Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
jemand ist, desto unangenehmer bis entsetzlich ist er als Chef. Da werden alle, alle<br />
Schwierigkeiten werden abgewälzt auf die Mitarbeiter oder die Untergeordneten und es kann<br />
ganz grauenhafte Formen haben. Also, dann liebe ich einen Kapitalist, der ganz klare Regeln<br />
hat, ja und den kann man festnageln an den Regeln, aber da wird eben diese Mitarbeit in einer<br />
Grünen Fraktion, ja, wir sind doch alle Grün, wir sind also gut per Definition, wir sind die<br />
Vertretung der Gutmenschen und wenn es zwischen uns nicht funktioniert ist es, weil du<br />
schlecht bist, denn ich bin per Definition gut. Ja und das ist… also ich bin da… ich habe dann<br />
sehr lange, wir haben dann eingesetzt, es gab dann eine Assistentenvertretung, die haben dann<br />
so eine Kodexaufgabe, also ich habe viel mit ihnen gearbeitet, die haben Sachen reingebracht,<br />
da habe ich gefragt, ja ok, aber braucht man das so? Da sagen die zu mir Dani, du kannst dir<br />
nicht vorstellen was hier manchmal läuft. Und das ist so sehr ernüchternd. Also, dass, wie<br />
doch Menschen, die sich progressiv und offen und sie vertreten die Armen dieser Welt und<br />
die Entrechtigten dieser Welt und wie sie sich dann real verhalten.<br />
Rolf van Dick: Mir ist das auch aufgefallen, zum Beispiel in Gewerkschaften oder in sozialkaritativen<br />
Verbänden, dass oft dort auch die Bezahlung besonders schlecht ist oder die<br />
Verträge nicht so gut sind. Fällt uns das dann nur besonders auf oder ist es tatsächlich so, wie<br />
Sie sagen, weil man sozusagen das Gutmenschentum gepachtet hat und sich dann glaubt mehr<br />
erlauben zu können?<br />
Daniel Cohn-Bendit: Ich weiß nicht, ob es uns besonders… Ja, es fällt auf. Es sind so Dinge.<br />
Wenn Sie zwei Seiten von Seehofer in der Bunte lesen über die Familie und dann hören Sie,<br />
dass er gerade Vater von seiner Sekretärin, ein Kind mit seiner Sekretärin hat, dann fällt das<br />
einem auf. Natürlich können Sie sagen „Mein Gott, das passiert sowohl an der Uni wie auch<br />
überall“, ja, aber wenn einer sich hinstellt und sagt „die Familie ist für mich das Wichtigste“<br />
und in dem Moment gerade dabei ist mit einer anderen Frau ein Kind zu machen oder hat es<br />
gerade gemacht, dann fällt es einem auf. Und natürlich gibt es viele Menschen, die unsicher<br />
sind und es gibt bei den Grünen sicherlich nicht mehr Unsichere. Aber weil sie immer<br />
behaupten sie sind die Gutmenschen an und für sich, also ich übertreibe jetzt, ja, ich<br />
übertreibe, dann fällt es einem auf, dass das so einfach nicht geht.<br />
Rolf van Dick: Kommen wir noch einmal auf Personen, die Ihnen begegnet sind, jetzt<br />
Fischer oder Dutschke waren ja in Ihrem Alter oder sind ja Weggenossen gewesen…<br />
Daniel Cohn-Bendit: …ja, aber Rudi habe ich nicht so gekannt…<br />
Rolf van Dick: …Aber als Sie jung waren, gab es Menschen aus der älteren Generation<br />
kamen, Lehrer, Professoren an der Uni, politische Führer, die Sie beeindruckt haben, wo Sie<br />
sich auch ein Vorbild genommen haben?<br />
Daniel Cohn-Bendit: Also, ich muss sagen Menschen, die mich beeindruckt haben, sind eher<br />
Intellektuelle, die durch ihre intellektuelle Ausstrahlung einen großen Einfluss auf mich<br />
hatten. Das kann ich nicht sagen, wie sie sich im Leben verhalten haben. Klar, zum Beispiel<br />
kann ich sagen so eine Frau wie Hannah Arendt hat mich sehr beeindruckt. Ich finde eine<br />
Frau, die eine Intellektuelle, eine Autonomie, eine Kraft hat, es heißt nicht, dass man mit<br />
Allem, was sie entwickelt hat, übereinstimmen muss oder nicht, aber sie hat eine bestimmte<br />
Idee des Politischen entwickelt und dann sich überlegen und wie konnte sie, die war treu bis<br />
zum Ende und hat ihn geliebt wie ein Heiliger, dann sagen wir, ja, da gibt es im Leben<br />
anscheinend Dinge, die so einfach nicht zu erklären sind oder zwischen Intellektualität und<br />
Leben gibt es dann Sexualität und die hat dann andere Regeln und andere Impulse und das,<br />
glaube ich, ist, wenn Sie Menschen begegnen, ja und die Verantwortung tragen, ist und es