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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Albert Speer: Das hat für uns als Büro oder für mich in der Führung eine riesige Bedeutung.<br />

Weil wir jedes Projekt abchecken, wie das mit unseren Vorstellungen von Nachhaltigkeit und<br />

Lebensqualität und Zukunft und anderen Dingen zusammenhängt. Ich glaube, dass das in den<br />

Führungen in der Zukunft mehr Bedeutung haben wird als es in der Vergangenheit hatte. Sie<br />

sehen das an dem abrupten Atomausstieg der Bundesrepublik. Das hat sehr viel mit Führung<br />

zu tun, und nicht nur auf der politischen Seite, sondern auch auf der wirtschaftlichen<br />

mindestens genauso. Viele Unternehmen – ob nun als Reklamegag, sag ich ein bisschen<br />

übertrieben, oder ernsthaft – streichen sich inzwischen grün an. Selbst die Ölfirmen. Wie weit<br />

das immer ernst gemeint ist, wie weit das nur Werbung und plakativ ist, das kann man in<br />

vielen Fällen auch noch nicht abschleißend beurteilen.<br />

Rolf van Dick: Machen Sie ganz konkret, wenn Sie zum Beispiel neue Mitarbeiter einstellen,<br />

oder jemanden zum Partner machen, oder Menschen bewerten innerhalb der Firma, machen<br />

Sie das zur Grundlage, das sollte zu Ihnen passen?<br />

Albert Speer: Ja klar.<br />

Rolf van Dick: Wie machen Sie das?<br />

Albert Speer: Heute mache ich das gar nicht mehr. Ich stelle niemanden ein, ich entlasse<br />

niemanden. Ich bei den Gesprächen nicht mehr dabei, weil ich der Überzeugung bin, dass die<br />

nächste Generation sich ihre Mitarbeiter, mit denen sie arbeiten muss, selber aussuchen soll.<br />

Als ich das selber gemacht habe, war mein wesentlicher Punkt, oder einer der wesentlichen<br />

Punkte, die Eigenständigkeit von dem, der mir gegenübersitzt, dass er wagt, mir auch einmal<br />

zu widersprechen. Das fing schon bei den Studenten an, einer meiner besten Mitarbeiter ist<br />

mir schon im Grundstudium über den Mund gefahren, hat gesagt „Herr Speer, ich sehe das<br />

ganz anders, ich mache das ganz anders“. Dann habe ich ihm gesagt, „Das kann ja so sein,<br />

aber das was du mir hier hinlegst, das beweist das noch überhaupt nicht. Geh nach Hause,<br />

komm in 14 Tagen wieder und bring mir was, wo du das, was du gerade gesagt hast, auch<br />

nachweist“. Der ist wiedergekommen. Und der ist heute - Partner ist er nicht, aber einer der...<br />

Also, Eigenständigkeit, eigene Meinung, Fachwissen, selbstverständlich. Aber Sie müssen<br />

hier zu unserer Truppe passen. Das war nun auch nicht gesellschaftlich Zielvorgabe, sondern<br />

das hat sich so ergeben: wir hatten über die ganzen Jahre immer einen vergleichsmäßig sehr<br />

hohen Frauenanteil, was in der Architektur nicht so sehr üblich ist. Für mich ist ein erster<br />

Eindruck ganz wichtig, es ist auch die Frage, wie der sich ausdrücken kann. Es gibt viele<br />

Architekten, die können wunderschön zeichnen, aber wenn sie den Mund aufmachen, da<br />

hören sie besser gleich wieder auf. Das geht in dem, wie wir hier arbeiten, in den Teams, die<br />

immer wieder unterschiedlich zusammengesetzt sind, gar nicht. Das ging also so weit – jetzt<br />

ist es ein bisschen weniger geworden – dass wir hier die Arbeitsplätze immer wieder<br />

verändert haben. Wenn das Team mehr Platz braucht, dann sind sie alle umgezogen, die in<br />

diesem Team waren, und wenn das vorbei war, dann ging es wieder anders.<br />

Rolf van Dick: Die letzte Frage – ich glaub aus dem Breleur-Film ist mir eine Aussage von<br />

Ihnen in Erinnerung, dass Sie sagen, die Jahre in Berchtesgaden als Kind, die Zeit die Sie dort<br />

mit Hitler verbrachten, war eigentlich gar nicht so schlecht – wir konnten mit den Hunden<br />

spielen, wir bekamen Süßigkeiten – im Gegensatz zu der strengen Erziehung zuhause. Sie<br />

waren damals sieben, acht, neun Jahre alt. Wenige Jahre später, als Heranwachsender, haben<br />

Sie dann bemerkt, das war ein Verbrecher...<br />

Albert Speer: Ich war da jünger noch. 1934 geboren, das war dann 1942, 43, 44, da war ich<br />

sechs – ich bin in Berchtesgaden in die Dorfschule gegangen. Heute hätte man für die

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