Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Kursen schwer vermittelbar. Das ist eigentlich nur durch vorbildliches Verhalten, also durch<br />
Verhalten als Vorbild, denke ich, möglich und das nimmt man dann im sozialen Miteinander<br />
auf oder man nimmt es nicht auf. Also ich kenne Menschen, die zum Beispiel in der Sache<br />
sehr kompetent sind, also eine Art Sachautorität besitzen, aber keine Persönlichkeit haben,<br />
keine Ausstrahlung haben, keine soziale Kompetenz. Auch das ist Sachautorität ohne, dass<br />
man das Gefühl hat man hat einen Menschen mit Führungskraft vor sich. Auf der anderen<br />
Seite gibt es Führungskräfte, die inhaltlich wenig bringen, aber die auf der anderen Seite in<br />
ihren Persönlichkeiten und als Führungskräfte in ihren Entscheidungen überzeugen. Das<br />
heißt, man kann die Dinge nicht auf einen Nenner bringen und letztlich transportiert sich das<br />
durch Imitationsverhalten, vor allem mit den Persönlichkeiten, die natürlich in Ihrem<br />
Auftreten überzeugend wirken, wo das eben nicht als angelerntes Rollenverhalten erscheint.<br />
Rolf van Dick: Können Sie vielleicht ein oder zwei Persönlichkeiten benennen, die Sie als<br />
Vorbild geleitet haben, wo Sie sagen da kam das alles zusammen und da war natürliche<br />
Autorität mit Sachkompetenz und mit sozialer Kompetenz?<br />
Salomon Korn: Also, die erste Persönlichkeit, die ich nenne, ist Ignatz Bubis. Ignatz Bubis<br />
war ein Mann, der ohne, dass er jemals ein Gymnasium besucht hätte oder eine höhere<br />
Schule, rundherum eine Persönlichkeit war, die überzeugt hat. Egal ob das in seinem<br />
Verhalten war, egal, ob das in seinen Reden war, ob das in seinem Auftreten war oder die Art<br />
und Weise, wie er, also wie er genialerweise Witze erzählen konnte. Der Mann war eine<br />
Persönlichkeit, wie ich sie in meinem Leben sonst in dieser Kombination nicht mehr<br />
angetroffen habe. Darüber hinaus gab es natürlich auch Lehrer, die ich als Schüler verehrt<br />
habe, weil sie ihren Unterrichtsstoff leicht herübergebracht haben, weil sie auch Humor<br />
hatten. Einige Dinge sind da unvergesslich geblieben und das sind eigentlich, wenn ich mich<br />
recht erinnere, die Persönlichkeiten, die mich geprägt haben, aber vor allem auch Ignatz<br />
Bubis.<br />
Rolf van Dick: Warum funktioniert Führung so oft nicht? In allen Bereichen der Gesellschaft<br />
sehen wir Probleme, die wir Wissenschaftler gerne auch auf Führungsprobleme zurückführen.<br />
Warum funktioniert zum Beispiel so oft Politik nicht und die Leute reagieren verdrossen?<br />
Warum werden Leute am Arbeitsplatz krank und haben Burnout? Wo sind da Kernprobleme?<br />
Salomon Korn: Ja, es kommt natürlich auf die Position an, in der Sie Führungsqualitäten<br />
zeigen müssen. Es ist etwas anderes, wenn Sie auf der Ebene der Bundesregierung<br />
Führungsqualitäten zeigen müssen als sagen wir auf der Ebene eines Restaurants. Das ist<br />
etwas ganz Anderes, aber ich glaube nach wie vor, dass das Problem darin besteht, dass<br />
unsere Welt zunächst mal komplexer wird. Es wird immer alles komplizierter und Sie müssen<br />
sowohl in der Sache unterrichtet und kompetent sein, als auch auf der Ebene des sozialen<br />
Verhaltens und das sind ja zwei Dinge, die nicht immer sozusagen miteinander kompatibel<br />
sind. Der Eine beherrscht mehr das, der Andere das und darüber hinaus müssen Sie auch noch<br />
in der Lage sein, in der Sache wirklich auf dem letzten Stand der Dinge zu sein und das ist<br />
heute, wo die Welt sich also sehr schnell entwickelt und das Wissen explosionsartig<br />
anwächst, ist das auch nicht ganz einfach. Also mit anderen Worten: Sie müssen auf der Höhe<br />
der Zeit bleiben, was Ihren Bereich anbelangt, an Informationen, an inhaltlichen Dingen.<br />
Gleichzeitig dürfen Sie sich dabei aber nicht Ihren Glauben an das Gute, Ihren Glauben an das<br />
Gute im Menschen und auch daran, dass es so etwas wie Empathie im gegenseitigen<br />
Verhalten gibt, ohne, dass immer gleich alles zur Konkurrenz wird. Das ist nicht ganz einfach<br />
und gerade in einer Welt, in der die Dinge immer weiter versachlicht werden und immer<br />
weiter sozusagen kontrollierbar sein sollen, also wo eigentlich immer alles komplizierter<br />
wird.