18.07.2014 Aufrufe

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Handbücher im Econ Verlag, und was man daraus entnehmen konnte hat mir nicht<br />

weitergeholfen. Von daher also, Führung nach außen ist sehr wichtig und man sollte sich<br />

darum bemühen, früh genug das zu lernen versuchen. Führung nach innen, mindestens ebenso<br />

wichtig, das sind die Mitarbeiter. Und da kommt es vor allem aufs Motivieren an, wiederum<br />

aufs Kommunizieren, Transparenz, letztlich dann aber auch aufs Entscheiden. Da ist die<br />

Hierarchie innerhalb eines Wirtschaftsunternehmens anders als beispielsweise in der<br />

Universität. Es muss auch des Diskutierens irgendwann ein Ende sein und dann muss die<br />

Hierarchie vorgeben, wer dann das letzte Wort hat, sonst funktioniert ein<br />

Wirtschaftsunternehmen nicht.<br />

Rolf van Dick: Sie haben selbst schon gesagt, manche Dinge muss man lernen, aber sind sie<br />

der Überzeugung, dass es jeder im Prinzip lernen kann? Kann man eine gute Führungskraft<br />

werden?<br />

Rolf-Ernst Breuer: Ja. Natürlich gibt es auch ein gewisses Talent, welches man vom lieben<br />

Gott mitbekommen hat oder nicht mitbekommen hat, das ist aber kein Ausschließungsgrund.<br />

Auch der, der vielleicht nicht von vorneherein über deutliches Charisma verfügt, was die<br />

Dinge natürlich einfacher macht, der kann lernen, sich verständlich zu machen, zu<br />

kommunizieren, zu motivieren, eine Botschaft rüberzubringen, Akzeptanz zu suchen und zu<br />

finden und ähnliches. Das ist dann mehr learning-by-doing oder hoffentlich auch mit Hilfe<br />

wie der Universität als weiser Begleiter, der hier und da Tipps verbreiten kann.<br />

Rolf van Dick: Und waren es bei ihnen Begleiter oder waren es Fehler aus denen sie gelernt<br />

haben? Als sie in den 70er Jahren Direktor der Börsenabteilung der Deutschen Bank wurden<br />

und dort Führungsverantwortung hatten, woraus haben sie gelernt? Können sie sich da an<br />

irgendwas Konkretes erinnern?<br />

Rolf-Ernst Breuer: Ich kann mich deutlich an Fehler erinnern, die mir, vor allem was die<br />

Kommunikation nach außen angeht, unterlaufen sind. Ich war nicht gewohnt, im Fernsehen<br />

aufzutreten. Das lernt man nicht, das musste man im learning-by-doing versuchen und ich<br />

kam in einer sehr kritische Situation in die Tagesschau von Herrn Wickert, als nämlich eine<br />

Fusion zwischen Krupp & Hoesch und Thyssen stattfinden sollte und die Gewerkschaften und<br />

die Arbeiter im Ruhrgebiet um ihre Arbeitsplätze fürchteten und der Deutschen Bank die<br />

Schuld gaben und hier vor die Türme zogen. Und da rief Herr Wickert an und wollte ein<br />

Vorstandsmitglied der Deutschen Bank in den Abendnachrichten haben und die Wahl fiel auf<br />

mich, weil ich kurz davor war, der Sprecher zu werden. Und dann bin ich nach Mainz<br />

gefahren und habe weder Herrn Wickert vorgefunden noch sonst irgendjemanden, sondern ein<br />

dunkles Zimmer und hinten in der Ecke stand ein Fernsehapparat, und darauf war Herr<br />

Wickert zu sehen, live. Und ich musste mit diesem dunklen Fernsehapparat dort in der Ecke<br />

reden und das kam so schrecklich rüber, wie man hinterher dann feststellen konnte und wir<br />

mir das auch vorgeführt wurde, und meine Frau hat es mir auch bestätigt, weil ich es nicht<br />

gewohnt war, in diesem sehr merkwürdigen Umfeld natürlich zu reagieren, und die Botschaft,<br />

die meines Erachtens in Ordnung war, dass die Deutsche Bank sich da durchaus angemessen<br />

verhalten hat, kam nicht rüber. Ich machte einen schuldbewussten Eindruck und hätte ein<br />

schlechtes Gewissen vorgezeigt. Das hat mich dazu geführt, dass ich zu einem Moderator<br />

gegangen bin, der mich in ein Fernsehstudio am Wochenende bestellt hatte, und da haben wir<br />

geübt und das Ganze nochmal aufgeführt. Zu spät, aber immerhin. Ein Beispiel wie ich aus<br />

Fehlern gelernt habe, das ist mir hinterher nicht mehr passiert.<br />

Rolf van Dick: Ich habe gelesen, ab ungefähr 2000 haben sie damals als Vorstandsprecher<br />

auch mit daran gewirkt, dass die Deutsche Bank bis zu 1 Milliarde jährlich für

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!