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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Götz Werner: Ja, ich würde mal sagen, jetzt rein ... ich beobachte es ja schon sehr lange, und<br />

dm ist jetzt 40 Jahre alt. Das Hauptproblem ist, dass man meint, wenn man Erfolg hat –<br />

Schlecker hat ja mal Erfolg gehabt, großen Erfolg -, dass man meint: Und jetzt muss ich<br />

immer so weiter machen. Das ist eigentlich der Grundirrtum. Das ist bei vielen Menschen ...<br />

das können Sie beobachten in Freundschaften, in Ehen, überall. Man hat so einen gewissen<br />

Zugang bekommen und meint, das jetzt immer perpetuieren zu können. Das war genau das<br />

Schlecker-Problem. Und wenn man das macht, dann geht es immer abwärts. Und das, was für<br />

das menschliche Leben wichtig ist, und auch für die Führung von Unternehmen, auch für eine<br />

glückliche Ehe, ist dass man immer wieder neu ansetzt. Man muss jeden Tag, muss man<br />

sagen, sein Unternehmen eigentlich neu erfinden, jeden Tag muss man sich sagen: Jeder Tag<br />

ist ein Beginn von vorne – hat immer unser Rudertrainer gesagt - jeden Tag muss man einen<br />

neuen Zugang finden und nicht sagen, weil es gestern so war, machen wir es heute wieder.<br />

Rolf van Dick: Aber ist das nicht auch ein Merkmal, was man unter gute Führung stecken<br />

könnte, also offen sein für Neues, Veränderungen ...?<br />

Götz Werner: Das ist vielleicht mehr strategisch. Das ist eine Frage der grundsätzlichen<br />

Strategie, dass man wirklich diese Einsicht, die ja Albert Einstein so schön formuliert hat, wir<br />

können die Probleme nicht lösen mit den Methoden oder mit dem Denken, durch das die<br />

Probleme entstanden sind. Das ist eigentlich der Punkt, dass man immer wieder versucht,<br />

fortzuführen. Das können Sie in der Politik, überall beobachten. Anstatt sich zu sagen, ja, das<br />

war wichtig, das war gut, aber jetzt müssen wir einen neuen Zugang finden, jetzt müssen wir<br />

die Sache wieder revitalisieren oder regenerieren. Das ganze Unternehmen muss eigentlich<br />

permanent regeneriert werden, macht ja unser Körper auch. Jeder von uns hat in seinem<br />

Körper keine einzige Zelle, die älter als sieben Jahre ist. Nach sieben Jahren ist alles<br />

regeneriert, ist alles neu aufgebaut worden, alles neu verwandelt worden. Und das ist ja<br />

gemeint auch mit der - wir sind ja schließlich in Frankfurt, außerdem ist hier auch noch die<br />

<strong>Goethe</strong>-Universität - mit der Wette zwischen Faust und Mephisto, wo der sagt: „Werde ich<br />

zum Augenblicke sagen, verbleibe doch, du bist so schön, dann magst du mich in Ketten<br />

schlagen, dann werde gerne ich zu Grunde gehen.“ Genau das ist passiert. Wenn<br />

Unternehmen aus dem Markt ausscheiden, dann haben sie sich nicht verändert. Also ein<br />

Unternehmen bleibt stabil durch Veränderungen, nicht durch Festhalten.<br />

Rolf van Dick: Ich bin ganz bei Ihnen und ich glaube Ihnen und ich glaube auch, dass das<br />

Gute von weniger guten Führungskräften, jetzt mal oben Unternehmenshierarchie<br />

unterscheidet, aber warum lernen das manche und manche nicht?<br />

Götz Werner: Das ist erstens eine Willensfrage und zweitens ist es eine Intelligenzfrage.<br />

Und halt die Dinge müssen umgedacht werden. Und das Denken soll ja eins der schwierigsten<br />

Dinge sein, deswegen machen es die Leute so ungern. Man ist nicht bereit umzudenken. Das<br />

haben wir eben auch in der Politik, auch das hier z. B. ist ein typischer Fall für Umdenken, es<br />

muss umgedacht werden. Wenn wir die Dinge nicht umdenken, dann werden sie schlechter.<br />

Rolf van Dick: Glauben Sie denn, dass man das lernen kann, also z. B. gibt es ja heute in<br />

Deutschland an fast jeder Uni Business Schools, wo Führungskräfte, durch MBA-Programme<br />

usw. vorbereitet werden. Glauben Sie, das ist richtig, das ist gut und viele könnten und<br />

können es durch solche Programme lernen?<br />

Götz Werner: Also diese Business Schools usw., die vermitteln mehr das Know-how, wie<br />

man was macht. Aber das ist ja nicht das, worauf es ankommt, sondern die viel wichtigere<br />

Frage ist ja nach dem Know why, also nach dem warum und wozu machen wir was. Und das<br />

kommt oft zu kurz, auch in den Unternehmen. Die Unternehmen, die kann man gut

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