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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Rolf van Dick: Was hat der z. B. Ihnen an Anregungen gegeben?<br />

Götz Werner:Ja, der Washington Carver, das hat mich noch mal bestärkt, das war klar. Das<br />

ist ein richtiger Unternehmer gewesen. Für einen Unternehmer gibt es nie eine ausweglose<br />

Situation, es geht immer wieder irgendwie weiter. Dieses Vertrauen von dem Washington<br />

Carver ist halt einfach, dass er immer gewusst hat, da kommt eine Lösung noch. Es kann noch<br />

so hoffnungslos aussichtslos sein, aber es kommt immer noch eine Lösung. Ich muss es nur<br />

bemerken. Und dieses Bemerken-können, das war ... Sie kennen das Buch auch, ja stimmt,<br />

Sie hatten ja dieses ... jetzt habe ich Sie wieder eingeordnet. Ja, ja, das ist ein fantastisches<br />

Buch, das ist eigentlich eine Pflichtlektüre für jeden, weil jeder Mensch muss ja irgendwie –<br />

dazu ist er ja auch angetreten – sein Leben meistern. Und je besser er sich damit<br />

auseinandersetzt, desto besser ist es. Also diese Sache mit dem Fragen. Und das Zweite, was<br />

mir klar geworden ist, einfach durch diese immer neuen Aggregatzustände, ist mir klar<br />

geworden, dass man an irgendeinen Punkt kommt, wo man Menschen nicht mehr führen<br />

kann, einfach weil es zu groß wird. Wie wollen Sie 29.000 Menschen hier nur in Deutschland,<br />

wie wollen Sie die führen?<br />

Rolf van Dick: Ja, aber die normale Reaktion darauf ist ja Bürokratie, mehr Hierarchien<br />

einführen und Sie haben es umgekehrt gemacht.<br />

Götz Werner: Genau. Aber da muss man die Grundeinsicht haben. Und die Grundeinsicht ist<br />

eben gewesen, dass ich mir gesagt habe, aha, wenn man Menschen nicht mehr führen kann,<br />

was muss man dann führen? Das ist die Frage. Also wenn ich feststelle, ich kann einen<br />

Menschen nicht mehr führen, weil ich ihn zu selten treffe oder noch nie gesehen habe (lacht),<br />

also wie führt man dann so einen Organismus, so einen sozialen Organismus – das sind ja<br />

Unternehmen. Unternehmen sind ja keine Pyramiden oder Uhrwerke oder so was, sondern das<br />

ist ein sozialer Organismus mit Freud und Leid, mit allem, was da zusammenhängt,<br />

persönliche Intuitionen. Und dann war bei mir natürlich die Frage: Ja, was machst du denn<br />

jetzt, wenn da immer mehr Filialen kommen und dein Leben immer größer wird. Und da ist<br />

mir dann klar geworden, so was kulminiert dann aus dem Sich-beschäftigen mit der<br />

Fragestellung, kulminiert es an irgendeinem Punkt, wo man sagt, aha, habe ich dann gesagt,<br />

dann ist Führen mit Antwort ist Menschen führen. Führen mit Frage ist Bewusstsein führen.<br />

Und deswegen mein Fazit daraus: Größenordnung, wie wir sie heute handhaben, kann man<br />

nicht führen, indem man Menschen führt, man muss Bewusstsein führen. Und wenn ich jeden<br />

Tag 1,5 Millionen Kunden habe, die muss ich auch führen, jeden Tag 1,5 Millionen Kunden –<br />

wie führen Sie die, wenn Sie keinen einzigen kennen von denen? Ja, durch Bewusstsein. Und<br />

jetzt wäre die spannende Frage: Wie führt man Bewusstsein?<br />

Rolf van Dick: Ich würde eher noch mal fragen: Wann ist das passiert? Und war das auch ein<br />

Schlüsselerlebnis? War das, als Sie 30 Filialen hatten oder 100 oder später?<br />

Götz Werner: Also das ist halt passiert als ich gemerkt habe, dass ich das gar nicht mehr<br />

zeitlich schaffe und dass auch ... Ich meine, am Anfang habe ich jeden gekannt, habe jeden<br />

selbst eingestellt und so. Das ist natürlich, wenn man das so via Biografie erduldet oder<br />

erleidet oder (lacht) mitbekommt und dabei nicht sozusagen einschläft, sondern immer wach<br />

bleibt, dann ergibt sich das aus dem Zusammenhang. Man kann das auch so ausrücken, viel<br />

akademischer, das ergibt sich durch die Macht des Faktischen. Die Macht des Faktischen<br />

drückt einen sozusagen immer an die Wand. Oder man könnte auch sagen: Das Unternehmen<br />

wächst einem ständig über den Kopf. Der Erfolg führt dazu, dass mir das Unternehmen über<br />

den Kopf wächst. Und dann muss man wieder sich bewusstseinsmäßig aufrüsten, um den<br />

neuen Grad an Komplexität bewusstseinsmäßig zu durchdringen. Das ist auch ein gutes<br />

Erklärungsmuster. Der Erfolg führt zu mehr Komplexität und der Stress, den wir dann

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