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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Rüsselsheim hier in der Nachbarschaft haben wahrscheinlich ähnliche Verunsicherungen und<br />

suchen auch jemanden, der ihnen das jetzt glaubwürdig erklärt und sich Zeit nimmt das zu<br />

erklären.<br />

Rolf van Dick: Ja und wenn, bei Opel ist ja heute wahrscheinlich auch so, dass Dinge wie<br />

Standortschließungen Bochum oder Kaiserslautern ja eher über die Medien an die Leute<br />

herangetragen werden als durch die Vorgesetzten und vielleicht war das bei der<br />

Bundeswehrreform, der letzten, dasselbe Problem, dass man abends in der Tagesschau mehr<br />

darüber erfahren konnte, wie es denn vielleicht weitergeht als einem der nächste Offizier das<br />

gesagt hat, weil er es selber nicht wusste.<br />

Wolfgang Schneiderhan: Ja, jetzt sind wir wieder in dem Dilemma. Ohne diesen ganzen<br />

EDV-Apparat könnten Sie so was steuern, Information steuern. Das ist heute kaum mehr<br />

möglich, weil Sie zeitgleich abrufbar für alle sind, das heißt, was sagt man und was behält<br />

man für sich, wenn man sagt wie schnell läuft es als Gerücht bis ganz unten hindurch und<br />

verändert sich durch die Stufen. Das ist ein Kommunikationsthema, das ist riesengroß und<br />

deshalb würde ich sagen, dass Kommunikationsfähigkeit eine Schlüsselqualifikation von<br />

Führungskräften geworden ist, vielleicht dominanter als vieles anderes, was wir als<br />

Schlüsselqualifikation von Führungskräften… Kommunikationsfähigkeit und<br />

Informationsmanagement, das sind die großen Schlüsselbereiche. Die hat man in der<br />

Bundeswehr glaube ich relativ spät entdeckt, auch in der Ausbildung des Spitzenpersonals.<br />

Das ist manchmal wichtiger als vieles andere, was man so einfach für tradiert wichtig<br />

übernommen hat.<br />

Rolf van Dick: Ich möchte noch eine letzte Frage stellen, das ist die Frage nach den Werten<br />

und Sie haben es mehrfach schon angesprochen, aber vielleicht, wenn man sich mal die<br />

Bundeswehr seit ihrer Gründung anschaut, dann haben sich ja auch die Werte verändert. Zum<br />

Beispiel haben Sie gesagt als Sie ´66 angefangen haben war der Führungsstil ein anderer, weil<br />

ja auch die Gesellschaft anders geworden ist dann in den ´68er, ´69er Jahren, in den ´70er<br />

Jahren, aber auch dieser klare Wertekonflikt zwischen Ost und West war irgendwann nicht<br />

mehr da. Als ich selber Ende der ´80er Jahre bei der Bundeswehr war, habe ich mir nicht<br />

vorstellen können, dass man mal so ein Manöver wirklich mal in die wirklich Welt tragen<br />

muss und das ist ja heute, natürlich ist es anders. Jeder, der heute zur Bundeswehr geht, muss<br />

wissen, dass er möglicherweise in einen Kampfeinsatz kommt. Was macht das sozusagen mit<br />

einer so großen Organisation wie der Bundeswehr, dass man so alle zehn Jahre so etwas<br />

grundlegendes anderes dann…?<br />

Wolfgang Schneiderhan: Ja also kämpfen wir im Moment mit Ihrer Frage um zwei Begriffe,<br />

die Konstanten und die Variablen. Was sind die Konstanten soldatischen<br />

Selbstverständnisses? Nach dem Zweiten Weltkrieg würde man vielleicht da die Zäsur<br />

machen. Vielleicht könnte man auch weiter zurückgehen, aber ich nicht, das steht mir auch<br />

vom Alter her nicht so richtig zu. Und was sind die Variablen, die bis ins Führungsverhalten<br />

hineingehen und variabel sind? Und dazu gehört natürlich ein Menschenbild, als eines der, wo<br />

ich sagen muss Konstanten. Das leitet sich aus dem Grundgesetz nach meiner Meinung nach<br />

ab über den Artikel, der sich mit der Würde des Menschen beschäftigt. Das ist ein zentraler<br />

Wert, kann man jetzt ausschmücken, muss man aber jetzt in dem Gespräch nicht. Damit ist<br />

verbunden die Frage, wie gehen wir eigentlich miteinander um, egal in welcher Stellung wir<br />

zu einander sind. Das leitet sich natürlich wieder vom Menschenbild ab. Jetzt kann man sich<br />

streiten mit dem christlich-abendländischen Menschenbild. Man kann vielleicht da Zusätze<br />

oder Abstriche machen, das sei dahingestellt, aber ich denke, wir haben da schon sehr klare<br />

Vorstellungen, die uns durch ganz kritische Phasen auch geführt haben, wo ich sage, das sind

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