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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Internetaktivitäten und solche Dinge ausgibt, um dort einen professionellen Auftritt zu haben,<br />

der international konkurrenzfähig ist. Das ist vielleicht auch nochmal ein Beispiel.<br />

Rolf-Ernst Breuer: Ja, genau ein Ausschluss. (?)<br />

Rolf van Dick: Wir haben vorhin das Stichwort „Charisma“ genannt, und Charisma ist ein<br />

wissenschaftlich nicht ganz sauber definierter Begriff, aber ich glaube jeder kann sich in etwa<br />

etwas darunter vorstellen. Wer hat sie persönlich in ihrem Lebensweg beeindruckt, beeinflusst<br />

als charismatische Persönlichkeit? Sie haben ja viele Menschen kennengelernt, vor ihrer Zeit<br />

als Vorstandssprecher, aber auch während ihrer Zeit<br />

Rolf-Ernst Breuer: Ja, es gab Lehrer zum Beispiel auf dem Gymnasium, die mich<br />

beeinflusst habe, die mir imponiert haben, weil ich viel von ihnen gelernt habe. Es gab im<br />

Studium nicht so viel Professoren, muss ich gestehen, die mich wirklich beeinflusst haben,<br />

auch vielleicht weil ich von vorneherein wusste, dass ich, obwohl Jura studiert, war Assessor<br />

und so weiter, promoviert, nicht juristisch tätig sein wollte, sondern ins Wirtschaftsleben<br />

gegangen bin. Auf der politischen Seite immer natürlich mich Schattenseiten, ich habe alle<br />

Bundeskanzler seit Helmut Kohl persönlich gekannt, inklusive Frau Merkel, aber neben<br />

vielem Glanz ist da natürlich auch der ein oder andere Schatten festzustellen. Beeindruckend<br />

waren sie alle. In meiner Zeit als Sprecher hatte ich mit Herrn Schröder zu tun, der auch<br />

durchaus seine Qualitäten hatte, die heute vielleicht ein bisschen weniger zur Geltung<br />

gebracht werden. In der Bank habe ich vielleicht die beeindruckendsten Persönlichkeiten<br />

gesehen, unter meinen Vor- und Vor-Vorgängern. Da war Herrhausen, natürlich. Der war<br />

charismatisch, gar keine Frage. Er war mehr Politiker als Banker, würde ich mal sagen. Seine<br />

Interessen lagen auch mehr jenseits der Bank, und das war auch gut und er hat damit auch<br />

beispielweise Helmut Kohl sehr geholfen in der Zeit der Wiedervereinigung und der Öffnung<br />

nach Osten und Ähnlichem. Herrhausen hat mich sehr beeindruckt.<br />

Rolf van Dick: Ich glaube, Herrhausen hatte auch eine Vision für ein Europa und eine<br />

gerechte Welt, wenn man das so sagen darf. Hat er das auch geschafft, im engsten und<br />

erweiterten Führungskreis der Deutschen Bank, das allen mitzuteilen und mitzunehmen oder<br />

war das eher so im stillen Kämmerlein, in seiner Aktion mit Politikern und anderen<br />

Verantwortungsträgern?<br />

Rolf-Ernst Breuer: Ja, wie viele Visionäre, sie haben das Wort gebraucht, lief er Gefahr, der<br />

Mannschaft vorauszueilen. Das heißt, der Feldherr war ganz vorne, und hatte eigentlich<br />

vergessen, dass sie Marschgeschwindigkeit der Mannschaft reichlich langsamer war, aus<br />

natürlichen Gründen, nicht zu kritisieren. Und das hat ihn zum Teil zu schaffen gemacht, er<br />

war unzufrieden, er war ungeduldig, und merkte, dass er den Kontakt zur Mannschaft<br />

verloren hatte, weil er zu schnell war und seine Visionen zu weitreichend waren. Das ist ein<br />

Nachteil von Charismatikern.<br />

Rolf van Dick: Das wäre auch ein Frage jetzt im Anschluss gewesen: Herausforderungen an<br />

Führung, wo sind die Schwierigkeiten von Führungskräften, und wo haben sie vielleicht<br />

persönlich mal ein Erlebnis gehabt oder ein Bereich der Führung, den sie nennen können, wo<br />

es vielleicht mal nicht so einfach war.<br />

Rolf-Ernst Breuer: Schwierigkeiten sind immer verbunden mit mangelnder Motivation,<br />

fehlender Transparenz und damit mangelnde Nähe zu denen, die man mitnehmen möchte und<br />

auch muss. Ich denke da an den Prozess der Internationalisierung der Deutschen Bank, der in<br />

meiner Zeit auf den Weg gebracht wurde, also der Weg von einer „Deutschen“ Bank als

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