen müssen. Das heißt wenn<br />
Sie plötzlich dramatische Personalabbaumaßnahmen vollziehen müssen oder sonst irgendwas.<br />
Wäre schon schmerzhaft. Weil Sie wissen, Sie verletzen hier etwas, was Sie nicht verletzen<br />
sollten. Und das geht aber nicht anders. Das sind diese Dinge. Ich will das große Wort<br />
Ehrlichkeit und so hier gar nicht erwähnen. Das macht jeder auf seine Art. Ich war ziemlich<br />
bekannt dafür, aber das muss man auch wirklich bekannt machen, ein Gegner von Salami-<br />
Taktiken war. Ich habe immer, auch in schwierigen Situationen der anderen Seite – das hat<br />
man ja mit Betriebsräten und weiß ich was alles, auch mit Kunden – immer das Ganze gesagt.<br />
Und nicht den Kunden mit Scheibchen das ganze angenehmer zu verkaufen. Das hat sich<br />
eigentlich bewährt. Ich bin auch immer der Meinung gewesen, man muss auch dem Kunden,<br />
manchmal weiß man nach drei Minuten dass er den Kredit nie bekommen wird, das muss man<br />
ihm sagen und zwar gleich. Aber am liebsten noch wenn man es gut begründen kann. Bloß<br />
nicht den Eindruck erwecken als würde man es mitnehmen und dann zwei Wochen wälzen<br />
und dann kommt man zurück und sagt „Nein, das geht nicht“. Das macht keinen guten<br />
Eindruck. Zerstört auch Vertrauen.<br />
Rolf van Dick: Glauben Sie, dass sich da in den Bank-Filialen im Kontakt zu den Kunden<br />
heute was verändert hat, dadurch dass die Zielvorgaben in allen Banken eine größere Rolle<br />
spielen als früher?