Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Soldatenwallfahrt nach Lourdes ist, ob das sonstige Veranstaltungen sind, wo man halt mal<br />
auch mit den Frauen und Männern redet. Und ganz viele haben mir da die Einsätze gegeben,<br />
nicht, vom Kosovo angefangen, bei der Marine am Horn von Afrika, natürlich nicht ganz so<br />
locker Afghanistan. All das hat natürlich immer dazu geführt, dass man mit den Menschen<br />
gesprochen hat. Ich meine jetzt wirklich mit den Menschen gesprochen hat, nicht in erster<br />
Linie mit den Soldaten, das war erst die zweite Nummer, dass sie auch Soldat sind. Und nicht<br />
nur im oberflächlichen Sinne „Wie geht’s Ihnen? Wie lange sind Sie schon hier und wann<br />
kommen Sie zurück? Und passen Sie auf, dass Sie gesund wieder zurückkommen.“, das ist ja<br />
Oberflächengeschwätz, nicht. Sondern, dass man wirklich versucht dranzukommen und sich<br />
zu öffnen, Phase eins, sonst öffnen sich die anderen ja auch nicht. Ich denke da hatte man<br />
dann schon viele Gelegenheiten dazu.<br />
Rolf van Dick: Ich glaube eine wichtige Aufgabe von Führung in der Bundeswehr ist ja, dass<br />
man die Soldaten auf ein Ziel einschwört, was letztendlich auch bedeuten kann, dass man sein<br />
Leben dafür einsetzt. Das heißt man muss ja auch etwas schaffen, eine Vision - „Warum ist es<br />
notwendig, dass wir in Afghanistan sind?“ - in die Köpfe der im Einsatz befindlichen<br />
Soldaten. Glauben Sie, dass das jeder im Prinzip lernen kann? Also kann jeder vom<br />
Oberfeldwebel zum Kompaniechef werden und vor 100 Soldaten stehen und das schaffen?<br />
Kann man das durch die Führungskräfteakademie der Bundeswehr sich antrainieren?<br />
Wolfgang Schneiderhan: Bestimmte Dinge kann man antrainieren, aber es gibt Bereiche und<br />
die würde ich in die Kategorie der Grundeinstellung. Das beginnt beim Menschbild, das geht<br />
weiter über das eigene Selbstverständnis über seine Aufgabe, seine Stellung und seine<br />
Verantwortung im System bis hin zu den politischen Kategorien - unsere Gesellschaft, ihre<br />
Werthaltigkeit, Verteidigungswürdigkeit, wenn man das mal so nennen darf. Das sind<br />
sicherlich abgestufte Bereiche und da muss sicherlich nicht jeder Unteroffizier die ganze<br />
Kategorie bis ganz oben hin bis zur Bündnissolidarität oder Wertegemeinschaft oder<br />
Schutzverantwortung, was jetzt als Kategorie hier aufkommt. Ich würde nicht sagen, dass sich<br />
jeder Stabsoffizier eloquent zur Schutzverantwortung äußern können muss. Da wird es<br />
individueller, da wird es persönlicher. Manchmal ist es sehr viel schwieriger als die Theorie<br />
der Schutzverantwortung in einem großen Gremium zu erläutern. Es ist manchmal<br />
schwieriger mit einem Soldaten, der noch nicht ganz genau weiß wo seine Grenzen sind,<br />
Erziehungsaufgaben wahrzunehmen oder Gruppenkohäsion zu bilden.<br />
Rolf van Dick: Man ist ja selber auch kaum älter als die Soldaten, die man führt, am Anfang<br />
jedenfalls.<br />
Wolfgang Schneiderhan: Ja, ja und Gruppenkohäsion ist etwas ganz wichtiges und das<br />
müssen die ganz hohen dann auch nicht mehr vormachen, die müssen sich um ihre Gebiete<br />
kümmern. Das ist etwas kritisches, was ich da sage, weil ich glaube schon, dass man<br />
definierte Verantwortungsbereiche hat. In denen muss man zu Hause sein und die muss man<br />
wahrnehmen und die sind eben schon, ja, bei uns würde man sagen hierarchie- oder<br />
dienstgradabhängig gestaffelt. Der General sollte sich nicht mehr mit den Themen der<br />
Gruppenführung auseinandersetzen und der Stabsunteroffizier sollte nicht ermutigt werden<br />
ständig des Generals Probleme lösen zu wollen. Dann kriegen wir eine Ordnung in der<br />
Führung hin, dann kriegen wir auch Probleme geordnet und wir entdecken plötzlich<br />
Verantwortung und Zuständigkeit. Die werden ja vermischt, wenn von unten nach oben der<br />
Anspruch erhoben wird ich kann auch in der ganz großen Politik mitreden und die ganz große<br />
Politik regelt auch einfachste Gruppenaufgaben. Dann geht’s durch und am Ende ist dann<br />
keiner mehr zuständig, nicht und ich glaube, da bin ich schon für so eine Ordnung.