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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Rolf van Dick:Welche Personengruppe wäre leichter zu trainieren? Wem wäre einfacher zu<br />

helfen?<br />

Michael Groß: Den Strategen. Den Strategen ist einfacher zu helfen, weil es schwerer ist,<br />

jemanden der völlig, ich sag mal, situativ führt, und dadurch für den Mitarbeiter natürlich<br />

auch im Einzelfall nicht kalkulierbar ist, zu ändern. Denn Vertrauen basiert bzw. baut sich ja<br />

auch so auf, dass ich weiß, dass ich bestimmte Dinge einfach zu tun habe, abschätzen kann,<br />

dass man einfach vertrauenswürdig ist. So, und das ist es nicht. Da weiß man gar nicht, woran<br />

man ist. Dem dann auf der strategischen Ebene weiterzuhelfen ist schwieriger, als denjenigen,<br />

die strategisch gut ausgestattet sind, die dementsprechend all das, was man bei strategischer<br />

Führung kennt, auch gut praktizieren, auch das wirklich mit dem Team etc. im Griff haben,<br />

denen dann dieses i-Tüpfelchen situativ dann das ganze noch zu managen zu verpassen und<br />

das Bewusstsein zu geben, dass sie sich dann selbst nicht- und das ist das häufige Hindernissich<br />

nicht untreu werden, sondern einfach dann bestimmte Sachen zu fixen sind. Also wir<br />

benutzen dann häufig so ein bisschen diese Metapher: Stell Dir vor, Du planst ein Haus zu<br />

bauen und Du baust das auf- alles ganz prima- hast Deinen Plan, und irgendwann gibt es<br />

plötzlich beim Ausbau in einem Zimmer einen Schwelbrand. Was machste dann? Du tust ja<br />

nicht so: Da brennt jetzt irgendwas und das brennt dann, das wird schon wieder ausgehen.<br />

Sondern das musst Du dann fixen! Da musst Du dann einfach kurz reingrätschen, da musst<br />

Du dann sagen: Es ist ja nicht so, dass ich das Haus nicht weiterbauen will, aber jetzt muss ich<br />

erstmal diesen Brand löschen. Das ist ja nicht schlimm, sondern das erwarten sogar Deine<br />

Mitarbeiter auch. Und letztlich über diese Metaphern, über Bilderschaffen, solchen Leuten,<br />

die auch manchmal etwas kopfiger sind, ein bisschen Selbstbewusstsein zu geben, dass das<br />

auch nicht verkehrt ist, sondern gerade ihre strategischen Themen dann ergänzen kann, eben<br />

sinnvoll. Und warum geht Führung schief? Das ist ein Grund. Und der zweite Grund ist, was<br />

ich vorhin auch schon sagte, dass zwischen individueller Perspektive und institutioneller<br />

Perspektive, also beispielsweise Zielperspektiven, die ja selten einhundertprozentig<br />

übereinstimmen, kein Ausgleich stattfindet. Also der Mitarbeiter hat nun mal für sich eine<br />

persönliche, individuelle Perspektive und wichtig ist, dass eine Führungskraft die<br />

Übersetzung schafft. Die Übersetzung auf die individuelle Perspektive: Wenn unser<br />

Unternehmen diese Ziele hat, meine Abteilung oder unsere Abteilung diese Ziele hat. Was<br />

kannst Du dazu beitragen? Punkt eins. Welche Kompetenzen wollen wir weiter schulen etc.?<br />

Was sind Deine persönlichen Ziele? Wie kannst Du Dich dort einbringen? Das ist nämlich<br />

mühselig.<br />

Rolf van Dick:Und Sie haben gesagt, relativ zu Anfang, das funktioniert aber nur dann im<br />

Mitarbeiterentwicklungsgespräch vernünftig, wenn die Leute vertrauen zueinander haben.<br />

Wenn man auch Schwächen zugeben kann oder man auch sagen kann: Hier muss ich mich<br />

entwickeln. Was kann man dafür tun? Und das ist eine schöne Überleitung zur letzten Frage:<br />

Welche Rolle spielen denn Vertrauen oder Werte im Allgemeinen? Merken Sie, dass das<br />

zunimmt oder eher abnimmt in unserer Gesellschaft, in Organisationen, vielleicht auch im<br />

Sport?<br />

Michael Groß: Also, dass Vertrauen und ein Wertegerüst wichtig sind, brauchen wir uns<br />

glaube ich nicht drüber unterhalten, weil das letztlich für jede Gemeinschaft- ob es ein<br />

Unternehmen oder ein gesamtes soziales System einer Gesellschaft ist- natürlich so der<br />

Klebstoff ist, wo sich bestimmte Sachen organisieren, wo man weiß, darauf kann man bauen.<br />

Beispielsweise haben wir gerade wieder einen Prozess mit Führungsleitbild und<br />

Führungsregeln etc. Das ist natürlich nur die Oberfläche. Dahinter muss natürlich eine<br />

gewisse Kultur stehen, aber da ist immer die Frage „Henne-Ei-Problem“, eine Kultur kann<br />

man ja nicht befehlen, die entwickelt sich im permanenten Prozess, also wo fängt man an?

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