18.07.2014 Aufrufe

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Rolf van Dick: Zwei Fragen habe ich noch. Die erste Frage ist, Sie haben viele Menschen<br />

kennengelernt, die vor, mit und während Ihrer Zeit Deutschland gestaltet haben. Man sagt,<br />

dass Helmut Kohl persönlich den Wunsch damals hatte, dass Sie für das Amt 1995<br />

kandidieren. Sie haben Bundespräsidenten und Kanzler/innen jetzt kennengelernt. Vielleicht<br />

viele andere Menschen an die ich gar nicht denke, wer würden Sie sagen hat Sie inspiriert?<br />

Wo war irgendetwas, was Ihnen gesagt hat, da erzähle ich heute noch davon, oder da denke<br />

ich heute noch gerne darüber nach?<br />

Petra Roth: Ich hab nicht unbedingt ein Vorbild. Mein Berufsleben, und das ist ja ein<br />

Berufsleben nach sechszehn Jahren, hat sich ja nicht als die Erfüllung eines Zieles dargestellt<br />

am Anfang, sondern es hat sich ergeben. Deshalb ist auf dem Weg bis heute durch viele<br />

Persönlichkeiten ein sehr facettenreiches Bild in mir entstanden, was ich machen möchte. Es<br />

bleibt die Leidenschaft der Vernunft etwas umsetzen zu wollen. Da muss man schon dicke<br />

Bretter bohren oder in unserer Sprache heute, da muss man Menschen überzeugen, denn ich<br />

bin eine durch und durch demokratisch veranlagte Politikerin, lebe in einem demokratischen<br />

Rechtstaat und man muss eine Mehrheit haben für seine Meinung. Da habe ich mir doch bei<br />

dem einen oder anderen oder der einen oder anderen etwas abgeguckt. Sie fragten mich<br />

vorhin kann man das lernen, ja, lernen heißt auch als Ableitung von einem Erscheinungsbild<br />

was mir vor Augen ist für mich aufzunehmen. Da habe ich schon einige, Helmut Kohl ist in<br />

der Tat jemand, der mit der menschlichen Nähe als Bundeskanzler der Bundesrepublik mit<br />

der Größe die er hatte fühlte man sich als Bürger aufgehoben, auch mit den kleinsten Sorgen.<br />

Das habe ich gefühlt, sowie auch beobachtet. Dann finde ich sind die großen Sozialpolitiker<br />

meine Vorbilder, ein Herr Bluhm, ein Herr Kazler, ich muss soweit zurückgehen, ein Herr<br />

Geissler, diese intellektuelle Scharfzüngigkeit die aus der Analysefähigkeit kommt. Wenn<br />

man was analysiert und auseinander nimmt und wieder zusammensetzen kann, das ist etwas<br />

das hätte ich vorhin sagen können, hätte ich nie lernen können. Ich bewundere das und<br />

Teilchen davon habe ich versucht auch aufzunehmen. Das Leben ist eine Plattitüde, ist ein<br />

permanenter Prozess, aber das Lernen ist zum Leben zur Lebensfähigkeit, ist ebenfalls ein<br />

permanenter Prozess und damit altert man auch nicht, man ist ständig im nach vorne zum<br />

Ende hin. Wenn Sie da nicht hellwach sind und nicht neugierig sind, dann verlangsamt sich<br />

Ihre Wahrnehmung fürs Leben und dann bleiben Sie zurück. Ich fühle mich wirklich noch<br />

immer am Puls der Zeit, also meine Neugier zumindest.<br />

Rolf van Dick: Die letzte Frage: Welche Rolle spielen Werte, nach Ihrer Einschätzung in<br />

unserer modernen Arbeitswelt, aber vielleicht auch in einer Welt der Stadtverwaltung. Wird<br />

dort mit Werten geführt und ist das wichtig?<br />

Petra Roth: Natürlich gibt es Werte, die im Grundgesetz verankert sind, die im Strafrecht<br />

verankert sind, in der Bibel, aber auch in anderen Religionen, in monotheistischen Religionen,<br />

überall gibt es ein Grundgesetz, was dann später zu Werten in der Gesellschaftspolitik<br />

verarbeitet wurde. Ja natürlich habe auch ich Werte, aber ein Wertbegriff wäre viel zu wenig,<br />

könnte ich nicht sagen. Ich glaube Werte definieren sich auch wenn man darüber spricht aus<br />

der individuellen Veranlagung eines Menschen. Ein Mensch der gehemmt und zurückhaltend<br />

ist, gehemmt und deshalb zurückhaltend, und ein wenig abseits von der Gesellschaft ist, zu<br />

der er vielleicht dazugehören möchte, hat wahrscheinlich in der Priorität der Werte ein<br />

anderes Ranking, als jemand der sich `Hoppla jetzt komm ich` verhält. Aber wie gesagt, die<br />

zehn Gebote sind schon für mich gelebte Werte, die dann natürlich auch Derivate in der<br />

Politik haben.<br />

Rolf van Dick: Danke schön, Frau Roth.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!