Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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vielleicht im Sport, auch bei Einzelsportlern, mal die Rolle eines Managers und die Rolle<br />
eines Trainers unterscheiden?<br />
Michael Groß: Ja, wobei die Formulierung, „dass ich das nicht nötig hätte“ ist nicht richtig,<br />
weil ich diesen Weg nicht gehen wollte. Wenn man sich seiner Motivstruktur ein bisschen<br />
klar ist, also wenn man wirklich weiß, was bewegt mich eigentlich, und zwar hinter den<br />
offensichtlichen Zielen, also warum mach ich das ganze eigentlich, was gibt mir Sinn, wenn<br />
man da ein bisschen ein Gefühl für entwickelt hat, dann hab ich festgestellt, dass mir nur alles<br />
auf eine Karte zu setzen und nur Sport zu treiben schlicht und ergreifend langweilig<br />
geworden, perspektivlos geworden wäre. Weil das Schlimmste Perspektivlosigkeit ist. Und<br />
das ist dann auch Führung: Perspektiven schaffen. Das ist die größte Kunst. Beispielsweise<br />
bei mir, 1984: Ich hatte schon alles gewonnen, x Weltrekorde geschwommen etc., doch ich<br />
fragte mich: Wo sind denn noch die Perspektiven? Und da gibt es unendlich viele<br />
Perspektiven. Was man noch weiterentwickeln kann, was man noch erleben kann. Und das ist<br />
auch in Hochleistungsorganisationen generell der Fall. Auch wenn ich an unsere Kunden<br />
denke. Dass Hochleistungsorganisationen immer mehr haben wollen. Also sich immer weiter<br />
entwickeln wollen. Keiner will, wenn er mal ganz vorne ist, Letzter werden. Und da gibt es<br />
dann so eine Art Schneeballeffekt, sodass in so einer Organisation die Ansprüche dann immer<br />
höher gesetzt werden. Sie entwickeln sich immer weiter, Rückschritt möchte man eigentlich<br />
nicht. Und das ist im Sport das gleiche; dass man sagt, was gibt es für Perspektiven, was kann<br />
ich noch weiterentwickeln. Und irgendwann ist dann auch die Luft raus, klar. Das war bei mir<br />
1991 der Fall. Aber Vierundachtzig, die Situation Tiriac, - um auf die zurück zu kommendiese<br />
Möglichkeit, sich finanziell abzusichern war ganz nett, aber die Perspektivlosigkeit, die<br />
damit verbunden gewesen wäre, nämlich dann irgendwann auf einem Haufen Geld zu sitzen,<br />
aber nichts mehr anderes an Ideen für sich persönlich entwickelt haben zu können, wäre dann<br />
etwas armselig gewesen. Also reich an Geld, arm an Ideen.<br />
Rolf van Dick:Wie führen Sie selber? Also zum Beispiel im Unternehmen? Wie führen Sie<br />
ganz praktisch, ganz konkret? Wie versuchen Sie das umzusetzen, was Sie vorhin über gute<br />
Führung gesagt haben?<br />
Michael Groß: Gut, im Prinzip fast wie im Lehrbuch.Also strategische Führung und die<br />
situative Führung, die sollen Hand in Hand gehen. In Unternehmen ist es leider häufig so,<br />
dass entweder rein strategisch geführt wird, aber nicht das Gefühl für die Situation besteht<br />
und manche Unternehmen werden rein situativ geführt, nach dem Motto „Wenn es schlecht<br />
läuft ist plötzlich die Führung so, wenn es gut läuft anders.“ Das ist natürlich für den<br />
Mitarbeiter ganz schwierig und ich versuche dort eben beide Ebenen miteinander zu<br />
kombinieren. Ein ganz wichtiges Ziel von Führung ist ja Zieleentwickeln, Zieldefinieren und<br />
Zieleverfolgen mit Mitarbeitern zusammen- um ein Beispiel zu nehmen. Und das bedeutet<br />
grundsätzlich, dass man sich dementsprechend etwas vornimmt, gemeinsam mit dem<br />
Mitarbeiter. Wenn man ein Vertrauensverhältnis aufgebaut hat - was elementar ist- dann ist<br />
übrigens die Eigeneischätzung und die Fremdeinschätzung relativ identisch. Also was die<br />
Mitarbeiter sich persönlich vornehmen, beispielsweise für das nächste Jahr oder die nächsten<br />
Monate, und was sie selber an Defiziten erkennen, wo sie selber sagen „Da möchte ich mich<br />
weiterentwickeln“. Und auch die Fremdeinschätzung sind häufig korrelierend, wenn man eine<br />
Situation hat, in der der Mitarbeiter der Führungskraft vertraut und weiß, wenn ich hier eine<br />
Schwäche definiere, dann wird mir das nicht gleich negativ ausgelegt. Und das ist<br />
beispielsweise so ein strategisches Thema. Dass man sagt: Ziele entwickeln, definieren und<br />
verfolgen, gemeinsam mit den Mitarbeitern, gemeinsam mit Teams, für das Unternehmen,<br />
und das auch gemeinsam runterbrechen. Sprich, es gibt ein Unternehmensziel und was<br />
bedeutet das für Teams und für den einzelnen Mitarbeiter und zwar das nicht nur finanziell,