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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Rolf van Dick: Wie führen Sie persönlich? Wenn Sie morgens zum Beispiel in Ihr Büro<br />

kommen, was machen Sie dann konkret mit Ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern? Das ist<br />

ja sicherlich auch unterschiedlich in den verschiedenen Funktionen.<br />

Salomon Korn: Ja, das Erste, was ich versuche, ist natürlich ich sage mal eine Beziehung<br />

herzustellen, indem ich vielleicht kurz eine Anekdote erzähle oder was mir passiert ist oder<br />

so, dass man auf eine gleiche Wellenlänge kommt und dann gehen die Dinge einfach von<br />

selbst. Also es ist nicht so, dass ich mir da meine großen Gedanken mache, aber es ist immer<br />

Zeit für eine kleine Geschichte, für einen Witz, für eine Anekdote oder ein Austausch von<br />

Erlebnissen, die man kürzlich hatte. Also, das funktioniert eigentlich immer.<br />

Rolf van Dick: Gibt es in Ihrer Funktion hier in der Jüdischen Gemeinde das klassische<br />

Repertoire des Managements von Zielvereinbarungen, Mitarbeitergesprächen und so etwas?<br />

Setzen Sie so etwas ein?<br />

Salomon Korn: Also ich selbst tue es persönlich nicht und auch nicht bewusst.<br />

Wahrscheinlich laufen die Dinge in gewisser Weise schon über einen Automatismus oder<br />

über Erfahrungswerte ab. Ich glaube auch, wenn man bestimmte Dinge anfängt bewusst zu<br />

tun, dann hat man nicht mehr diese Spontanität, die man eigentlich braucht, um glaubwürdig<br />

zu bleiben. Und insofern, vielleicht mache ich mir hinterher meine Gedanken, aber ich habe<br />

mir noch nie Gedanken darüber gemacht, wie Autorität oder Sachkompetenz sozusagen<br />

vermittelt werden muss, denn dann würde wiederum ein Stück Spontanität fehlen, die<br />

eigentlich auch zur Glaubwürdigkeit, zur Autorität und zur Führungsqualität zählt. Also, es ist<br />

eine schwierige Gratwanderung sozusagen zwischen Spontanität und bewusstem Einsatz von<br />

Erfahrung.<br />

Rolf van Dick: Sie haben vorhin schon angefangen sozusagen gute Führung zu definieren<br />

und haben zwei Dinge genannt, nämlich Autorität - zur Führung gehört Autorität - und man<br />

muss in der Sache kompetent sein.<br />

Salomon Korn: Und eine gewisse soziale Kompetenz, das heißt, man muss also wissen, wie<br />

man mit Menschen umgeht. Wer, sagen wir, seine Autorität sozusagen nach außen trägt und<br />

heraushängt, der hat keine wirkliche Autorität. Denn wer das nötig hat, bei dem stimmt<br />

irgendwas nicht und ein Gesprächspartner, ein Gegenüber, ein Mitarbeiter erfasst das intuitiv,<br />

dass bestimmte Dinge eingeübt sind oder gespielt sind, aber eben nicht Teil einer integralen<br />

Persönlichkeit und ich denke das ist wichtig, dass man das Gefühl hat, man hat eine integrale<br />

Persönlichkeit vor sich, in der die Dinge sozusagen abgestimmt sind, in der sie rund sind, in<br />

der Erfahrung ist, in der eine Emotionalität auch den Umgang miteinander beherrscht. Alles<br />

andere ist nicht glaubwürdig und führt auch, glaube ich, weg von dem, was man Autorität<br />

oder Führungsqualität nennt.<br />

Rolf van Dick: Sie haben jetzt mehrfach gesagt, wenn ich Sie richtig verstehe, dass man das<br />

eigentlich nicht lernen kann. Also man kann es nicht in Kursen lernen, Mitarbeiter merken,<br />

wenn es eingeübt ist. Aber heißt das im Umkehrschluss, dass man entweder dazu geboren ist<br />

führen zu können oder es gleich lassen sollte?<br />

Salomon Korn: Ich glaube nicht, dass man dazu geboren ist. Es ist so, Erziehung oder was<br />

auch immer damit zusammenhängt, glaube ich, geht über, vor allem über Imitationsverhalten.<br />

Und Imitationsverhalten bedeutet, Sie brauchen jemanden in Ihrem Leben oder brauchen<br />

Menschen in Ihrem Leben, die sich sozusagen unbewusst richtig verhalten aus ihrem Gefühl<br />

heraus und die Ihnen sozusagen ein Vorbild liefern für bestimmte Rollenmuster. Das ist in

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