Leadership-Interview-Transkript - Sozialpsychologie - Goethe ...
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Hilmar Hoffmann<br />
Kurzbiografie<br />
Hilmar Hoffmann wurde 1925 in Bremen geboren und hat das Gymnasium in Oberhausen<br />
besucht. Dort hat er mit erst 26 Jahren die Städtische Volkshochschule gegründet und 1954<br />
das erste internationale Kurzfilmfestival ins Leben gerufen.<br />
Ab 1970 war er 20 Jahre lang Kulturdezernent in Frankfurt und hat sich dort um<br />
Einrichtungen wie das Kommunale Kino, Stadtteilbibliotheken oder Mitbestimmung im<br />
Frankfurter Schauspiel gekümmert. Herr Hoffmann war Initiator des Frankfurter<br />
Museumsufers und lehrte Filmtheorie und Kulturpolitik an den Universitäten Bochum,<br />
Frankfurt, Marburg, Jerusalem und Tel Aviv. Fast 10 Jahre lang, bis 2001 war er Präsident<br />
des <strong>Goethe</strong> Instituts, leitete fünf Jahre lang die Stiftung Lesen in Mainz und war bis 2011<br />
Vorsitzender des Verwaltungsrats im Deutschen Filminstitut/ Deutschen Filmmuseum, sowie<br />
Vorsitzender des Programmbeirats von RTL und Hit Radio FFH. Er wurde mit vielen<br />
Ehrungen ausgezeichnet, unter anderem dem Bundesverdienstkreuz und dem Hessischen<br />
Verdienstorden, sowie mehreren Ehrendoktorwürden. Auch verfasste er unzählige Bücher,<br />
unter anderem über große Frankfurter Persönlichkeiten, über Frankfurts starke Frauen oder<br />
die Frankfurter Oberbürgermeister.<br />
<strong>Interview</strong> geführt in Frankfurt am 9. Juli 2012<br />
Rolf van Dick: Herr Hoffmann, wir danken Ihnen herzlich, dass Sie unser Center<br />
unterstützen wollen. Es geht heute um das Thema Führung. Sie selber haben 20 Jahre lang als<br />
Kulturdezernent im Magistrat hier in Frankfurt natürlich Führungsaufgaben gehabt, aber Sie<br />
wurden auch geführt oder haben Führungspersönlichkeiten wie die Oberbürgermeister<br />
Frankfurts kennen gelernt. Sie waren anschließend zehn Jahre lang Präsident der <strong>Goethe</strong>-<br />
Institute. Dort hatten Sie wahrscheinlich eine ganz andere Führungsaufgabe und<br />
Führungsrolle. Sie haben in vielfältigen anderen Kontexten – angefangen als junger Soldat im<br />
Krieg bis hin zu Ihren Tätigkeiten in Verwaltungsräten bei RTL oder HIT Radio FFH oder im<br />
Deutschen Filmmuseum - Führung kennen gelernt, entweder von anderen oder selber<br />
ausgeübt. Uns interessiert Ihre ganz persönliche Sicht auf Führung. Ich möchte anfangen mit<br />
einer Frage, die ich immer Stelle, 'ob wir überhaupt Führung brauchen' – und die möchte ich<br />
gerne formulieren im Hinblick auf Ihr „Alterswerk“. Sie schreiben immer noch Bücher, geben<br />
immer noch fast jedes Jahr ein neues Buch heraus oder schreiben neue Bücher. Brauchen Sie<br />
dafür Führung? Brauchen Sie jemanden, der Sie motiviert, der Sie anleitet, der Ihnen sagt,<br />
wann sie aufstehen müssen?<br />
Hilmar Hoffmann: (lacht). Nein, das brauche ich nicht. Ich bin ja Hanseate und von Jugend<br />
auf gewohnt, Disziplin zu üben. Deswegen stehe ich morgens früh auf, fange um neun an zu<br />
schreiben bis ein Uhr und dann um drei Uhr bis sechs. Wie ein Beamter sitze ich dann<br />
entweder hier oder an meinem Schreibtisch oder draußen im Garten. Aber da brauche ich<br />
niemanden, der mich anstößt. Nicht einmal den Verleger. Der freut sich immer, wenn ich<br />
pünktlich mein Manuskript abliefere und wenn nicht, dann verschieben wir es auf das nächste<br />
Jahr.<br />
Rolf van Dick: Wie meinen Sie allgemein, wie wichtig ist Führung? Meinen Sie, dass die<br />
meisten Menschen sich selber motivieren könnten, wenn man sie lassen würde? Oder meinen<br />
Sie, dass man Führung in allen Kontexten doch notwendig braucht?