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Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...

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Gesprächprotokolle von letztem mal? Protokollkontrolle, also ganz normale Vorgänge für<br />

Führungspersonen, die wollen, dass sich ein System einfach gut weiterentwickelt.<br />

Rolf van Dick: Das Mittlere, den Tageslauf zu strukturieren, da hätte ich jetzt gedacht, dass<br />

es in so einem Orden jahrhundertealte gibt, wann man aufsteht, zu Bett geht und was<br />

dazwischen passiert.<br />

Bruder Paulus: Nein, nein, nein, nein! Das ist ja gerade die Überlebenskraft der Kirche, dass<br />

sie immer wahnsinnig angepasst war. Nee, das finden manche hocherstaunlich, dass diese<br />

starre Institution, die so von anno tobak ist, die lebt ja heute noch, weil sie so eine<br />

Anpassungsleistung hatte. Der heilige Franziskus sagt, je nach Ort Zeit und kalten Gegenden,<br />

müssen wir uns anpassen an die Gegebenheiten. Es gibt Klöster, da stehen die Brüder um halb<br />

sechs auf und beten schon um halb sieben, weil um sieben Uhr schon die Frühmessen<br />

losgehen. Hier haben wir abends viel zu tun, beten wir erst um acht Uhr zum ersten mal<br />

zusammen. Das ist eine andere Lebensweise, das muss man anpassen, wenn man den Werten,<br />

die uns wichtig sind, dadurch die Ehre gibt.<br />

Rolf van Dick: Das dritte Themenfeld, also Meetings organisieren und zu überlegen, was<br />

wollen wir tun und wie wollen wir es tun, haben sie das einfach durch learning by doing<br />

gelernt oder sind sie selber mal auf einen Führungskräfte Workshop gegangen? Oder ist es<br />

Teil der Priesterausbildung, dass man solche Fertigkeiten an die Hand bekommt?<br />

Bruder Paulus: Also ich glaube, dass da die Priesterausbildung noch ergänzungsbedürftig<br />

ist. Ich selber bin jetzt vom Typ her eine gewisse Führungspersönlichkeit, weil durch meinen<br />

Vater war ich schon durch Führung geprägt, in allen Für und Wider natürlich auch. Wenn sie<br />

redegewandt sind und eine entsprechende Statue haben, dann ist immer schon auch ein<br />

gewisser Übertragungsmechanismus da. Das zu handeln finde ich viel schwieriger, also das,<br />

was andere in einen reinsehen aufgrund ihrer Geschichte, das so zu handeln, dass man noch<br />

zu einem Dialog kommt und man nicht die ganze Zeit mit dem Bildern arbeiten muss, die<br />

andere sich von einem gemacht haben. Und deshalb habe ich selber eine<br />

Psychotherapieausbildung mitgemacht und ähnliches, um selbstreflexiv genug zu sein. Also<br />

ich bilde mir ein, in 90 Prozent der Fälle zu wissen, wieso ich mich wie verhalte, wie ich<br />

ticke, warum ich auf manches reagiere und auf anderes nicht. Also das würde ich für eine<br />

Führungskraft schon für wichtig halten, dass sie Selbstreflexionsvermögen hat, dass sie<br />

feedbackfähig ist, dass sie denkwürdig ist…<br />

Rolf van Dick: Nun kann ja nicht jeder eine Therapieausbildung machen.<br />

Bruder Paulus: Nee, kann auch nicht jeder, aber ich glaube, letztlich habe ich auch dadurch<br />

nicht gelernt zu führen – je öfter ich das in den Mund nehme, desto mehr frage ich mich auch,<br />

ob ich überhaupt führe, weil ich hab ja auch Vorbilder im Orden! Es gibt ja auch Personen,<br />

die gute Hirten sind, die das einfach drauf hatten und das gemacht haben…Mitbrüder,<br />

konkrete Mitmenschen, bei denen man das abgeguckt hat, bei denen man in die Lehre<br />

gegangen ist. Und dann hat man gesagt. „Ich probier es jetzt mal so.“ Man hat ja auch selber<br />

einige Jahre gelitten unter Führungen von Anderen und hat sich gedacht: „Ich mach aber<br />

bestimmt alles viel viel besser!“ Aber in Wirklichkeit macht man nicht alles viel viel besser<br />

und andere haben jetzt auch wieder etwas zu leiden unter einem. Also das ist ein ewiges<br />

Suchen und wichtig ist, dass man in einen Dialog kommt und in Kommunikation bleibt,<br />

meine ich.

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